Bridgewater Ray Dalio wettet gegen Italien

Bridgewater hat das hochverschuldete und schwächelnde Italien im Visier: Der weltgrößte Hedgefonds stockt seine Position, mit der er auf den Kursrückgang italienischer Unternehmen setzt, um 300 Millionen Dollar auf.

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Der Fonds wurde von Ray Dalio gegründet, der sich nach und nach aus der Führung zurückzieht, aber immer noch eine starke Position in der Firma hat. Quelle: Reuters

New York Bridgewater, der weltweit größte Hedgefonds, hat sich Italien vorgenommen. Zuvor hatte der Fonds schon 1,1 Milliarden Dollar für Wetten gegen italienische Unternehmen eingesetzt. Jetzt sind nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg noch 300 Millionen hinzugekommen. Die größte Short-Position ist nach diesen Angaben der Versorger Enel mit etwas über 300 Millionen, danach kommt neu Eni mit 300 Millionen, mit etwas kleineren Positionen folgen die italienischen Banken Unicredit und Intesa Paolo und dahinter der Versicherer Assicurazioni Generali. Unicredit und Generali sind mit Tochtergesellschaften auch in Deutschland vertreten.

Eni-Chef Claudio Descalzi kommentierte gegenüber Bloomberg: „Hedgefonds kommen und gehen, das ist kein großes Problem.“ Bridgewater beantwortete eine Anfrage zu dem Thema nicht.

Bridgewater sitzt nördlich von New York und verwaltet rund 150 Milliarden Dollar, überwiegend für institutionelle Anleger. Wie bei Hedgefonds üblich, geht der Fonds auch so genannte Short-Positionen ein, mit denen er von dem Fall eines bestimmten Aktienkurses profitiert. Der Fonds wurde von Ray Dalio gegründet, der sich nach und nach aus der Führung zurückzieht, aber immer noch eine starke Position in der Firma hat. Er ist auch durch seine eigenwillige Managementmethode bekannt geworden, bei der die Mitarbeiter sich gegenseitig für jedermann einsehbar kritisieren.

Die italienischen Versorger sind zum Teil in Staatsbesitz. Die Banken wiederum halten große Bestände an einheimischen Staatsanleihen. Beide Branchen sind so eng mit der Regierung wie auch mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung verbunden. Italien gilt zurzeit als Sorgenkind im Euro-Raum und das schließt die Banken ein. Das Land hat mit knapp 2,3 Billionen Euro weltweit die drittgrößte Staatsverschuldung – mit sehr großem Abstand hinter den USA und Japan und jeweils nur kleinem Abstand vor Frankreich, Deutschland und Großbritannien, während Spanien auf Platz sieben nur etwa die Hälfte von Italien ausweist. Relativ hoch, wenn auch rückläufig, liegt der Anteil der faulen Kredite im italienischen Bankensystem bei rund zwölf Prozent. Beides sind Indizien für die wirtschaftliche Schwäche des Landes.

Auf der anderen Seite zeigen die Geschichte und die Praxis des Bankgeschäfts, dass hohe Schulden häufig auch zum Problem des Gläubigers werden. Anders gesagt: Kaum jemand dürfte Italien oder seinen Banken, wenn es brennt, Hilfe verweigern, weil ein Absturz des Landes zu stark auf ganz Europa und den weltweiten Kapitalmarkt ausstrahlen würde. Bei der Rettung der italienischen Bank Monte dei Paschi hat sich bereits gezeigt, dass die europäischen Institutionen und Partnerländer lieber den Einsatz von staatlichem Geld geduldet haben, als eine allgemeine Bankenkrise in Italien zu riskieren.

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