




Seit dem Spätsommer hatte Michael Dell den Rückkauf des von ihm gegründeten und geleiteten drittgrößten PC-Herstellers der Welt verhandelt. Nun steht das Angebot. Für 24,4 Milliarden Dollar will Dell das Unternehmen im Bund mit dem Private Equity Haus Silver Lake Partners aus dem Silicon Valley und dem Softwarekonzern Microsoft kaufen, es von der Börse nehmen und umstrukturieren. Der Preis liegt etwa 25 Prozent über dem Börsenwert von Mitte Januar, bevor Gerüchte über Verhandlungen an die Öffentlichkeit lanciert wurden. Theoretisch könnte er sich noch erhöhen, da andere Anbieter nun 45 Tage Zeit haben, Gegenangebote zu unterbreiten.
Doch das ist eher unwahrscheinlich. Jedes konkurrierende Angebot müsste Gründer Michael Dell einbeziehen, dem größten und einflußreichsten Einzelaktionär. Und der texanische Computer-Milliardär wird nicht gegen sich selbst bieten.
Bittere Stunde für treue Aktionäre
Für Aktionäre, die seit Jahren auf Dell setzen und seinem Gründer vertraut haben, ist das Angebot bitter. Als Dell im Februar 2007 nach einer kurzen Auszeit wieder die Leitung des Konzerns übernahm, hatte der PC-Hersteller einen Börsenwert von rund 40 Milliarden Dollar. Zwar wies das Unternehmen seitdem jedes Jahr einen Gewinn aus, im Geschäftsjahr 2012 rund 3,4 Milliarden Dollar.
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Geschäftsentwicklung von Dell
Stagnierende Umsätze
Geschäftsjahr* / Umsatz
2007 57,4 Mrd. Dollar
2008 61,1 Mrd. Dollar
2009 61,1 Mrd. Dollar
2010 52,9 Mrd. Dollar
2011 61,4 Mrd. Dollar
2012 62,0 Mrd. Dollar
Quelle: Hoovers; * jeweils fürs Ende Februar endende Geschäftsjahr
Starke Abhängigkeit von Hardware
Umsatzmix Dell
PC und Laptops: 2007: 61% / 2012: 54%
Server und Speicher: 2007: 14% / 2012: 16%
Software und Zubehör: 2007: 16% / 2012: 17%
Dienstleistungen : 2007: 9% / 2012: 13%
Solide Gewinne
Geschäftsjahr* / Gewinn
2007 2,6 Mrd. Dollar
2008 2,9 Mrd. Dollar
2009 2,4 Mrd. Dollar
2010 1,4 Mrd. Dollar
2011 2,6 Mrd. Dollar
2012 3,4 Mrd. Dollar
Quelle: Hoovers; * jeweils fürs Ende Februar endende Geschäftsjahr
Gefallener Börsenstar
Geschäftsjahr / Börsenwert**
2007 42,5 Mrd. Dollar
2008 17,5 Mrd. Dollar
2009 24,5 Mrd. Dollar
2010 23,2 Mrd. Dollar
2011 25,0 Mrd. Dollar
2012 17,6 Mrd. Dollar
Quelle: Hoovers, **jeweils letzter Handelstag im Jahr, jeweils fürs Ende Februar endende Geschäftsjahr
Doch der Umsatz stieg nur geringfügig, von 57,4 Milliarden Dollar im Geschäftsjahr 2007 auf 62 Milliarden im Geschäftsjahr 2012. Das eigentliche Problem ist jedoch, dass Dell immer noch viel zu stark vom PC-Geschäft abhängig ist, rund 54 Prozent des Umsatzes werden mit dem Verkauf von Desktops und Notebooks erzielt. Weitere 16 Prozent mit Server und Speicher. Nicht nur, dass der Markt für traditionelle PCs schrumpft und deren Preise aggressiven Wettbewerbern aus Fernost wie Samsung, Lenovo, Asus und Acer unterboten werden. Im boomenden Markt für Tablets und Smartphones hat Dell nichts zu melden und kann deshalb Einbussen im Stammgeschäft nicht ausgleichen. Laut jüngsten Zahlen von Marktforscher IDC ist Dell, ehemals größter PC-Hersteller der Welt, nun nur noch die Nummer 3 – hinter Hewlett Packard und Lenovo.





Obwohl Firmengründer Michael Dell seit sechs Jahren versucht, stärker ins IT-Dienstleistungsgeschäft einzusteigen und dabei IBM nachzuahmen, sind die Ergebnisse mager. Bei seinem Amtsantritt im Februar 2007 erzielte Dell rund 9 Prozent seines Umsatzes mit Dienstleistungen. Im letzten Geschäftsjahr waren es 13 Prozent. Und das, obwohl Dell in den vergangenen fünf Jahren rund 13 Milliarden Dollar für Zukäufe investiert hat, um das Segment zu stärken. Ein Kurswechsel sieht anders aus. Enttäuschte Anleger kehrten dem Unternehmen den Rücken.
Die Glanzzeiten sind vorbei
Keine Frage: Der 1984 von Michael Dell gegründete Computerhersteller, der mit auf Bestellung produzierten Personalcomputern und Laptops den Studienabbrecher zu einem der reichsten Männer der Welt machte, hat seine Glanzzeiten hinter sich. Im Grunde endeten diese mit dem Dotcom-Boom vor dreizehn Jahren. Zwar konnte der texanische Computerhersteller seitdem seinen Umsatz mehr als verdoppeln und jedes Jahr Gewinne ausweisen. Inzwischen weiß man, dass in der ersten Hälfte des vorigen Jahrzehnts etliche der Profite von Intel stammten. Der Halbleitergigant zahlte Dell Hunderte von Millionen Dollar, damit dieser keine Prozessoren des Intel-Konkurrenten AMD ins Programm nahm.