Chancen und Risiken Alle 30 Dax-Aktien im Check

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Münchener Rück, RWE, SAP

Was Experten für den Kapitalmarkt 2014 erwarten
Jeden Winter veröffentlichen die internationalen Banken ihren Kapitalmarktausblick für das kommende Jahr: Wie entwickeln sich einzelne Währungen, Staatsanleihen, die Inflation, das Wirtschaftswachstum einzelner Länder und Wirtschaftsregionen oder die Leitindizes. Als Rückversicherung geben viele Geldhäuser neben ihren Prognosen aber auch gleich noch mit an, dass natürlich alles ganz anders kommen kann. So gab beispielsweise der Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg, Uwe Burkert, zum Abschluss seines Kapitalmarktausblickes zu, dass gleich ein ganzes Bündel möglicher Gefahren die Zuversicht der Investoren ins Wanken bringen und sämtliche Aktienprognosen über den Haufen werfen könnte. So könnte die Angst vor dem Platzen von Preisblasen an den Finanzmärkten für Verunsicherung sorgen. Im Folgenden also die Analystenprognosen - wie immer ohne Gewähr. Quelle: Fotolia
Aktienprognose von SchroedersDie Experten der britischen Vermögensverwaltung Schroeders gehen davon aus, dass europäische Aktien auch 2014 ein starkes Aufwärtspotenzial haben. "Ein verbessertes Ertrags-Momentum dürfte als nächster Impulsgeber für einen Aufschwung bei europäischen Aktien dienen", sagt Rory Bateman, Leiter britische und europäische Aktien bei Schroders. Für ihn ist im kommenden Jahr ein Stockpicking-Ansatz der Schlüssel zum Erfolg, um die Gewinner unter den europäischen Werten zu ermitteln. "Anleger sollten sich nun darauf konzentrieren, zwischen den verschiedenen Grautönen innerhalb des europäischen Marktes zu unterscheiden. Allgemeingültige Anlagestrategien für bestimmte Sektoren oder Ländern sind nämlich nicht mehr angebracht. 2014 wird für den europäischen Aktienmarkt ein Jahr der Einzeltitelauswahl", ist der europäische Aktienexperte überzeugt. Er rät beispielsweise zu Papieren von Unternehmen aus dem Lebensmittel- und Getränkesektor sowie zu Konsumgüterherstellern. Quelle: Screenshot
Schroeders zur Entwicklung bei den BankenMit Blick auf die viel befürchtete Bankenkrise in Europa kann Bateman beruhigen: „Das Risiko einer systemischen Bankenkrise in Europa ist praktisch nicht mehr vorhanden. Die Banken in der Region haben den Fremdkapitalanteil und die Risikopositionen in ihren Bilanzen abgebaut und geben Aktien aus. Der Sektor ist also auf dem richtigen Weg, um die in Basel III festgelegte Kernkapitalquote von zehn Prozent bis Ende 2013 umzusetzen – weit vor der gesetzlich vorgesehenen Frist.“ Außerdem werde die Europäische Zentralbank (EZB) 2014 die Vermögensqualität im Bankensektor prüfen. Und auch wenn einzelne Banken vermutlich zusätzliches Kapital benötigen werden, geht der europäische Aktienexperte davon aus, dass das Vertrauen damit nicht nur wiederhergestellt, sondern auch signalisiert werde, dass die europäischen Banken kein systemisches Risiko mehr darstellen. Während spanische Banken aufgrund von Immobilienkrediten mit Schwierigkeiten zu kämpfen hätten, würden notleidende Kredite auch den italienischen Banken gewisse Unsicherheiten bescheren. Quelle: dpa
DAX-Prognose der TargobankDer Targobank-Chefvolkswirt Otmar Lang blickt optimistisch in das kommende Börsenjahr: „Wir sehen für den DAX ein Rückschlagpotenzial bis 8.300 Indexpunkte, erwarten ihn aber zum Jahresende 2014 bei rund 10.700 Zählern“, sagt er. Obwohl der deutsche Leitindex in den letzten zwei Jahren gut 30 Prozent zugelegt habe, sei er noch nicht überwertet. "Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt in der Nähe der langfristigen Durchschnitte", so Lang. Die große Skepsis der Vergangenheit, die sich in sehr niedrigen Bewertungen niederschlug, sei in hoffnungsvolle Erwartungen umgeschlagen. Quelle: obs
Rohstoffausblick der TargobankBei den Rohstoffmärkten werde sich auch 2014 nicht viel tun, so Lang. Jedenfalls lasse die Aufwärtsbewegung weiter auf sich warten. Quelle: dpa
Targobank zur Inflation und GeldpolitikChefvolkswirt Lang geht davon aus, dass die US-Notenbank FED unter neuer Führung eine Wende in der Geldpolitik einleiten, aber sehr, sehr viel Augenmaß walten lassen wird. "Die Notenbanken werden ihre Geldpolitik nur ändern, wenn die Konjunktur anzieht." Es sei dennoch möglich, dass die FED im Laufe des zweiten Quartals 2014 ihr Anleihen-Ankauf-Programm reduziere. Und weiter: "Je lockerer die europäische Geldpolitik wird, desto fester notiert der Euro." Der Glaube an mögliche Wunderwaffen der EZB und vor allem an den "Magier" Draghi erstaune, solle aber nicht beiseite gewischt werden. "Wir sind skeptisch, ob ein Zurückfahren der lockeren Geldpolitik, womit im ersten Halbjahr 2014 gerechnet werden sollte, in den USA wirklich einen stärkeren Dollar bedingt. Das gilt umso mehr, wenn Europa sich 2014 aus der Rezession befreien kann." Inflation spielt Lang zufolge 2014 keine Rolle. "Es ist sogar möglich, dass sich der Preisauftrieb für den gesamten Euroraum der Null-Linie nähert", prognostiziert er. "Das wird der EZB nicht gefallen." Auch die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit in den europäischen Südländern dürfte sie beunruhigen. Quelle: REUTERS
Targobank zur Weltkonjunktur und den Anleihemärkten"Die Weltkonjunktur wird sich in den kommenden sechs Monaten nur langsam erholen", sagt Lang. "Belebungseffekte gehen von den USA aus, aber weiter nur sehr verhalten von den Emerging Markets." So werde die chinesische Wirtschaft erst in der zweiten Hälfte 2014 Fahrt aufnehmen. Europa könne sich zwar aus der Rezession befreien, doch ein konjunktureller Aufwärtstrend werde sich frühestens Mitte 2014 herausbilden. "Deutschland kann mit positiven Wachstumsraten rechnen", glaubt der Experte. An den Rentenmärkten haben "Südeuropäische Anleihen Kurspotenzial, weil es der Politik gelingen sollte, die Euro-Krise weiter einzudämmen", sagt Lang. "Die jüngsten, wenn auch nur marginalen Rating-Verbesserungen für Griechenland und Spanien, sind Vorboten einer Stabilisierung in der Eurokrise." Das Schwerpunktinvestment der Targobank blieben aber dennoch Unternehmensanleihen mit kürzeren Laufzeiten. Quelle: dpa

Münchener Rück - Nur ein dunkler Fleck

Natürlich spürt auch der weltweit größte Rückversicherer den Druck der niedrigen Zinsen. Doch schafft es die Munich Re durch geschickte Diversifizierung bisher, ihr Kapitalanlageergebnis kräftig zu steigern, zuletzt sogar um 25 Prozent. Doch es ist vor allem das ungebrochene Wachstum im Rückversicherungsgeschäft, das dem Konzern Dynamik verleiht. Jetzt zahlt sich aus, dass Munich Re schon früh in Asien und Südamerika auf Expansion gesetzt hat. Der Lohn sind zweistellige Wachstumsraten. Positiv auch: Nach dem Katastrophenjahr 2011 waren 2012 und 2013 verhältnismäßig arm an Großschäden. „Der gerade begonnene Aktienrückkauf im Umfang von einer Milliarde Euro sorgt für zusätzliche Unterstützung“, sagt Analyst Michael Huttner von JP Morgan. Der dunkle Fleck auf der Weste der Münchner ist die skandalgeplagte Erstversicherungstochter Ergo aus Düsseldorf. Für deren Umbau sind Restrukturierungskosten in dreistelliger Millionenhöhe angefallen, und das dürfte noch nicht das Ende gewesen sein. Einen Verkauf der Ergo lehnt Vorstandschef Nikolaus von Bomhard ab.

RWE - Energische Probleme

Auch wenn sich die Strompreise auf niedrigem Niveau etwas stabilisieren, bleibt das deutsche Energiegeschäft wegen der hohen Betreibungskosten für Kraftwerke schwierig. Alternativen (Ausbau erneuerbarer und dezentraler Energieerzeugung) bringen zunächst wenig ein. Bei 31 Milliarden Euro Schulden und nur 18 Prozent Eigenkapitalquote besteht ohnehin kaum Expansionsspielraum. Ob RWE milliardenhohe Steuern für Brennelemente zurückfordern kann, wird wahrscheinlich erst in einem Jahr vor Gericht entschieden. Dass RWE in Deutschland 40 000 Beschäftigte hat und 100 Kommunen Anteile besitzen, ist in Zeiten einer großen Koalition kein Nachteil und sollte das Umfeld zumindest nicht weiter eintrüben.

SAP - Vom niedrigen Niveau

Strategieschwenk um 180 Grad: In Walldorf war es immer verpönt, durch große Zukäufe zu wachsen. Dann kam die zweite IT-Revolution mit dem Trend zum mobilen Computing und zur Cloud (Mietsoftware und Datenkapazität in der Wolke statt eigener Speicher, Server, Software). SAP erkannte, dass es nicht die gesamte Technik dafür schnell genug entwickeln könnte, und übernahm Cloud-Spezialisten. Die Wachstumschancen in der Cloud sollen nun unbedingt genutzt werden. Marktanteile und Umsätze müssen her, auch um den Preis zeitweise schwächerer Gewinnmargen. Die Aktie ist zwar nicht billig, der Bewertungsabstand zur Konkurrenz ist groß: Das KGV liegt bei 17,6 (2014); Erzrivale Oracle hat eines von 11,5. Die teuren Cloud-Übernahmen Success Factors und Ariba haben zudem viel Abwertungspotenzial (Goodwill) in der Bilanz geschaffen, das Risiko von Rückschlägen steigt. Doch das Stammgeschäft ist stabil und bringt hohe Cash-Flows und Gewinne, auch in Konjunkturdellen. Hana, die Technik zum Management riesiger Datenmengen (Big Data), hat sich als technisch überlegen entpuppt und könnte der neue Verkaufsschlager werden, die Verkaufszahlen wachsen (vom niedrigen Niveau aus) rasant.

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