Damit erinnert der jüngste Xing-Vorstoß stark an ein ähnliches Angebot, mit dem Rivale LinkedIn schon seit längerem versucht, die Verweildauer im eigenen Netzwerk zu steigern: So haben die Amerikaner bereits im vergangenen Herbst ihre Plattform-internes Publishing-Tool im deutschsprachigen Raum gestartet – das bedeutet: LinkedIn-Mitglieder können seit September 2015 neben Status-Updates mit Fremdlinks oder Fotos auch eigene Artikel in dem Netzwerk veröffentlichen.
Diese wiederum werden dann mittels LinkedIn Pulse verbreitet, einem speziellen News-Angebot innerhalb des Netzwerks: Der Algorithmus hinter Pulse spielt die Blog-Beiträge an viele andere potenzielle Interessenten eines bestimmten Themengebiets aus. Dadurch sollen User häufiger bei LinkedIn vorbeischauen und dort auch direkt Artikel lesen.
"Facebook ist viel zu groß"
Im Gegensatz zu Xing kann bei LinkedIn jeder Nutzer seine eigenen Beiträge veröffentlichen – ein Unterschied, den Xing zumindest in der Frühphase ganz bewusst gewählt hat, wie Roland Tichy, früher WiWo-Chefredakteur und heute Herausgeber von Xing News, erläutert: „Wettbewerber wie Facebook sind für berufsbezogene Inhalte eigentlich viel zu groß“, sagt Tichy.
Dagegen sei Xing schon heute spezialisiert auf Wirtschaft. „Jetzt verengen wir es mit Branchen-Insider weiter auf einzelne Branchen.“
Auch das Xing-Management will vom Vorbild LinkedIn nichts wissen: „Die Branchen-Insider sind die logische Fortsetzung unserer erfolgreich gestarteten Content-Offensive. Neben den weit verbreiteten Xing-Newslettern und dem themenzentrierten Debattenformat Klartext positionieren wir ein neues, auf Experten fokussiertes News-Format“, so Xing-Vorstandschef Thomas Vollmoeller. „Bereits zum Start werden unsere Mitglieder vom Fachwissen und persönlichen Einblicken von mehr als 60 Experten aus dem deutschsprachigen Raum profitieren. Das werden wir sukzessive um weitere Branchen und Insider ergänzen.“
Wie viele es genau bis zum Jahresende sein werden, will Jennifer Lachman gegenüber der „WirtschaftsWoche“ nicht verraten. Sie ist sich aber sicher, dass Xing den Rivalen LinkedIn mit dem neuen Angebot auf Abstand halten kann: „Xing ist im Gegensatz zum Wettbewerber auf den deutschsprachigen Raum spezialisiert“, so Lachman. „Das hilft uns, denn: All news is local.“