Anleger, die sich dennoch in Schwellenländern engagieren wollen, sollten nicht nur nach den Heimatländern der Aktien auswählen, meint Jain: "Unternehmen wie Samsung oder die taiwanesischen Auftragsfertiger TSMC und Foxconn kommen aus asiatischen Wachstumsländern und werden von den meisten Anlegern als Schwellenländeraktien wahrgenommen, sie machen aber mehr als 85 Prozent ihrer Umsätze und Gewinne in Nordamerika und Europa." Umgekehrt ist Coca-Cola für die meisten Anleger eine US-Aktie. Doch die Marke ist in fast allen Schwellenländern auf dem Vormarsch. Die Käufer sind bereit, mehr Geld dafür auszugeben als für das heimische Zuckerwasser. "Coca-Cola hat zum Beispiel in Indien 75 Prozent Marktanteil; ich halte es für ausgeschlossen, dass je ein indischer Getränkekonzern das erreicht", sagt Jain.
Generell könnte es eine gute Idee sein, sich ein Portfolio aus westlichen Konzernen mit hohen oder steigenden Schwellenländeranteilen an Umsatz, Cash-Flow und Gewinn zuzulegen. "Wer die hohe Schwankungsanfälligkeit der Schwellenländerbörsen scheut, sollte lieber die Aktien westlicher Konzerne kaufen, als direkt an den asiatischen oder lateinamerikanischen Börsen zu investieren", so Jain. So kombiniert man die Wachstumsmärkte der Region mit westlicher Rechnungslegung und Börsentransparenz, etwa regelmäßigen Quartalsberichten und zuverlässiger Investor Relations.
Die Auswahl an geeigneten Aktien ist mittlerweile groß, auch im Dax (siehe Tabelle). Allein in den vier BRIC-Staaten setzten deutsche Unternehmen 2010 und 2011 Waren für mehr als 200 Milliarden Euro um. Die Ausfuhren in die USA waren 2011 mit 66 Milliarden Euro nur noch halb so groß wie die BRIC-Exporte.
Die Tabelle zeigt, wie viel Umsatz die 30 Dax-Unternehmen aktuell in den Schwellenländern erzielen. Dazu hat die WirtschaftsWoche eine aktuelle Umfrage unter den 30 Dax-Werten durchgeführt. Ein Beispiel: Adidas machte 2011 48 Prozent seines Umsatzes in den Wachstumsregionen Lateinamerika, Asien (ohne Japan), Osteuropa und Afrika. Wer für 1000 Euro Adidas-Aktien kauft, erwirbt damit rund 600 Euro Umsatz aus den Schwellenländern. Bei K+S, die im Zuge des China- und Rohstoffbooms bis 2008 ihren Börsenwert in wenigen Jahren vervielfachte, kaufen Anleger mit 1000 Euro nur 205 Euro Schwellenländerumsatz ein.
China- und Brasilien-Geschäft über den Dax kaufen | |||||
Wie viel Umsatz die Top-30-Konzerne im Ausland und in Schwellenländern machen | |||||
Unternehmen/Branche | Umsatz 1 | Umsatz im Ausland 2 | Umsatz in Schwellenländern 3 | Prognose 4 | wichtigste Zukunftsmärkte 5 |
Adidas/Sportartikel | 13,3 | 95 | 48 | bis zu +10 % | Russland, China, USA |
Allianz/Finanzen | 96,5 | 70 | 11 | bis zu +10 % | k. A. |
BASF/Chemie | 73,5 | 61 | 34 | mehr als +10 % | China |
Bayer/Chemie, Pharma | 36,5 | 87 | 36 | bis zu +10 % | China |
Beiersdorf/Chemie | 5,6 | 39 | 29 | k. A. | China, Brasilien, Russland |
BMW/Automobil | 68,8 | 80 |
35 | bis zu +10 % | k. A. |
Commerzbank/Finanzen | 17,3 | k. A. | k. A. | k. A. | k. A. |
Daimler/Automobil | 106,5 | 82 | 36 | bis zu +10 % | China |
Deutsche Bank/Finanzen | 33,2 | k. A. | k. A. | k. A. | k. A. |
Deutsche Börse/Finanzen | 2,2 | 17 | k. A. | k. A. | k. A. |
Deutsche Post/Logistik | 52,8 | 68 | 34 | bis zu +10 % | BRIC, Mexiko |
Deutsche Telekom | 58,9 | 55 | n. r. | k. A. | k. A. |
E.On/Versorger | 112,8 | k. A. | n. r. | k. A. | Brasilien, Türkei |
Fresenius/Medizin | 16,5 | 78 | 17 | bis zu +10 % | k. A. |
FMC/Medizin | 12,8 | 97 | 10 | bis zu +10 % | k. A. |
HeidelCement/Baustoffe | 12,9 | 90 | 42 | bis zu +10 % | Indonesien |
Henkel/Konsum | 15,6 | 85 | 28 | bis zu +10 % | k. A. |
Infineon/Technologie | 4,0 | 73 | 42 | bis zu +10 % | China, Indien |
K + S /Düngemittel | 5,2 | 84 | 25 | mehr als +10 % | k. A. |
Linde/technische Gase | 13,8 | 90 | 28 | mehr als +10 % | Asien, speziell China |
Lufthansa/Logistik* | 28,7 |
60* | 15* | bis zu +10 % | USA, Brasilien, China* |
MAN/Lkw- und Anlagenbau | 16,5 | 79 | 40 | bis zu +10 % | Brasilien |
Merck KGaA/Pharma | 10,1 | 92 | 50 | bis zu +10 % | China |
Metro/Handel | 66,7 | 60 | 30 | mehr als +10 % | Russland |
Münchener Rück/Finanzen | 49,6 | 71 | 12 | bis zu +10 % | China, Vietnam |
RWE/Versorger | 51,7 | k. A. | k. A. | k. A. | k. A. |
SAP/Software | 14,2 | 84 | k. A. | bis zu +10 % | k. A. |
Siemens/Elektro u. Anlagenbau | 73,5 | 85 | 33 | mehr als +10 % | China |
ThyssenKrupp/Stahl | 49,1 | 67 | 25 | k. A. | k. A. |
VW/Automobil* | 159,0 | 78 | 24* | k. A. | Brasilien, Mexiko, China* |
* keine Beteiligung an der Umfrage, Werte geschätzt; 1 in Milliarden Euro, jeweils letztes Geschäftsjahr (bei Finanzwerten: Gesamtertrag); 2 Anteil der Auslandsumsätze am Gesamtumsatz, währungsbereinigt, in Prozent; 3 Anteil der Regionen ‧Lateinamerika, Afrika, Asien (ohne Japan) am Gesamtumsatz, währungsbereinigt, in Prozent; 4 Selbsteinschätzung zur ‧Entwicklung des Anteils des Schwellenländergeschäftes in den kommenden fünf Jahren; 5 Einschätzung der Unternehmen; Abkürzungen: BRIC = Brasilien/Russland/Indien/China, k. A. = keine Angaben, n. r. = nach eigenen Angaben nicht relevant; Quelle: Bloomberg, WirtschaftsWoche-Umfrage 2012 |