Brexit-Folgen Frankfurt setzt sich für Londons Banker in Szene

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Gibt es überhaupt genug Wohnungen?

Aufatmen dagegen für die Daheimbleibenden. "Die Brexit-Gewinner werden Frankfurt und Paris sein", sagt Guy Barnard, Fondsmanager bei Henderson in London. Der Immobilienexperte glaubt, dass einige große Investmentbanken wie angekündigt Teile ihrer Mitarbeiter an den Main oder die Seine schicken werden und die Mieten in der Londoner City fallen. Grämen müssten sich die Besitzer der Bürotürme aber trotzdem nicht: Private Equity-Investoren und chinesische Interessenten stehen schon bereit und wittern Schnäppchenpreise.

Das sagen Ökonomen zum Brexit-Entscheid

In Frankfurt dürften es im Fall eines Umzugs die Londoner sein, welche mit chinesischen Investoren um die besten Eigentumswohnungen rangeln. Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) hat auf die Angst vor der Wohnungsnot bisher keine richtig überzeugende Antwort. Es werde, so der SPD-Politiker, in einem Interessengebiet von rund 45 Minuten rund um den Frankfurter Hauptbahnhof herum gebaut. Das gelte nicht nur für Wohnraum, sondern auch für Büroflächen.

Auch letztere dürften stärker nachgefragt werden, sollten einige Londoner Großbanken tatsächlich die Umzugslaster bestellen. Zumal sie auch da andere Preise gewohnt sind. Was in Frankfurts Bürotürmen an Monatsmiete fällig wird, zahlen die Institute in London für eine oder zwei Wochen. Feldmann wird Antworten finden müssen, um ein dramatisches soziales Gefälle zu vermeiden. Bisher betont der Oberbürgermeister aber die Chancen. „Das ist ein gutes Signal für die gesamte Region“, kommentierte Feldmann das Ergebnis der BCG-Umfrage.

Londons Banker meiden den Main

Noch allerdings ist gar nicht klar, ob überhaupt so viele Banken den Schritt nach Frankfurt wagen. Frankfurt sei doch langweilig, sagte ein Banker in der Londoner City noch vor kurzem. Und mit dieser Meinung ist er nicht alleine. Auch die BCG-Umfrage ergibt, dass viele Deutschlands Finanzstadt Nummer eins für langweilig halten. Zudem fürchten die angelsächsischen Banker die Sprachbarriere, für viele wäre Dublin daher die erste Wahl. Gerade bei Bankern aus Großbritannien schneidet Frankfurt in der Umfrage nicht so gut ab und landet nur auf Platz fünf, noch hinter Amsterdam. Vorne liegen dagegen New York und Singapur, welche ins Spiel kämen, wenn amerikanische Banken dem EU-Markt den Rücken kehren würden.

Die Marketingprofis von der FrankfurtRheinMain GmbH dürften also in den kommenden Wochen noch viel zu tun haben, um das Image der Mainmetropole bei den verwöhnten Londonern aufzubessern. Feldmann etwa lobt die „kurzen Wege“, die es in Frankfurt im Gegensatz zu London oder New York gebe. Auch das breite Kulturangebot und die „U-Bahn ins Mittelgebirge“ hebt der Oberbürgermeister hervor.

Das Magazin fürs Standortmarketing setzt dagegen auf Bewährtes. Die wichtigste Flaniermeile der Region, die Goethestraße, darf da nicht fehlen. Die Geschäfte dort dürften die kaufkräftige Londoner Kundschaft herzlich willkommen heißen.   

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