Coin & Co. – Die Krypto-Kolumne Frauen dürfen nicht auch die Krypto-Welt den Männern überlassen

Die „Bro Culture“ ist weitergezogen. Von der Wall Street ins Silicon Valley und nun in die Krypto-Szene. Das zementiert die Welt der Mächtigen von morgen, wenn sich Frauen nicht schleunigst stärker einmischen.

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Cameron und Tyler Winklevoss waren die ersten Bitcoin-Millionäre. Quelle: AP

New York Wohin steuert der Bitcoin, und mit ihm die vielen anderen Kryptowährungen? Einschätzungen, Hintergründe und Anekdoten gibt es immer freitags von den Handelsblatt-Redakteuren Astrid Dörner, Felix Holtermann und Frank Wiebe in unserer neuen Krypto-Kolumne „Coin & Co.“. Heute Teil 4: Wo sind die Frauen in der Krypto-Welt?

Das US-Magazin „Forbes“ hat diese Woche eine ungewöhnliche Liste veröffentlicht. Zum ersten Mal wurden die 19 reichsten Menschen der Krypto-Welt ermittelt. Sicher, das Ganze ist nur eine Momentaufnahme, denn die virtuellen Währungen sind berüchtigt für ihre extremen Kursschwankungen. Doch die Berechnungen sind laut Forbes mit Nachweisen unterlegt. Somit gibt das Ranking einen guten Einblick in das Who-is-Who der Mächtigen in der Szene. Auf Platz Eins: Chris Larsen, der Mitgründer von Ripple, mit einem Vermögen von rund acht Milliarden Dollar. Auf den Rängen folgen unter anderem Joe Lubin, der Mitgründer von Ethereum, die Winklevoss-Zwillinge, die als die ersten Bitcoin-Millionäre in die Geschichte eingegangen sind und der ehemalige Hedgefonds-Manager Michael Novogratz. Anzahl der Frauen unter den Krypto-Größen: Null.

Eine Überraschung ist das nicht, aber Grund zur Sorge. Es ist kein Geheimnis, dass die Kryptowelt von Männern dominiert ist. Sie ist schließlich eine Mischung aus Finanzen und Technologie – beides sind Männerdomänen. Und beide Branchen sind bekannt für ihre Macho-Kultur, ihre Chauvi-Sprüche, ausschweifende Parties - kurzum „Bro Culture“, wie es in den USA genannt wird.

Der wilde Westen der unregulierten Krypto-Welt hat eine Reihe von Wall-Street-Tradern magisch angezogen. Bei Bitcoin, Ether und Co. gibt es das noch: Den Nervenkitzel, hoch-riskante Hebelprodukte und wilde Parties, die an der Wall Street selten geworden sind. In Zeiten der #MeeToo-Bewegung verschwinden sie auch aus dem Silicon Valley. Wem es also zu langweilig wird, der zieht in die Welt des digitalen Geldes weiter. Erst vergangene Woche sorgte eine Krypto-Konferenz in Miami für Aufsehen, weil das Netzwerken nach dem offiziellen Teil in einem Strip-Club stattfand. Als sich die wenigen Teilnehmerinnen beschwerten, wurden sie scharf kritisiert, auch online.

Sicher fallen nicht alle Programmierer, Händler und Manager, die mit virtuellen Währungen zu tun haben, unter diesen Stereotyp. Und sicher: Es gibt auch Vorzeigefrauen in der Blockchian-Welt, wie Blythe Masters zum Beispiel. Die ehemalige Bankerin von JP Morgan will mit ihrem Start-up Digital Asset die Blockchain an die Wall Street bringen. Doch in der Branche gibt es eindeutig zu wenig Frauen. Mehr als 90 Prozent der Bitcoin-Gemeinde ist männlich. Fast die Hälfte ist zwischen 25 und 34 Jahren alt, wie aus Zahlen des Analysehauses Coin Dance hervor geht.

Dabei bietet die Branche für Frauen durchaus Vorteile. Initial Coin Offerings (ICOs) zum Beispiel, sind das Pendant zu Börsengängen der klassischen Finanzwelt. Start-ups nutzen die neue Methode, um Geld von Investoren einzusammeln und geben ihnen im Gegenzug digitale Tokens, die sie später handeln können. Und gerade Frauen können hier profitieren, da diese ICOs ein Weg sind, um sich unabhängig von den ebenfalls männerdominierten Risikokapitalgebern Geld zu besorgen.

Auch sind die Hierarchien in der neuen Industrie flach, sie wächst und verändert sich schnell und bietet eigentlich genügend Platz für männliche und weibliche Vorreiter. Dass die meisten Programmierer ebenfalls männlich sind, ist ein schwaches Argument. Denn nicht jeder, der in der Blockchain-Branche arbeitet, muss programmieren können. Mehr Neugier und Mut sind gefragt. Es gibt jede Menge Konferenzen, Meet-up-Gruppen, Tutorials und andere Gelegenheiten zum Netzwerken – für Anfänger und für Profis. Frauen sollten diese genauso wahrnehmen wie Männer. Die Chance nicht zu nutzen, wäre fatal.

Wenn die Blockchain-Technologie, wie viele erwarten, die dominierende Technologie der Zukunft sein wird, dann entsteht hier die Elite von morgen. Und wenn Frauen nicht stärker für ihren Platz in der Branche kämpfen, dann wird diese Elite – wieder einmal – überwiegend männlich und macho sein.

Hier geht es zur Seite mit dem Bitcoin-Kurs, hier können Sie aktuelle Wechselkurse berechnen.

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