Coronavirus und die Märkte Rendite deutscher Bundesanleihen steuert auf Rekordtief zu

Weil Anleger durch die Coronavirus-Krise verunsichert sind, könnte die Rendite deutscher Bundesanleihen auf ein neues Rekord-Tief fallen.

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Das Rekord-Tief der Bund-Rendite könnte schon vor der nächsten geldpolitischen EZB-Sitzung am 12. März erreicht sein Quelle: dpa

Der Corona-Schock lässt die Sorge über Weltkonjunktur so stark steigen, dass die Rendite deutscher Bundesanleihen innerhalb von Tagen auf ein neues Allzeit-Tief fallen könnte. Europa, so die Befürchtung, könnte ein an Japan erinnerndes Szenario mit über lange Zeit niedrigen Werten bei Wirtschaftswachstum, Inflation und Bondrenditen drohen.

Weil die verunsicherten Anleger nach sicheren Häfen suchen, wird mit einer Unterschreitung des bisherigen Rekordtiefs zehnjähriger Papiere von minus 0,74 Prozent gerechnet, selbst wenn die Europäische Zentralbank beschließt, auf den jüngsten Fed-Zinsschnitt nicht mit einer Lockerung der eigenen Geldpolitik zu reagieren.

Am Donnerstag rentierten Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit bei minus 0,628 Prozent und damit im Tagesvergleich 1,6 Basispunkte höher.

Renditerückgänge in noch weiter negatives Terrain würden die angespannten Gewinnmargen der Banken noch weiter belasten. Für Pensionsfonds, die schon jetzt unter dem Berg von Schuldverschreibungen mit Renditen unter null leiden, würde es noch schwerer, Erträge zu erzielen.

ING-Bondstratege Antoine Bouvet rechnet innerhalb von zwei Wochen mit neuen Tiefstständen bei der Bundrendite – unabhängig davon, ob die Europäische Zentralbank die Geldpolitik lockert oder nicht. Am Bundmarkt sei die EZB der dominante Akteur und die Bewertungen seien durch das Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage stark verzerrt, so Bouvet.

Luke Hickmore von Aberdeen Standard Investments stuft die Wahrscheinlichkeit eines neuen Rekordtiefs bei der Bundrendite als „sehr hoch“ ein und erwartet, dass das Tief bis zur nächsten geldpolitischen EZB-Sitzung am 12. März erreicht sein wird.

Er rechnet auch bei zweijährigen Bundesanleihen mit einem Anstieg und sieht die Rendite hier unter die Marke von minus 1 Prozent rutschen. „Die Frage, was man mit seinen Ersparnissen tun soll, wird für Anleger und Sparer in der EU nun noch schwieriger“, sagt Hickmore.

Am Geldmarkt wird gegenwärtig mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent eingepreist, dass die EZB den Einlagensatz nächste Woche um 10 Basispunkte herabsetzt. Notenbankchefin Christine Lagarde hat in dieser Woche bereits angekündigt, wenn nötig Maßnahmen zu ergreifen.

Die amerikanische Federal Reserve hat am Dienstag als Reaktion auf den Coronavirus-Ausbruch die Zinsen gesenkt. Die Rendite zehnjähriger US-Treasuries fiel angesichts dessen erstmals seit 150 Jahren unter ein Prozent.

Mehr: Finanzprofis warnen vor Blase an den Bondmärkten.

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