Bis 2012 notierte der Remscheider Traditionsbetrieb im Prime Standard der Deutschen Börse in Frankfurt. Das ist erste Liga in Sachen Transparenz, Quartalsberichte sind Pflicht – auch die Dax-Konzerne notieren hier. Mittlerweile sind die Brüder Mannesmann in den weitgehend unregulierten Freiverkehr gewechselt, ins Mittelstandssegment m:access nach München.
Unterlagen zur Geschäftslage gibt es nur noch digital, und die mit großer Verspätung: Der Geschäftsbericht 2013 sollte im Juli veröffentlicht werden, kam dann erst Ende August. Das Ergebnis vor Steuern und außerordentlichen Erträgen lag 2013 mit 3,5 Millionen Euro im Minus, nach über fünf Millionen Verlust im Vorjahr. Anleger erhalten außer dem Geschäftsbericht und einem spärlichen Halbjahresbericht keine weiteren Nachrichten mehr von ihrem Unternehmen. Die letzte Ad-hoc-Meldung stammt vom 7. Dezember 2012; im Freiverkehr sind die Meldungen nicht mehr nötig.
Größter Kritikpunkt vieler Anleger sind die Bezüge des Vorstands. Jürgen und Bernd Schafstein erhielten 2013 zusammen 1,2 Millionen Euro, wie auch in den Vorjahren. Das „Schwarzbuch Börse“ der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger titelte dementsprechend schon 2011: „Brüder Mannesmann als Versorgungsbetrieb für den Vorstand?“ Zum Vergleich: Der Börsenwert des Konzerns liegt bei rund 2,5 Millionen Euro. Der Vorstand erklärt, das Vergütungssystem der Brüder Mannesmann Gruppe halte einem vertikalen und horizontalen Vergleich stand.
Nebenbeschäftigungen
Die Holding besitzt laut Geschäftsbericht offiziell fünf Tochtergesellschaften. Operativ sind die Brüder Mannesmann Werkzeuge GmbH und Schwietzke Armaturen GmbH ausschlaggebend. Diese agieren mit eigenen Töchtern. Doch im Umfeld der AG existieren Unternehmen und Vermögensverwaltungen, die Anlegern im Geschäftsbericht nur als „andere nahestehende Unternehmen“ präsentiert werden. Schafstein-Beteiligungen residieren sogar unter dem Dach des Konzernsitzes in der Lempstraße in Remscheid.
Eine dieser Firmen ist die Prosperas GmbH. Seit Anfang des Jahres ist Jürgen Schafstein dort Gesellschafter und Geschäftsführer. Die Firma handelt laut Unternehmensregister mit Waren und Teilen für die Fabrikation von Metall- und Kunststoffarmaturen. Ein Kernsektor der Brüder Mannesmann AG. Auf der Internet-Seite von Prosperas prangt bisher nur ein Firmenlogo, zum operativen Geschäft oder zu Mitarbeitern gibt es keine Informationen. Der Vorstand der Brüder Mannesmann erklärt, dass Prosperas sich nie mit einem Armaturengeschäft beschäftigt habe. Ein Konkurrenzverhältnis zur AG bestehe nicht und habe nicht bestanden. Fragen wirft auch die Brüder Mannesmann TEC GmbH auf, die nicht zur AG gehört. Laut Handelsregister soll sie im Fotovoltaiksektor tätig sein und mit Öl handeln. Die Geschäfte führen Jürgen und Bernd Schafstein gemeinsam mit Nicole Schafstein-Coen. Der Firmensitz dieses Energieunternehmens liegt mitten in der Kölner Einkaufszone in einem Mehrparteienhaus, ein Klingelschild für Mannesmann TEC fehlt. Dafür gibt es eine Klingel für die Steuerberater und Wirtschaftsprüfer von W+St. Mitarbeiter dieser Beratungsgruppe prüften in den Jahren 1998 bis 2000 auch die Abschlüsse der Brüder Mannesmann AG. W+St konnte aufgrund von Verschwiegenheitsverpflichtungen eine Beziehung zur TEC GmbH weder bestätigen noch dementieren.