Chris Larsen Der Krypto-Milliardär

Ein Kursanstieg seiner Kryptowährung XRP macht Chris Larsen kurzzeitig zum fünftreichsten Menschen der USA. Sein Start-up Ripple ist längst eine feste Größe in der Finanz- und Kryptowelt. Doch das Prinzip ist umstritten.

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Das US-Unternehmen ist mit seiner Kryptowährung XRP eine ebenso feste wie umstrittene Größe in der digitalen Währungswelt. Quelle: Reuters

New York Der Moment des Ruhms hielt zunächst nur für einen kurzen Moment. XRP, die Kryptowährung des kalifornischen Start-up Ripple, schoss am Donnerstag auf einen neuen Höchstwert von 3,83 Dollar. Das machte Ripples Mitgründer und Verwaltungsratschef Chris Larsen zu einem der reichsten Menschen Amerikas. Larsen hält 5,19 Milliarden XRP und 17 Prozent am Unternehmen. Berechnungen der „New York Times“ zufolge kam er damit am Donnerstag auf ein Vermögen von 59 Milliarden Dollar.

Damit wäre Larsen reicher als Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, die Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin und etwa auf einem Niveau mit Larry Ellison. Der Gründer von Oracle liegt mit einem Vermögen von 59,2 Milliarden Dollar derzeit auf Platz 5 der Forbes-400-Liste, die Auskunft über den Reichtum der 400 reichsten Amerikaner gibt.

Einzig: Der Kurs von XRP schwankt stark, genauso wie die Kurse von Bitcoin, Ether und anderen digitalen Währungen, die auf der Blockchain-Technologie basieren. Am Freitag lag XRP zeitweise 20 Prozent im Minus, erholte sich jedoch in der Nacht zum Samstag wieder. Zuletzt notierte der Kurs bei 3,11 Dollar. Klar ist jedoch, dass Chris Larsen und Ripple spätestens jetzt zu einer festen Größe in der Kryptowelt geworden sind.

Larsen ist nicht der einzige Ripple-Milliardär. Ripple-Chef Brad Garlinghouse hält 6,3 Prozent am Unternehmen und eine nicht bekannte Anzahl an XRP. Forbes schätzte sein Vermögen am Montag auf gut zehn Milliarden Dollar, da lag der Ripple-Kurs noch bei 2,39 Dollar. Ripples zweiter Mitgründer, Jed McCaleb, hatte 2016 laut Forbes Anspruch auf 5,3 Milliarden XRP, die ihm schrittweise ausgezahlt werden. McCaleb hatte sich 2013 im Streit von Larsen getrennt und den Ripple-Konkurrenten Stellar mit der dazugehörigen Währung Lumen gegründet.

Larsen hat einen schwierigen Stand in der Krypto-Szene. Einerseits ist sein Start-up extrem erfolgreich. XRP hat im vergangenen Jahr rund 36.000 Prozent zugelegt, hat mit Google Ventures und Peter Thiel renommierte Risikokapitalgeber und ist auch in die Politik bestens verdrahtet. Anderseits ist Ripple kein klassischer Teilnehmer in der Welt der digitalen Währungen. Ripple ist ein Dienstleister der Wall Street, der den internationalen Zahlungsverkehr schneller und günstiger machen will. Das Unternehmen aus San Francisco hat nach eigenen Angaben bereits über 100 Finanzinstitute aus aller Welt als Kunden gewonnen, darunter das Kreditkartenunternehmen American Express, die spanische Bank Santander und die UBS.


Ripple als Brückenwährung

Umstritten ist auch die Bedeutung der Kryptowährung XRP. Denn der Großteil der Banken nutzt Ripples Softwareprogramme für internationale Überweisungen, ohne dafür XRP zu benötigen. Während beim Bitcoin laufend neue Tokens geschürft werden, um die Blockchain um neue Transaktionen zu ergänzen, sind bei Ripple bereits alle Token geschürft – 99 Milliarden Stück. 55 Milliarden davon sind im Besitz des Unternehmens.

Seit Dezember gibt Ripple bis zu eine Milliarde XRP pro Monat in Umlauf und finanziert so unter anderem den laufenden Betrieb. Ripple ist also deutlich weniger dezentral organisiert als etwa Bitcoin oder Ether, die Währung einer Blockchain namens Ethereum, die sich auf sogenannte Smart Contracts konzentriert. Kritiker werfen Larsen vor, er habe die Währung nur geschaffen, um damit viel Geld zu verdienen, wenn der XRP-Kurs steigt.

Ripple weist das zurück. Laut Produktchef Ashees Birla interessieren sich mehrere Finanzinstitute dafür, XRP als Brückenwährung zu halten. Sie könnten somit leichter Transaktionen in Länder wie Mexiko ausführen, ohne eine bestimmte Menge an Pesos vorrätig zu halten. Wenn ein Kunde einer Bank in den USA etwa Geld nach Mexiko schicken wollte, könnte die Bank Dollar zunächst in XRP tauschen und diese nach Mexiko schicken, wo sie anschließen in Pesos ausgezahlt werden. Der auf Mexiko spezialisierte Finanzdienstleister Cuallix arbeitet bereits mit XRP.

Larsen, der zuvor den Kreditvergabe-Start-up E-LOAN und die Peer-to-Peer-Lendingplattform Prosper mitgegründet hat, lässt sich von der Kritik nicht beirren. „Wir wollen dabei helfen, ein Internet der Werte zu schaffen“, erläuterte er bereits 2015 seine Mission im Interview mit dem Handelsblatt. So wie Informationen im Internet binnen Sekunden hin und her geschickt werden können, soll es künftig auch mit Vermögenswerten möglich sein. Drei der fünf größten Bezahldienste werden 2018 mit XRP arbeiten, kündete Ripple am Donnerstagabend via Twitter an.

Die neue Forbes-Liste der reichsten Amerikaner wird im März veröffentlicht. Hält das Kryptofieber bei den Investoren an, dann stehen Larsens Chancen gut, als einer der wenigen Krypto-Milliardäre in den Club der Reichen aufgenommen zu werden.

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