Cyber-Währung Wie Profis in Bitcoins investieren

Sie wollen die ersten sein: Auf der Suche nach Rendite und weniger Regulierung haben Profi-Broker Bitcoins für sich entdeckt. Doch nicht alle haben mit der neuen Internetwährung Erfolg.

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Früher etwas für Internetprofis, heute für Wallstreet-Broker - Bitcoins sind heute 50 Mal so viel wert wie vor einem Jahr. Quelle: dpa

New York Jonathan Silverman ist jung. Gerade einmal 25 Jahre alt ist der Wallstreet-Broker. Noch jünger ist die Währung in die er investiert: Bitcoins. Früher kümmerte sich Silverman drei Jahre lang um börsengehandelte Fonds bei Morgan Stanley.

Als Direktor für Handel bei einer Bitcoin-Plattform ist der Broker heute Teil einer Schar von Wall-Street-Brokern, Analysten, Hedgefonds und anderen Spekulanten, die Wetten auf die neue Internetwährung abschließen.

Dass er mit seinen Wetten richtig liegt, davon ist der junge Geschäftsmann überzeugt: „Ich glaube, dass Bitcoins die erste und älteste Krypto- Währung sein werden, aber nicht die letzte”, sagt Silverman. „Sie werden zu den führenden sicheren Anlagehäfen zählen.”

Während die Cyber-Taler lange Zeit als etwas für absolute Liebhaber galten, haben sie im vergangenen Jahr einen krassen Boom erlebt: Der Bitcoin-Kurs kletterte 2013 um das Fünfzigfache nach oben. Nun interessieren sich auch Profis für Bitcoins. Während bei Investments mit gewöhnlichem Geld immer mehr und immer strengere Regeln gelten, ist der Handel mit Bitcoins noch kaum reguliert.

Nicht alle Bitcoin-Besitzer sind auf Spekulation aus: Einige Bitcoin-Liebhaber kaufen und halten die Währung, weil sie von neuen Höchstkursen ausgehen. Andere gründen Unternehmen für den Tausch, Handel und die Aufbewahrung von Bitcoins. Und wieder andere sammeln Risikokapital aus Silicon Valley und von anderswo ein, um in andere Geschäfte zu investieren, die mit Bitcoins zu tun haben. Dabei handelt es sich überwiegend um Einzelpersonen, nicht um große Unternehmen.

„Sie sind die Vorläufer für den Rest der Wall Street”, sagt Barry Silbert, Gründer und Chef von SecondMarket, einem Broker aus New York, der einen Fonds mit virtuellen Währungen betreibt. „Sie sind von Bitcoins begeistert.”

Ins Leben gerufen wurde die virtuelle Währung 2008 von einem Programmierer unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto. Neue Bitcoins werden per Computer errechnet. Je schneller die Rechner, umso schneller die Geldschöpfung. Allerdings können maximal 21 Millionen Bitcoins geschöpft werden.

Nicholas Colas, Chef-Marktstratege des New Yorker Brokerhauses ConvergEx Group glaubt, dass besonders die Schöpfung der Bitcoins die Neugierde der Wall Street anstachelt. „Bei allen großen Religionen, Unternehmen oder Rockbands gibt es einen dramatischen Schöpfungsmythos.”


Manager wollen noch keine Kundengelder riskieren

Nicht alle teilen die Begeisterung: Da das meiste Geld von Einzelpersonen oder einer paar kleineren Unternehmen komme, blieben die Bitcoin-Investments der Wall Street moderat, sagt Steven Englander, Chef des Handels in großen Industrieländerwährungen bei Citigroup. „Jeder der sagt, die Wall Street wette mit Unternehmensgeldern auf die Bitcoin-Aufwertung, ist verrückt.”

Seinen Angaben zufolge haben Händler, die mit volatilen Rohstoffkontrakten zu tun haben, Bitcoins gekauft, ebenso wie einige Family Offices. Auch einige Hedgefonds-Manager sollen in Bitcoins investiert haben - allerdings ihr eigenes Geld, nicht das ihrer Kunden.

Michael Novogratz, Co-Investmentchef von Fortress Investment Group in New York, sagt, er habe eine „hübsche kleine Bitcoin-Position” aufgebaut. Führungskräfte von Fortress haben Kapital in Pantera Capital Management LP in San Francisco gesteckt, die einen Fonds für Bitcoin-Startups unterhält. Pantera hat wiederum in Ripple Labs investiert, das von Google unterstützt wird und seine eigene Digitalwährung bekannt machen will.

Barry Silbert von SecondMarket gründete einen Wagniskapitalfonds, der in mindestens 14 Unternehmen mit Bitcoin-Bezug investiert. Eines davon ist die Handelsplattform Coinsetter, die von Jaron Lukasiewicz gegründet wurde, einem ehemaligen Investmentbanker von JPMorgan Chase.

Der Bitcoin Investment Trust von SecondMarket sei auf ein größeres Interesse gestoßen als erwartet, sagt Silbert. Das Unternehmensziel waren im ersten Jahr 10 Millionen Dollar. Auf der Internetseite steht jedoch, dass der Fonds derzeit über 55 Millionen Dollar, oder rund 68.000 Bitcoins verfügt.

Bei ihren Experimenten mit der Digitalen Währung haben die Wallstreet-Enthusiasten unterschiedlich viel Glück: Während beispielsweise Goldman Sachs-Händler Fred Ehrsam mit seinem Startup Coinbase 25 Millionen Dollar einsammeln konnte, hatte Jonathan Silverman mit seiner Handelsplattform weniger Erfolg.

Der Bitcoin-Handelsplatz fand keine Bank als Geschäftspartner. Davon will sich Silverman nicht entmutigen lassen. „Ich habe Blasen schon geliebt, als ich an der Wall Street war”, sagt Silverman. „Und ich liebe sie noch immer.”

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