Brexit-Folgen Anleger halten die Luft an

Wenn Theresa May am Dienstagmittag Details ihrer Brexit-Strategie bekannt gibt, hören nicht nur EU-Politiker genau zu. Auch Aktien- und Devisenanleger werden die Pläne der britischen Premierministerin penibel analysieren.

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Am Montag war das britische Pfund auf ein Drei-Monats-Tief gesunken. Quelle: AP

Frankfurt/Düsseldorf Gespannte Ruhe an den europäischen Finanzmärkten: Am Mittag stellt die britische Premierministerin Theresa May in einer Grundsatzrede ihre Brexit-Pläne vor. Britischen Medienberichten zufolge wird sie einen klaren Bruch mit der Europäischen Union (EU) ankündigen, einen sogenannten harten Brexit. Das Vereinigte Königreich ist demnach prinzipiell zu einem Ausstieg aus dem europäischen Binnenmarkt und der Zollunion bereit. Es werde keine Teil-Mitgliedschaft in der EU oder sonstige Konstrukte geben, die Großbritannien „halb drinnen“ oder „halb draußen“ ließen, heißt es in Auszügen aus ihrer Rede, die in der Nacht veröffentlicht wurden.

Die wachsende Furcht vor den Folgen des Brexit zeigten sich am Dienstag bereits an den asiatischen Aktienbörsen: In Tokio sank der japanische Leitindex Nikkei um 1,5 Prozent auf 18.813 Punkte. Damit markiert er den niedrigsten Stand seit mehr als einem Monat.

Auch der deutsche Leitindex Dax ging zum Börsenstart auf Talfahrt und verlor 0,7 Prozent auf 11.473 Punkte. Im Zusammenhang mit dem EU-Austritt Großbritanniens haben die Anleger unter anderem die Deutsche Börse im Blick, die sich mit der London Stock Exchange zusammenschließen will. Die hessische Landesregierung will am Dienstag mit Top-Managern beider Konzerne über die Fusion diskutieren.

An den europäischen Börsen gerieten am Dienstagmorgen vor allem Minen- und Autoaktien unter Druck. Der pan-europäische Index Euro-Stoxx 50 verlor 0,5 Prozent auf 3.279 Punkte, der britische Leitindex FTSE 100 gab zum Handelsstart ebenfalls leicht um 0,4 Prozent auf 7.305 Punkte nach.

Die Aussicht auf einen Verlust des Zugangs zum Binnenmarkt dämpft bei britischen Firmen offenbar die Investitionsfreude. Einer Umfrage von YouGov und dem Forschungsinstitut CEBR zufolge planen nur noch 29 Prozent der befragten Firmen höhere Investitionen, nach 31 Prozent im November. Die britische Notenbank sieht in rückläufigen Investitionen eines der großen Risiken für die Wirtschaft Großbritanniens.

Vor allem aber die Devisenmärkte dürften empfindlich auf die Details in Mays Ankündigung reagieren. Die britische Zeitung „Sunday Times“ hatte berichtet, May wolle einen „klaren und harten“ Brexit. Das hatte bereits am Montag den Kurs des britischen Pfunds unter Druck gesetzt. Die Währung notierte zeitweise bei weniger als 1,20 Dollar – dem niedrigsten Stand seit Oktober 2016 – erholte sich aber im Lauf des Tages wieder auf 1,205 Dollar. Am Dienstagmorgen notierte das Pfund mit 1,2111 Dollar erneut leicht im Plus.

Anleger wichen unterdessen in die als vergleichsweise sicher geltende japanische Währung aus. An den Devisenmärkten in Fernost legte der Yen zu, ein Dollar kostete 114,05 Yen. Auch der Euro notierte am Dienstagmorgen mit 1,0620 Dollar etwas höher als im späten New Yorker Handel am Montag.

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