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China hält Börsen in Atem Dax sackt unter 10.000 Punkte

Voller Sorge blicken Anleger nach China: Die Konjunktur in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Erde läuft nicht mehr rund. Die Börsen gehen Talfahrt - in teilweise rasantem Tempo.

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Börse Frankfurt Quelle: REUTERS

Die Furcht vor einem deutlichen Konjunktureinbruch in China hat zu Wochenbeginn erneut Schockwellen durch die Märkte gejagt. Anleger warfen weltweit Aktien und Industrierohstoffe wie Öl und Kupfer aus ihren Depots. Der Dax, in dem zahlreiche Titel exportorientierter Unternehmen notiert sind, rutschte erstmals seit Mitte Januar wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 10.000 Punkten. Damit sind die seit Jahresanfang angehäuften Gewinne aufgezehrt.

"Wir sind mitten in einer Panikattacke und China ist das Epizentrum", schrieben die Analysten von JP Morgan Cazenove in einer Studie. Sein NordLB-Kollege Tobias Basse ergänzt: "Anleger fürchten, dass die Wachstumsdelle in China in der Weltwirtschaft ihre Spuren hinterlassen wird." Das mache die Investoren "super-nervös".

Stichwort: Die schwärzesten Tage für den Dax seit 1987

China ist einer der größten Konsumenten von Rohstoffen und ein wichtiger Absatzmarkt für Europa - Anleger beobachten die konjunkturelle Entwicklung im Reich der Mitte mit Argusaugen. Zuletzt hatten sich Anzeichen für eine stärkere Abkühlung der chinesischen Wirtschaft gemehrt, wichtige Konjunkturdaten fielen schlechter aus als erwartet. Von den früher zweistelligen Wachstumsraten ist schon lange nichts mehr zu sehen. Für 2015 strebt die Regierung ein Plus von sieben Prozent an - es wäre der kleinste Zuwachs seit einem Vierteljahrhundert.

Die chinesische Zentralbank versucht sich mit aller Macht gegen den Abwärtstrend zu stemmen: So ließ sie die Landeswährung Yuan kräftig abwerten, was chinesische Waren im Ausland billiger macht. Viele Anleger sahen darin einen weiteren Beleg, dass es um die nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft alles andere als gut bestellt ist.

Aktienanleger nehmen Reißaus

Nach den Kurseinbrüchen an der chinesischen Börse zu Wochenbeginn, nahmen auch Aktienanleger in Europa Reißaus. Der Dax fiel in der Spitze um 3,6 Prozent auf 9760 Zähler. Anfang April hatte er noch auf einem Rekordhoch von 12.390,75 Zählern notiert. Die europäischen Finanzmärkte rauschten um knapp drei Prozent auf den tiefsten Stand seit sieben Monaten - insgesamt wurden durch den Kursrutsch rund 230 Milliarden Euro an Börsenwert vernichtet.

Der Shanghai-Composite ging am Montag 8,5 Prozent schwächer aus dem Handel. Die Entscheidung der Regierung, Pensionsfonds erstmals Investitionen am Aktienmarkt zu gestatten, blieb ohne spürbare Auswirkungen. Investoren hatten offenbar damit gerechnet, dass die chinesische Notenbank die Märkte mit neuen Geldspritzen stützt..

von Malte Fischer, Philipp Mattheis, Alexander Busch, Martin Fritz

Belastet wurden die Aktienbörsen in Europa neben den China-Sorgen auch durch einen wieder erstarkten Euro, der europäische Waren im Ausland verteuert. Spekulationen auf eine spätere Zinswende trieben die Gemeinschaftswährung auf 1,1499 Dollar, den höchsten Stand seit fast sieben Monaten.

Öl-und Kupferpreise geraten ins Straucheln

Am Rohstoffmarkt rutschten die Preise für das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI in der Spitze um mehr als vier Prozent ab und notierten mit 43,28 und 38,69 Dollar je Fass auf dem tiefsten Stand seit sechseinhalb Jahren. Kupfer war mit 4903 Dollar je Tonne ebenfalls so billig wie seit mehr als sechs Jahren nicht mehr. Schwächelt die Wirtschaft im Reich der Mitte, fürchten Anleger einen deutlichen Nachfrageeinbruch bei Industrierohstoffen wie Öl und Kupfer.

Die fünf großen Gefahren für Chinas Wirtschaftswachstum

Vor allem exportorientierte Industriezweige wie die Autobauer litten unter den Befürchtungen der Börsianer, dass sich der Wachstumsrückgang in China als langfristiger Trend herausstellen könnte. BMW und Daimler verloren im Dax zeitweise mehr als fünf Prozent. Der europäische Branchenindex gab in der Spitze 4,2 Prozent nach, seit Monatsbeginn kommt er auf ein Minus von rund 13 Prozent.

Zuflucht suchten die Anleger in den gern als sichere Häfen angesteuerten zehnjährigen Bundesanleihen. Die Kurse stiegen, im Gegenzug fiel die Rendite bis auf ein Drei-Monats-Tief von 0,541 Prozent zurück

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