China-Beben und Dax-Rutsch Wer hat Angst vor China?

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Zweifel vor Zuversicht

Der Sprung dahin ist allerdings schmerzhaft, auch an den Märkten. Panikverkäufe führen schnell zu großen Kursschwankungen. Das liegt vor allem daran, dass im Laufe der vergangenen Monate an Chinas Börsen eine gewaltige Liquiditätsblase aufgebaut wurde. Für viele Beobachter ist es daher wenig verwunderlich, dass es an Chinas Märkten zu heftigen Verzerrungen kommt. Die heiße Luft muss eben irgendwie wieder aus den Märkten abfließen.

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So warnt Fang Jian, Managing Partner bei Linklaters in China davor, von den Bewegungen auf Chinas Aktienmärkten direkt auf den Zustand der chinesischen Konjunktur zurückzuschließen. "Der chinesische Aktienmarkt ist nicht zwingend ein Spiegelbild der Gesundheit der breiten Wirtschaft", sagt Jian. Der Grund, so Jian, ist unter anderem, dass die größten Unternehmen Chinas weiterhin in Staatshand sind. Gleichzeitig sei die Mehrheit der Händler an den Börsen weiterhin individuelle Investoren, die Struktur sei eben noch sehr anders als an den Märkten in westlichen Volkswirtschaften. Jian befürwortete die Umstrukturierung Chinas weg von der Exportabhängigkeit hinzu mehr inlandsgetriebenem Wachstum.

Sicherlich stecken die Märkte in China noch in den Kinderschuhen. Dennoch darf nicht vergessen werden, dass sie dennoch genug Schlagkraft haben, um die weltweiten Börsen mit ins Minus zu reißen. Das haben die vergangenen Tage bewiesen. Und die Sorgen um die Weltwirtschaft sind nicht unberechtigt. Investorenlegende George Soros mahnte, China tue sich schwer, ein neues Wachstumsmodell zu finden, und die Abwertung seiner Währung transferiere diese Probleme auf den Rest der Welt. Das derzeitige Umfeld "erinnert mich an die Krise des Jahres 2008", sagte Soros.

Die Reaktion des Dax ist daher nachvollziehbar. China ist die zweitgrößte Wirtschaft der Welt, viele deutsche Unternehmen sind vom Handel mit der Volksrepublik in hohem Maße abhängig. Zudem sorgt die Abwertung des Yuan dafür, dass deutsche Produkte in China teurer werden. Das alles trifft vor allem die Exporteure aus wichtigen Branchen wie dem Maschinenbau und der Automobilindustrie. Die Aktien dieser Unternehmen, beispielsweise Papiere von VW oder BMW, trifft ein solches Beben besonders hart. Allerdings haben auch andere Dax-Unternehmen wie BASF oder Siemens ein breites China-Geschäft, welches sich in einer Krise eintrüben könnte.

Hinzu kommt, dass Händler weltweit weiterhin Zweifel haben an den Maßnahmen, welche die chinesische Regierung ergreift. Solange die Absichten nicht klar sind, dürfte es immer wieder zu Einbrüchen an den Märkten kommen. Denn solange nicht klar ist, ob Chinas Weg hinzu einem nachhaltigeren Wachstum erfolgreich ist, dürften die Zweifel die Zuversicht übersteigen. Und Zweifel sind nie gut für die Börsen.

Mit Material von Reuters.

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