Der Sprung dahin ist allerdings schmerzhaft, auch an den Märkten. Panikverkäufe führen schnell zu großen Kursschwankungen. Das liegt vor allem daran, dass im Laufe der vergangenen Monate an Chinas Börsen eine gewaltige Liquiditätsblase aufgebaut wurde. Für viele Beobachter ist es daher wenig verwunderlich, dass es an Chinas Märkten zu heftigen Verzerrungen kommt. Die heiße Luft muss eben irgendwie wieder aus den Märkten abfließen.
Was der Aufstieg des Renminbi zur Weltwährung bedeutet
Sollte sich der Exekutivrat des Internationalen Währungsfonds (IWF) erwartungsgemäß für die Aufnahme entscheiden, wäre der Yuan die fünfte Weltreservewährung. Die Währungen des IWF-Währungskorbes bilden zusammen - entsprechend einer bestimmten Gewichtung - eine Art Kunstwährung, die sogenannten Sonderziehungsrechte (SZR). Diese wird an keiner Börse gehandelt, dient dem Währungsfonds aber als Berechnungsgrundlage, etwa für internationale Finanzhilfen. Bei der Gewichtung geht die Aufnahme des Yuan zulasten der anderen vier Währungen, vermutlich vor allem auf Kosten des japanischen Yen.
Nein. Es gibt Experten, die in dem Schritt des Internationalen Währungsfonds eine Zeitenwende und damit das Ende der Dominanz des US-Dollars sehen. Sollte dies tatsächlich eintreten, wird es zumindest nicht schnell gehen. Die Aufnahme des Yuan soll zwar nun verkündet werden, wird aber wohl erst zum Herbst 2016 in Kraft treten. Die Märkte haben lange Zeit, sich darauf einzustellen. Schon jetzt buhlen internationale Finanzmärkte darum, Handelszentrum für den Yuan zu werden, etwa London und Frankfurt. In der Londoner City gehören Chinesisch-Sparchkurse schon seit geraumer Zeit zu den am meisten nachgefragten.
Ähnlich wie im globalen Handel verfolgt China auch auf den Finanzmärkten das Ziel, den USA ihre Vormachtstellung streitig zu machen. Den Aufbau des Yuan zu einem ernstzunehmenden Dollar-Konkurrenten treibt Peking deshalb schon seit Jahren generalstabsmäßig voran. Seit 2009 hat die Volksrepublik mehr als 30 sogenannte Swap-Abkommen mit Nationen vor allem in Asien und Afrika geschlossen, mit denen sie nun ihren Handel direkt in den Landeswährungen abwickeln kann.
In den vergangenen Jahren hat die Währung eine rasante Aufholjagd hingelegt: Im August 2012 lag der Yuan noch auf Platz zwölf der globalen Zahlungsmittel. Mittlerweile schafft er es bereits auf Platz vier der international am meisten gehandelten Währungen, noch vor dem japanischen Yen. Im Vergleich zum Top-Trio ist der Yuan allerdings noch immer ein Zwerg: Zuletzt wurden 2,79 Prozent der internationalen Zahlungen in Yuan abgewickelt - gegenüber 44,8 Prozent in Dollar, 27,2 Prozent in Euro sowie 8,5 Prozent mit dem britischen Pfund.
Damit der Yuan tatsächlich eines Tages auf Augenhöhe mit dem US-Dollar agieren kann, sind in China noch viele Reformen notwendig. Genau wie der Dollar und der Euro muss auch der Yuan völlig frei handelbar sein. Das ist bisher nur bedingt der Fall. Wie sehr der Kurs der Währung schwanken darf, darüber entscheidet zu einem großen Teil noch immer der Staat und nicht der freie Markt. Allerdings hat Peking angekündigt, das ändern zu wollen. Einige Experten gehen davon aus, dass China schon im nächsten Fünf-Jahresplan, der 2016 in Kraft tritt, einen komplett freien Handel des Yuan festlegen könnte.
Für Chinas Wirtschaft schon. Sollten internationale Investoren nach einer Freigabe des Yuan massiv auf eine steigende Währung spekulieren, könnten so in kürzester Zeit riesige Mengen Geld ins Land fließen, was die Gefahr von Spekulationsblasen erhöhen würde. Andererseits könnte ein frei konvertibler Yuan auch dazu führen, dass aus Sorge um die chinesische Wirtschaft große Mengen Kapital aus dem Land abfließen. Auch das würde der Wirtschaft schaden.
So warnt Fang Jian, Managing Partner bei Linklaters in China davor, von den Bewegungen auf Chinas Aktienmärkten direkt auf den Zustand der chinesischen Konjunktur zurückzuschließen. "Der chinesische Aktienmarkt ist nicht zwingend ein Spiegelbild der Gesundheit der breiten Wirtschaft", sagt Jian. Der Grund, so Jian, ist unter anderem, dass die größten Unternehmen Chinas weiterhin in Staatshand sind. Gleichzeitig sei die Mehrheit der Händler an den Börsen weiterhin individuelle Investoren, die Struktur sei eben noch sehr anders als an den Märkten in westlichen Volkswirtschaften. Jian befürwortete die Umstrukturierung Chinas weg von der Exportabhängigkeit hinzu mehr inlandsgetriebenem Wachstum.
Sicherlich stecken die Märkte in China noch in den Kinderschuhen. Dennoch darf nicht vergessen werden, dass sie dennoch genug Schlagkraft haben, um die weltweiten Börsen mit ins Minus zu reißen. Das haben die vergangenen Tage bewiesen. Und die Sorgen um die Weltwirtschaft sind nicht unberechtigt. Investorenlegende George Soros mahnte, China tue sich schwer, ein neues Wachstumsmodell zu finden, und die Abwertung seiner Währung transferiere diese Probleme auf den Rest der Welt. Das derzeitige Umfeld "erinnert mich an die Krise des Jahres 2008", sagte Soros.
Die Reaktion des Dax ist daher nachvollziehbar. China ist die zweitgrößte Wirtschaft der Welt, viele deutsche Unternehmen sind vom Handel mit der Volksrepublik in hohem Maße abhängig. Zudem sorgt die Abwertung des Yuan dafür, dass deutsche Produkte in China teurer werden. Das alles trifft vor allem die Exporteure aus wichtigen Branchen wie dem Maschinenbau und der Automobilindustrie. Die Aktien dieser Unternehmen, beispielsweise Papiere von VW oder BMW, trifft ein solches Beben besonders hart. Allerdings haben auch andere Dax-Unternehmen wie BASF oder Siemens ein breites China-Geschäft, welches sich in einer Krise eintrüben könnte.
Hinzu kommt, dass Händler weltweit weiterhin Zweifel haben an den Maßnahmen, welche die chinesische Regierung ergreift. Solange die Absichten nicht klar sind, dürfte es immer wieder zu Einbrüchen an den Märkten kommen. Denn solange nicht klar ist, ob Chinas Weg hinzu einem nachhaltigeren Wachstum erfolgreich ist, dürften die Zweifel die Zuversicht übersteigen. Und Zweifel sind nie gut für die Börsen.
Mit Material von Reuters.