Adidas - Brazuca soll’s richten
Zur Fußball-WM in Brasilien sollen Fans in die Geschäfte strömen, Adidas-Produkte wie den WM-Ball Brazuca kaufen und dem Sportartikler massive Zuwächse bescheren. Drei von vier Analysten empfehlen die Aktie laut Datendienstleister Bloomberg zum Kauf. So viel Optimismus macht es Adidas-Chef Herbert Hainer schwer, die Erwartungen zu übertreffen. Schon dieses Jahr hat Adidas die Prognosen gesenkt, bleibt langfristig aber zuversichtlich: Der Umsatz soll bis 2015 auf 17 Milliarden Euro steigen (2013 etwa 14,5 Milliarden), die Gewinnmarge elf Prozent betragen. Deutliche Umsatzsprünge schafft Adidas derzeit nur in Wachstumsmärkten wie China und Lateinamerika. Zu schaffen macht den Herzogenaurachern der steigende Euro, Absicherungen gegen Währungsrisiken werden für Adidas immer teurer. Währungseffekte, die Zurückhaltung der Käufer in Europa und Nordamerika sowie Probleme im profitablen Großhandelsgeschäft zählen für Adidas auch 2014 zu den Hauptrisiken. Das Jahr dürfte damit – trotz WM – für die Aktie eher schwierig werden. Neukäufe drängen sich derzeit, nur knapp unter dem bisherigen Allzeithoch von rund 90 Euro, nicht auf.
Allianz - Gelddruckmaschine
Allianz Der wichtigste Bereich, die Schaden- und Unfallsparte, glänzte in den ersten neun Monaten mit einer Schaden-Kosten-Quote von 95 Prozent. Übersetzt: Für jeden Euro, den die Allianz hier eingenommen hat, musste sie nur 95 Cent für die Abwicklung von Schäden ausgeben. Die Sparte trug fast die Hälfte zum operativen Ergebnis der Allianz-Gruppe bei – eine Gelddruckmaschine, die die Aktie stützt. Das zweite wichtige Standbein, die Lebens- und Krankenversicherung, leidet unter den niedrigen Zinsen; das operative Ergebnis fiel vor allem wegen niedrigerer Einnahmen aus Kapitalanlagen im dritten Quartal um knapp sechs Prozent. Legt ein Versicherer das Geld seiner Kunden rentabel an, darf er einen Teil des Überschusses behalten. In Zeiten niedriger Zinsen kann die Allianz weniger Kapital aus der Lebensversicherung schlagen. Das spricht gegen die Aktie. Auch das dritte Standbein der Vermögensanlage schwächelte zuletzt: Im dritten Quartal drückten geringere erfolgsabhängige Provisionen und negative Wechselkurseffekte auf das Ergebnis im Asset Management. Chef Michael Diekmann erwartet ein Vorsteuerergebnis von „leicht über 9,7 Milliarden Euro“. Das wäre ein Tick mehr als im Vorjahr – und spricht für eine weiter respektable Dividende (zuletzt 4,50 Euro). Und: Eine Zinswende würde der Allianz weniger schaden als anderen Aktien, sie könnte zu höheren Zinsen anlegen. Mit einstelligem KGV ist die Aktie letztlich nicht zu teuer.
So wird das Börsenjahr 2014
BASF - Auf hohem Niveau
Eine Belebung der Weltkonjunktur wäre das ideale Rezept, um dem BASF-Aktienkurs auf die Sprünge zu helfen. Doch aus einzelnen konjunkturellen Lichtblicken könne man nicht ableiten, „dass die Post abgeht“, warnt BASF-Vorstandschef Kurt Bock vor zu viel Euphorie. In Ludwigshafen stellt man sich vorsorglich auf eine Fortsetzung der volatilen Entwicklung ein. Diese spiegelt auch der Kursverlauf. 2013 lief der Aktienkurs über weite Strecken in einer Bandbreite zwischen 65 und 76 Euro seitwärts. Als es Anfang Dezember dann so aussah, als könnte der Widerstand endlich geknackt werden, drehte der Kurs abrupt wieder nach unten ab. Dieser Fehlausbruch könnte sich in der Rückschau als Bullenfalle erweisen, in die BASF- und Konjunkturoptimisten hineintappten. Bremsen könnte den weltgrößten Chemiekonzern die Aufwertung des Euro. Jeder Cent, den der Euro gegenüber dem Dollar zulegt, bringt BASF 250 Millionen Euro weniger Umsatz. Vorstandschef Bock ärgert sich auch über die hohen Stromkosten hierzulande. Hätte BASF sein Hauptwerk in den USA, „wäre der Gewinn pro Jahr um gut 500 Millionen Euro höher“. Das ist Klagen auf hohem Niveau. Die dividendenstarke Aktie (3,6 Prozent Rendite) bleibt für Langfristanleger eine Kernanlage, nur ist sie aktuell kein Kauf. Das wäre sie wieder bei einem Rücksetzer in Richtung 50 Euro.
Bayer, Beiersdorf, BMW
Bayer - Nur Liquidität schiebt
Abgesehen vom starken Euro, der das Jahresergebnis um schätzungsweise 250 Millionen Euro drücken könnte, läuft es operativ derzeit sehr rund bei Bayer. Gerade die Pharmasparte geizt nicht mit Erfolgsmeldungen. Allein der noch junge orale Blutgerinnungshemmer Xarelto dürfte 2013 bereits auf eine Milliarde Euro Umsatz zusteuern. Und für Nachschub sorgt eine Medikamentenpipeline, die branchenweit als eine der besten gilt. Wegen der Stärke der Teilkonzerne Gesundheit und Pflanzenschutz verliert die zyklische Kunststoffsparte zusehends ihren Schrecken, zumal sich diese zuletzt auf tiefem Niveau gefangen hat. Doch reicht das, um den gewaltigen Lauf der Aktie zu erklären? Binnen anderthalb Jahren hat sich der Bayer-Kurs nahezu verdoppelt. Als Schnäppchen lässt sich die Aktie mit Blick auf die Gewinnbewertung auch nicht mehr bezeichnen. Die herausragende Kursentwicklung weckt Erinnerungen an die Nifty-Fifty aus den frühen Siebzigerjahren. Auch damals setzten Anleger stark auf Blue Chips globaler Konzerne mit vergleichsweise defensiver Grundausrichtung, großer Preismacht, solider Bilanz und sicheren Dividenden. Die Bayer-Aktie haben viele Anleger in Zeiten zinsloser Risiken offenbar als sicheren Hafen auserkoren. Die Logik dahinter ist verständlich und richtig, aber sie schützt natürlich nicht vor großen Kursverlusten. Ein guter Teil des Kursanstiegs von Bayer dürfte allein der hohen Liquidität an den Märkten geschuldet sein. Ebbt die Marktliquidität irgendwann ab, drohen Gewinnmitnahmen. Zumal rund 50 Prozent des Aktienkapitals in den Händen nordamerikanischer Investoren liegt. Amerikaner haben den Finger bekanntlich schnell am Abzug. Die Luft wird dünn, noch aber ist der Trend intakt.
Beiersdorf - Gutes Deo nötig
Seit Stefan Heidenreich 2012 das Ruder übernommen hat, hat der Konzern einen Lauf. Schnellere Produkteinführungen bei Körperpflege rund um die Kernmarke Nivea und höhere Margen in der Klebstoffsparte Tesa brachten in zwei Jahren rund 70 Prozent Kursplus. Bislang hat Beiersdorf Kritiker immer Lügen gestraft. Dennoch ist das Rückschlagrisiko zu groß. Schon 2013 werden nach Wechselkurseffekten wohl nur knapp drei Prozent Wachstum übrig bleiben, hoch zweistellig wächst man nur in Ländern wie Brasilien und China. Weiteres Wachstum wird immer kostspieliger. Die hohe Profitabilität einzelner Bereiche – im dritten Quartal verdiente der Klebstoffbereich an jedem umgesetzten Euro 17,7 Cent – wird nicht zu halten sein. Schon jetzt ist die Aktie mit einem 27er-KGV die teuerste aus dem Sektor Körperpflege und Haushalt in Europa, die margenstärkeren Konkurrenten L’Oréal und Procter & Gamble sind günstiger. Zeichnet sich eine schwächere Umsatzentwicklung ab, brauchen Aktionäre ein Stress-Protect-Deo – von Nivea natürlich.
BMW - Zukunft im Alltagstest
Mit dem i3 steht jetzt bei BMW-Händlern die Zukunft auf dem Hof. Probefahrer steigen skeptisch ein und begeistert aus. 13 der Elektroautos mit Carbonkarosse (ab 35 000 Euro) hat ein Frankfurter Händler in vier Wochen seit dem Verkaufsstart abgesetzt. Nach der Auslieferung ab Januar können Käufer die Alltagstauglichkeit des Hoffnungsträgers testen. Im Frühjahr startet der Vertrieb in den USA, Japan und China. i3-Fahrern ist Aufmerksamkeit gewiss, zu toppen nur mit einem Tesla, der ist aber mehr als doppelt so teuer. Börsianern jedoch fehlen beim Elektroabenteuer die Profite. Der BMW-Kurs stiegt zuletzt nicht mehr, trotz überzeugender Absatzzahlen und kleiner Gewinnzuwächse. Um den Erwartungen gerecht zu werden, müssten die Kosten runter. Der im Vergleich zum Euro schwache Dollar macht die Autos im wichtigen US-Markt teuer, Währungsturbulenzen setzen dem Schwellenländergeschäft zu. Aber der Branchenprimus ist nicht teuer, hat eine solide Dividende und bleibt auf dem Radar vieler Investoren. Attraktiv für Privatanleger sind die weniger liquiden Vorzüge (DE0005190037) mit einem achtfachen Kurs-Gewinn-Verhältnis und 4,1 Prozent Dividendenrendite.
Commerzbank, Continental, Deutsche Bank, Deutsche Börse
Commerzbank - Für Mutige
Nach schmerzhaften Kapitalerhöhungen könnten Aktionäre das Schlimmste hinter sich haben. Die Bank krempelt ihr Filialgeschäft um und gewinnt neue Kunden, der Abbau von Altlasten aus Schiffs- und Immobilienkrediten geht voran. Für 2014 sind keine großen Sprünge programmiert, Bankchef Martin Blessing hat sich bis 2016 Zeit gegeben, Sanierungsziele abzuarbeiten. Bis zu nachhaltigen Gewinnen und Kurssteigerungen ist es ein langer Weg. Doch jedes Anzeichen einer Erholung, etwa Portfolioverkäufe aus der internen Bad Bank oder Neugeschäft in den Filialen, wird der Aktie schnelle Gewinne bescheren. Sollte der EZB-Stresstest 2014 Bilanzlöcher zutage fördern, droht aber erneut der Teufelskreis aus Kursabstürzen und Kapitalerhöhungen.
Continental - Teures Teil
1400 Prozent haben Anleger gewonnen, die sich zu Jahresbeginn 2009 die Aktie von Continental ins Depot legten. Dies kann ein Zeichen für eine Überhitzung sein, muss es aber nicht: Die Gewinnbewertung mit dem Faktor 12,6 für 2014 etwa ist angesichts positiver Konjunkturaussichten eher günstig. Das Verhältnis von Marktwert zum Aktionärsvermögen ist mit 3,4 dagegen enorm hoch; hoch ist auch das Kurs-Cash-Flow-Verhältnis 2014 (7,7), niedrig dagegen die Dividendenrendite von 1,7 Prozent. Zwar ist Conti schon lange kein zyklischer Reifenhersteller (Umsatzanteil nur noch 29 Prozent) mehr, sondern ein breit diversifizierter High-Tech-Autozulieferer, dennoch wird die Kursluft langsam dünn und lädt zu Gewinnmitnahmen ein. In steigende Kurse hinein verkaufen.
Daimler - Rabatte runter
Mit einer Wachstumsoffensive versucht Daimler, Marktanteile zurückzugewinnen. Vor allem in Asien, wo Mercedes im Premiumsegment Audi und BMW von den Spitzenplätzen drängen will. Laut Finanzvorstand Bodo Uebber plant der Konzern, 30 neue Modelle bis 2020 auf den Markt zu bringen. In China etwa steht das Elektroauto Denza mit Kooperationspartner BYD vor der Einführung. Und zum Jahresstart kommt die neue C-Klasse. Erfolge bei neuen Modellen dürften sich zwar erst 2015 voll bemerkbar machen. Positive Signale sendet erstmals wieder der europäische Markt. Mercedes dürfte seine Rabatte hier wie auch in den USA 2014 reduzieren und mit mehr verkauften Autos für Profitabilität bei Daimler sorgen. Der Gewinn pro Aktie soll dann von 2014 auf 2015 um fast 15 Prozent anziehen – damit liegt Daimler vor BMW und sogar Volkswagen.
Deutsche Bank - Lange Schatten
Die Hausse beschert Aktionären seit Jahren das Gleiche: nichts. Der Kurs ist heute genauso hoch wie vor zwölf Monaten. Dabei war der Vorstand nicht untätig: Er hat die Bilanz um rund 400 Milliarden Euro verkleinert, zieht ein Sparprogramm durch, in der lange kriselnden Vermögensverwaltung lief es überraschend gut. Erfolge werden von Altlasten überschattet: Rund vier Milliarden Euro hatte die Bank für Rechtsstreitigkeiten zurückgestellt, vor Steuern verdiente sie deshalb 30 Prozent weniger. Bußgelder für Libor-Manipulation und eine mögliche finale Niederlage im Kirch-Prozess sind im Kurs drin, unklar sind die Folgen weiterer Zivilklagen und neuer Vorwürfe. Auch vom Regulierer droht Ungemach, die Deutsche Bank könnte zur Abtrennung des Investmentbanking verdonnert werden. Gemessen am Buchwert, ist sie eine der günstigsten europäischen Großbanken. Kaufen muss man die Aktie aber deshalb 2014 nicht.
Deutsche Börse - Zu viel Ruhe am Markt
Obwohl die Zahlen bislang schlechter sind als 2012, steht die Aktie höher als vor einem Jahr. Das Plus dürfte der Niedrigzinspolitik der Notenbanken und dem allgemeinen Aktienboom geschuldet sein. Die Nettoerlöse der Deutschen Börse verteilen sich auf die Terminbörse Eurex (45 Prozent), Zentralverwahrer Clearstream (35), die Handelsplattform Xetra und das Marktdatengeschäft (je 10). In den ersten neun Monaten schwächelte ausgerechnet das wichtigste Standbein Eurex: Die Handelsvolumina fallen, das Vorsteuerergebnis (Ebit) sank um 15 Prozent auf 287 Millionen Euro. Die ruhige Lage an den Finanzmärkten bremst die Handelsaktivitäten, Terminbörsen brauchen Turbulenzen. Xetra leidet unter dem Wettbewerb außerbörslicher Plattformen; bei Xetra und an der Eurex könnte zudem die Transaktionsteuer drücken. Das Ebit von Clearstream drittelte sich bis Oktober auf nur 88 Millionen Euro, wegen einer Strafzahlung in den USA. Hoffnung setzt Clearstream auf ein Projekt zur internen Verrechnung und Abwicklung von Wertpapieren, das Banken entlasten könnte, die künftig sehr viel mehr Eigenkapital vorhalten müssen. Aufgrund der schlechten Ergebnisse dürfte eine stabile Dividende fraglich sein, vor allem weil dann die Ausschüttungsquote über dem Zielkorridor von bis zu 60 Prozent des Ergebnisses liegen würde.
Deutsche Post, Deutsche Telekom, FMC, Fresenius, E.On
Deutsche Post - Express-Wachstum
Wird die Post 2014 den Versand revolutionieren? Zuletzt testete sie Drohnen für Paketlieferungen. Das Projekt ist noch Spielerei, Drohnen sind nicht einmal für den Luftraum zugelassen. Für Express-Lieferungen wie Medikamente könnte es trotzdem funktionieren, aber noch nicht 2014. Der reguläre Express-Versand boomt, brachte 2012 erstmals die größten Beiträge zum Konzernergebnis vor Steuern. Deshalb vergrößern die Bonner jetzt ihr Drehkreuz in Leipzig, Ende 2014 soll eine neue Sortieranlage in Betrieb gehen. Mit dem neuen Briefporto, das ab Januar um zwei Cent auf 60 Cent steigt, läuft das Jahr vielversprechend an. Manko: Unternehmenskunden suchen nach günstigeren Alternativen für den Briefversand.
Deutsche Telekom - Investitionsdruck
Die Aktie ist eines der Gewinner-Papiere 2013, sie legte rund ein Drittel zu. Vor allem die starke US-Tochter T-Mobile trägt das Wachstum. Auf dem Heimatmarkt war es ein hartes Jahr – und auch 2014 hält Härten bereit: Nach einem Rechtsstreit muss die Telekom ihre unbegrenzten Flatrate-Tarife beibehalten. Um die Kosten der steigenden Internet-Nutzung abzufedern, bietet sie künftig volumenbeschränkte Tarife an. Der Netzausbau steht weiter ganz oben auf der Agenda. Schnellere Verbindungen und bessere Anbindung von Randregionen könnten die Telekom langfristig bis zu 80 Milliarden Euro kosten. Zu viel für kleinere Konkurrenten: E-Plus und Telefónica wollen fusionieren, um die kostenintensiven Herausforderungen anzugehen. Für die Deutsche Telekom und ihren neuen Chef Timotheus Höttges sinkt damit der Wettbewerbsdruck etwas. Aktionäre müssen sich aber auf geringere Dividenden einstellen, nach 70 Cent 2012 sind jetzt 50 Cent wahrscheinlich.
Fresenius Medical Care - Schulden-Opfer
Dass in den USA Kassenvergütungen für Nierenwäschebehandlungen ab 2014 nun doch nicht so stark gekürzt werden wie befürchtet, hat FMC-Aktien wieder deutlich steigen lassen. Allerdings: Die Risiken im US-Geschäft, das zwei Drittel zu den für 2014 erwarteten gut 15 Milliarden Dollar Konzernumsatz des Dialyse-Weltmarktführers beiträgt, sind nur vertagt. Angesichts überbordender Staatsschulden sind Einschnitte im US-Gesundheitswesen nur eine Frage der Zeit. Hohe Kosten für Personal und Energie drücken die Marge zusätzlich. Kein Wunder, dass FMC deshalb das Dialyse-Geschäft in den Schwellenländern ausbaut. Angesichts steigenden Wohlstands können sich immer mehr Nierenkranke behandeln lassen – für FMC langfristig die entscheidende Wachstumsgeschichte. Kurzfristig dürfte der Zuwachs etwas schwächer ausfallen. Daran gemessen ist die teure Aktie nur eine Halteposition.
Fresenius - Gesund mit Risiko
Dank der geburtenstarken Jahrgänge der Sechzigerjahre wird es in den Industrieländern in den nächsten Jahrzehnten so viele ältere Menschen geben wie nie zuvor. Der Bedarf an Pflege, Versorgung und medizinischer Betreuung – vom Herzkatheter bis zur Dialyse – wird enorm steigen. Als integrierter Gesundheitskonzern mit den Geschäftsschwerpunkten Blutwäsche (FMC, siehe dort), Infusionslösungen, intravenös zu verabreichende Medikamente, Flüssignahrung (Kabi) und Kliniken (Helios) hat Fresenius eine starke Position in diesem Megatrend. Gelingt 2014 zudem wie geplant die Integration von 43 durchaus rentablen Krankenhäusern der Rhönklinik, würde der Umsatz von gut 20 Milliarden Euro auf deutlich über 22 Milliarden klettern. Kehrseite der Expansion: Fresenius hat 10,2 Milliarden Euro Nettoschulden, Standard & Poor’s betrachtet das Unternehmen als spekulative Anlage. Das gilt auch für die Aktie: Sie bleibt ein risikoreiches Trend-Investment.
E.On - Dreifacher Kraftakt
Für den Versorger zeichnet sich etwas Hoffnung ab: Geht es nach dem Willen der großen Koalition, wird Ökostrom zwar ausgebaut (bis 2025 auf 40 bis 45 Prozent), doch konventionelle Kraftwerke (auch von E.On) bleiben Schwerpunkt der Energieerzeugung. Wenn sich dazu noch die Stabilisierung der Strompreise fortsetzt, sollte E.On den Nettogewinn von 2013 (rund 2,3 Milliarden Euro) 2014 halten. Einen immer größeren Anteil holt der Konzern aus dem Ausland. In der Türkei etwa hat E.On über ein Gemeinschaftsabkommen neun Millionen Kunden (in Deutschland sechs Millionen). In den USA floriert die Windenergie – weltweit ist E.On der achtgrößte Betreiber von Windkraftanlagen und drittgrößter Betreiber von Offshore-Windparks. Zurückziehen könnte sich E.On aus Italien; der Verkaufserlös würde helfen, die klammen Kassen zu füllen. Energiegeschäft stabilisieren, durch internationale Expansion unabhängiger vom deutschen Markt werden und Finanzen sanieren – wenn der dreifache Kraftakt gelingt, werden E.On-Aktien deutlich höher notieren als heute. Wenn nicht, wird es düster in der Schaltzentrale am E.On-Platz 1 in Düsseldorf.
HeidelbergCement, Henkel, Infineon, K+S
HeidelbergerCement - Deckel bei 60 Euro
Die Erholung der Baustoffnachfrage in Europa und Nordamerika sowie Wachstum in Asien und Afrika bescherten dem drittgrößten Zementkonzern zuletzt steigenden Absatz. In wichtigen Regionen konnten die Heidelberger zudem Preise anheben. Doch höhere Mengen und Preise spiegeln sich nicht zwingend in höheren Erlösen, wenn sie von Währungseffekten ausgehebelt werden. Abzulesen ist dieser Effekt auch am Kurs der indonesischen Mehrheitsbeteiligung Indocement (51 Prozent). Deren Aktien notieren in Jakarta ein Drittel unter ihrem Hoch vom Mai, in Euro gerechnet aber knapp die Hälfte darunter. Latente Risiken im energie- und kapitalintensiven Zementgeschäft sind steigende Energiepreise und Zinsen. HeidelbergCement hat noch acht Milliarden Euro Nettofinanzschulden. Nach fünf gescheiterten Anläufen auf die Marke von 60 Euro führt der Weg des geringsten Widerstandes nach unten.
Henkel - Kurskleber gefragt
Die Aktie hat sich in zwei Jahren fast verdoppelt, ist im Vergleich zu Procter & Gamble, Colgate, L’Oréal nicht mehr günstig – ein altes Kaufargument der Henkel-Fürsprecher fällt so weg. Die Dividende ist wenig aktionärsfreundlich, mit 1,3 Prozent gehört die Rendite zu den kümmerlichsten im Dax. Henkel konnte 2013 Profitabilität und Kapitalrendite leicht verbessern; dabei halfen auch rückläufige Rohstoffkosten. Doch der Umsatz lässt zu wünschen übrig. Wachsen können die Düsseldorfer nur in Schwellenländern (im dritten Quartal 9,1 Prozent gegenüber Vorjahr), während das Geschäft in Industrieländern stagniert: 0,6 Prozent Umsatzwachstum sind wenig, vor allem angesichts der brummenden deutschen und anziehenden US-Konjunktur. Hoffnung macht die Klebstoffsparte. Henkel ist Weltmarktführer, kleben von Bauteilen (statt schweißen oder schrauben) ist ein Megatrend. In China eröffnete Henkel vor Kurzem das größte Klebstoffwerk der Welt. Trotzdem scheint die Aktie vorerst ausgereizt.
Infineon - Kräftig geschrumpft
Infineon ist nach der Abtrennung der Speicherchips (Qimonda) und dem Verkauf der Handychips an Intel nur noch die Nummer 14 unter den Halbleiterherstellern der Welt; der Umsatz schrumpfte von in der Spitze fast acht Milliarden Euro (2005/06) auf 3,8 Milliarden 2012/13. Dafür ist der Konzern den Großteil der früher lebensbedrohlich hohen Fixkosten los. Gewinnmarge und Cash-Flow haben sich verbessert. Geld für Investitionen, um in der schnelllebigen Branche zukunftsfähig zu bleiben, verdient Infineon jetzt genug. Was der Rentabilität guttat, ist langfristig gefährlich: Die Autobranche macht mit 1,7 Milliarden Euro fast die Hälfte des Infineon-Umsatzes aus. Und zuletzt hat der Konzern relativ wenig in Forschung und Entwicklung investiert. So stieg der Gewinn zwar 2012/13 schneller als der Umsatz. Doch der Sparkurs könnte sich rächen, wenn künftig neue Produkte fehlen. Wegen der Insolvenz Qimondas drohen zudem noch immer Zahlungen von bis zu 3,3 Milliarden Euro – fast ein Jahresumsatz.
K+S - Keine Trendwende
Als im Sommer der Kalikonzern Uralkali aus Russland den Ausstieg aus dem mit der weißrussischen Belaruskali gebildeten Exportkonsortium ankündigte, löste das eine Verkaufslawine in den Aktien von K+S aus. Uralkali hatte angekündigt, seine Kapazitäten in Zukunft voll auszulasten und mehr Kali auf den Weltmarkt zu bringen. Folge eines steigenden Angebots: ein heftiger Einbruch des Kalipreises, der die Profitabilität vieler Minen von K+S bedrohte. Gefährdet wäre zudem die Rentabilität des Minenprojekts Legacy in der kanadischen Provinz Saskatchewan. Nach dem Ende des Kalikartells wird der weltweite Kalimarkt ähnlichen Regeln folgen wie andere globale Rohstoffmärkte mit vielen Anbietern und Überkapazitäten. Bei falscher Strategie könnten auch große Anbieter auf der Strecke bleiben. K+S hat nicht viel Handlungsspielraum. Die Investitionen müssen runter, die Konzentration muss auf Kosteneffizienz und intelligente Steuerung von Preisen und Kapazitätsauslastung gerichtet sein. Vor diesem Hintergrund sind Anleger gut beraten, weiter einen Bogen um die K+S-Aktie zu machen. Gerüchte, wonach Uralkali und Belaruskali wieder auf Tuchfühlung gehen sollen, mögen den K+S-Kurs kurzzeitig beflügeln, werden aber keine Trendwende auslösen.
Lanxess, Linde, Lufthansa, Merck
Lanxess - Hängt am Reifen
Der Chemiekonzern leidet unter der derzeit schwachen Kautschuknachfrage. Vor allem die Reifenhersteller kaufen weniger, weil die Autoindustrie in einem Konjunkturtal hängt. Zusätzlich machen dem ehemaligen Bayer-Ableger Konkurrenten aus China zu schaffen, die ihre Kapazitäten ausgebaut haben. Preise und Margen sind unter Druck. Etwa 54 Prozent des Konzernumsatzes hängen am Segment Performance Polymers, zu denen auch die Reifenvorprodukte gehören. Wichtigster Abnehmer für diese Kunststoffe ist die Autoindustrie. Wer als Anleger Lanxess kauft, spekuliert daher auf ein Comeback der Autobauer. Zwar melden die Lobbyisten der Autoindustrie auch in Europa wieder steigende Absatzzahlen, aber es bleibt abzuwarten, wie nachhaltig die Erholung ist. Wirklich attraktiv wäre Lanxess, wenn es dem Management gelänge, sich aus der Abhängigkeit von der Kautschukproduktion zu befreien. Denkbar wäre ein Zukauf bei Pflanzenschutzmitteln, ein Chemiesektor, der derzeit brummt. Bisher sind überzeugende Akquisitionen Fehlanzeige.
Linde - Wachablösung
Den Börsenwert rund versechsfacht, den Unternehmenswert fast verfünffacht, den Umsatz verdoppelt und den Gewinn seit Jahren dauerhaft über die Milliardengrenze gehoben – so liest sich die Erfolgsgeschichte von Wolfgang Reitzle. Der Chef der Münchner Linde wird im Mai 2014 nach gut elf Jahren seinen Posten räumen, zugunsten von Wolfgang Büchele, der seit April 2012 Vorsitzender des Vorstands des eher unbekannten finnischen Chemieunternehmens Kemira ist. Seit der Bekanntgabe des Wechsels konnte die Linde-Aktie nicht mehr zulegen, während der Dax sechs Prozent gewann. Vorschusslorbeeren sehen anders aus. Allzu große Skepsis ist aber nicht angebracht. Linde steht vor allem mit seinem Gasegeschäft (84 Prozent des Umsatzes) auf breiten Füßen. Reitzle hat auch mit geschickten Übernahmen den Konzern hervorragend aufgestellt. Europa macht 42 Prozent der Erlöse aus, Asien 30 und Nordamerika 17 Prozent, den Rest steuern Afrika und Südamerika bei. Linde ist relativ konjunkturunempfindlich, die Cash-Flows sind gut kalkulierbar. Dass der Kurs jetzt durchatmet, liegt weniger am Chefwechsel als an der insgesamt knackigen Bewertung.
Lufthansa - Zu hohe Erwartungen
Die Luftverkehrsteuer bleibt und kostet die Branche jährlich eine Milliarde Euro. Der Ausbau des Frankfurter Flughafens ist fraglich. Das größte Problem aber sind staatlich subventionierte Konkurrenten, wie Etihad, die die Preise drücken. Zwar hat die Lufthansa ein Sparprogramm aufgelegt, das zu greifen scheint; geholfen hat 2013 auch der moderate Kerosinpreis. Der könnte 2014 aber wieder steigen. Und da alle anderen Kosten schon gedrosselt werden, schlügen die Spritpreise mehr auf die Gewinne durch. Und die Erwartungen der Anleger sind im Steigflug, was sich an jüngsten Kursgewinnen und den Analystenschätzungen ablesen lässt: Die erwarten 2014 eine Verdopplung des Gewinns. Ambitioniert.
Merck - Pipeline ist trocken
Kurz vor Jahresende zündete der Pharmakonzern den Kursturbo. Die Ankündigung, den britischen Spezialchemiehersteller AZ Electronic Materials zu übernehmen, ließ die Aktie um sechs Prozent nach oben schnellen. AZ stellt Chemikalien für integrierte Schaltkreise her, die in Tablet-Computern, Smartphones oder Spielkonsolen gebraucht werden. Der AZ-Deal ist konsequent, weil die Pharmasparte auf der Stelle tritt und mögliche Biotech-Übernahmen zu teuer erscheinen. Schon jetzt ist Merck weltweit Marktführer bei Kristallen, die in Flachbildschirmen, Laptops und Handydisplays eingesetzt werden. AZ produziert unter anderem auch LEDs, die Mercks Kristalltechnologie künftig ersetzen könnten. Derzeit macht Merck mit Spezialchemie zwar nur 15 Prozent des Umsatzes, die Marge aufs Ergebnis vor Zinsen und Steuern ist mit zuletzt 43,5 Prozent jedoch mehr als doppelt so hoch wie in den übrigen drei Sparten. Merck dürfte die Übernahme von AZ vor keine finanziellen Probleme stellen, da die Kriegskasse gut gefüllt ist. Mittelfristig fehlt der Aktie vor allem im Pharmageschäft die Fantasie. Das Kostensparprogramm läuft im kommenden Jahr zum großen Teil aus. 1100 Stellen fallen bis Ende 2015 in Deutschland weg. Die Kosten werden zwar reduziert, es fehlt jedoch an Erfolg versprechenden Neuentwicklungen. Die Kooperationen mit Pharmaentwicklern werden wahrscheinlich frühestens 2017 Früchte tragen und sind zu klein, um Merck insgesamt spürbar wachsen lassen. Bis dahin steht der Pharmasparte, die etwa 60 Prozent des Umsatzes ausmacht, eine lange Durststrecke bevor. Da die Aktie in den vergangenen Monaten gut gelaufen ist, sollten Anleger erst nach einem Rücksetzer wieder einsteigen. Wer hohe Gewinne auf Merck hat, sollte sie mitnehmen.
Münchener Rück, RWE, SAP
Münchener Rück - Nur ein dunkler Fleck
Natürlich spürt auch der weltweit größte Rückversicherer den Druck der niedrigen Zinsen. Doch schafft es die Munich Re durch geschickte Diversifizierung bisher, ihr Kapitalanlageergebnis kräftig zu steigern, zuletzt sogar um 25 Prozent. Doch es ist vor allem das ungebrochene Wachstum im Rückversicherungsgeschäft, das dem Konzern Dynamik verleiht. Jetzt zahlt sich aus, dass Munich Re schon früh in Asien und Südamerika auf Expansion gesetzt hat. Der Lohn sind zweistellige Wachstumsraten. Positiv auch: Nach dem Katastrophenjahr 2011 waren 2012 und 2013 verhältnismäßig arm an Großschäden. „Der gerade begonnene Aktienrückkauf im Umfang von einer Milliarde Euro sorgt für zusätzliche Unterstützung“, sagt Analyst Michael Huttner von JP Morgan. Der dunkle Fleck auf der Weste der Münchner ist die skandalgeplagte Erstversicherungstochter Ergo aus Düsseldorf. Für deren Umbau sind Restrukturierungskosten in dreistelliger Millionenhöhe angefallen, und das dürfte noch nicht das Ende gewesen sein. Einen Verkauf der Ergo lehnt Vorstandschef Nikolaus von Bomhard ab.
RWE - Energische Probleme
Auch wenn sich die Strompreise auf niedrigem Niveau etwas stabilisieren, bleibt das deutsche Energiegeschäft wegen der hohen Betreibungskosten für Kraftwerke schwierig. Alternativen (Ausbau erneuerbarer und dezentraler Energieerzeugung) bringen zunächst wenig ein. Bei 31 Milliarden Euro Schulden und nur 18 Prozent Eigenkapitalquote besteht ohnehin kaum Expansionsspielraum. Ob RWE milliardenhohe Steuern für Brennelemente zurückfordern kann, wird wahrscheinlich erst in einem Jahr vor Gericht entschieden. Dass RWE in Deutschland 40 000 Beschäftigte hat und 100 Kommunen Anteile besitzen, ist in Zeiten einer großen Koalition kein Nachteil und sollte das Umfeld zumindest nicht weiter eintrüben.
SAP - Vom niedrigen Niveau
Strategieschwenk um 180 Grad: In Walldorf war es immer verpönt, durch große Zukäufe zu wachsen. Dann kam die zweite IT-Revolution mit dem Trend zum mobilen Computing und zur Cloud (Mietsoftware und Datenkapazität in der Wolke statt eigener Speicher, Server, Software). SAP erkannte, dass es nicht die gesamte Technik dafür schnell genug entwickeln könnte, und übernahm Cloud-Spezialisten. Die Wachstumschancen in der Cloud sollen nun unbedingt genutzt werden. Marktanteile und Umsätze müssen her, auch um den Preis zeitweise schwächerer Gewinnmargen. Die Aktie ist zwar nicht billig, der Bewertungsabstand zur Konkurrenz ist groß: Das KGV liegt bei 17,6 (2014); Erzrivale Oracle hat eines von 11,5. Die teuren Cloud-Übernahmen Success Factors und Ariba haben zudem viel Abwertungspotenzial (Goodwill) in der Bilanz geschaffen, das Risiko von Rückschlägen steigt. Doch das Stammgeschäft ist stabil und bringt hohe Cash-Flows und Gewinne, auch in Konjunkturdellen. Hana, die Technik zum Management riesiger Datenmengen (Big Data), hat sich als technisch überlegen entpuppt und könnte der neue Verkaufsschlager werden, die Verkaufszahlen wachsen (vom niedrigen Niveau aus) rasant.
Siemens, ThyssenKrupp, Volkswagen
Siemens - Option auf den Dax
Die Aktie hat 2013 18 Prozent zugelegt, fast exakt so viel wie der Dax. Seit der neue Chef am Ruder ist, legte die Aktie zwar deutlich schneller zu als unter dem Vorgänger Peter Löscher, doch Joe Kaeser muss liefern: Anleger erwarten nicht weniger als die Abspaltung schwach rentabler Bereiche. Einen teuren Klotz wurde Siemens mit Osram 2013 los, doch die Gesamtrentabilität lässt noch zu wünschen übrig. Konkurrenten wie GE, ABB und Schneider Electric schaffen deutlich mehr Gewinn aus dem Umsatz. Aber nicht für alles findet sich ein solventer Käufer, und nicht immer ergibt eine Abspaltung Sinn. So erwirtschaftet etwa die Abteilung Power Grid Solutions zwar nur eine karge Gewinnmarge von sechs Prozent. Doch der Bereich hat auch Zukunftspotenzial und benötigt dafür Investitionen. Auf Dauer sinnvoll oder nicht – die Aktie bekäme kurzfristig wohl einen Schub durch weitere Abspaltungen. Strategisch ist die Sache schwieriger. Schon einmal, 1998 bis 2001, forderten Analysten die Zerschlagung; Siemens sollte nur noch IT und Telefon machen. Exakt diese Bereiche sind inzwischen tot – gut, dass das damalige Management nicht auf die Excel-Akrobaten hörte. Auch ohne weitere Spinoffs muss die Aktie kein Underperformer bleiben: Zöge die Konjunktur noch mehr an, vor allem in China, dann wäre Siemens eine Kaufoption auf den Dax. Bewertung und Rationalisierungserlöse haben Luft nach oben. Schlecht wäre ein Abschwung: Wegen seiner finanziellen Trägheit (hohe Fixkosten, dünne Margen) schlüge der bei Siemens voll ins Kontor.
ThyssenKrupp - Stahlharte Wette
Auf elf Prozent hat der schwedische Finanzinvestor Cevian mittlerweile seinen Anteil an ThyssenKrupp hochgeschraubt. Damit dürfte er einen Sitz im Aufsichtsrat bekommen und wird seine Macht bei dem Stahlkonzern weiter ausbauen – auch auf Kosten der Krupp-Stiftung, die mit 23 Prozent mittlerweile nicht mehr über die Sperrminorität verfügt. Cevian spekuliert darauf, dass sich aus dem Industrieriesen (mit wahrscheinlich 40 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2014) mehr herausholen lässt als der aktuell gedrückte Börsenwert (knapp zehn Milliarden Euro). Immerhin, eine weltweite Konjunkturerholung käme Thyssen mit seinen Geschäftsschwerpunkten Stahl, Autozulieferung, Anlagen und Aufzüge zugute und könnte 2014 erstmals wieder zu einem kleinen Nettogewinn führen. Allerdings drücken fünf Milliarden Euro Schulden, drohende Unsicherheiten wegen Kartellbelastungen und eine mögliche Zahlung in dreistelliger Millionenhöhe, wenn Thyssen nach dem Willen der EU-Kommission die Befreiung von der Ökostromumlage wieder zurückgeben müsste. Für schwache Nerven ist die Aktie nichts, doch wer wie Cevian mehrere Jahre Durchhaltevermögen hat, kann eine Spekulation wagen.
Volkswagen - Sparen bringt Gewinn
Nach der Einführung des modularen Querbaukastens, mit dem für verschiedene Marken des VW-Konzerns gleiche Teile verbaut werden, erwarten Analysten weiter steigende Gewinne durch Einsparungen. VW selbst spricht von einem Einsparpotenzial bis zu 20 Prozent – 2014 dürfte es voll zum Tragen kommen. Zuletzt zeigte sich aber das Risiko dieser effizienten Produktionsstrategie: Die Wolfsburger mussten weltweit 2,6 Millionen Autos zurückrufen – wegen technischer Probleme, die gleich mehrere Marken wie Skoda, Volkswagen, Seat und sogar Audi betrafen; 260 Millionen Euro dürfte die Aktion kosten. Überragend sind die Aussichten für 2014 nicht mehr: Die Marktlage in Europa ist zwar vielversprechend. Das Highlight des Jahres, der neue Passat, kommt aber erst im November auf den Markt. Genau beobachten sollten Anleger, was bei Audi passiert, die im Novemberabsatz hinter BMW und Mercedes zurückfielen. Der US-Markt erholt sich, allerdings sind die VW-Modelle in Nordamerika schon etwas angestaubt. Gegen Produktoffensiven wie von Daimler könnte VW etwas zurückfallen. Hoffen lassen weitere Synergien aus der Porsche-Übernahme, Ertragssteigerungen der Finanzsparte und die immer noch sehr niedrige KGV-Bewertung des drittgrößten Autobauers der Welt.