DAB Contest Hochzins-Anleihen werden immer unattraktiver

Nach den erheblichen Kurssteigerungen sind auch die Renditen von Hochzins-Bonds den Weg von Staats- und Unternehmensanleihen gegangen: ab in den Keller. Vermögensverwalter beobachten die Papiere deshalb mit Argusaugen.

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Die expansive Geldpolitik des EZB-Chefs schickt die Renditen von europäischen Hochzinsanleihen in den Keller. Sie erreichten ihr historisches Tief in Höhe von 2,6 Prozent. Quelle: Reuters

Düsseldorf Die exzessiv laxe Geldpolitik von EZB-Chef Mario Draghi hat schon zu so manchem Kuriosum geführt. Nun hat es auch High-Yield-Bonds erwischt: Die Rendite von europäischen Hochzinsanleihen liegt derzeit nur noch bei historisch niedrigen 2,6 Prozent, und damit deutlich unter der Dividendenrendite, die gemessen am Stoxx 50 derzeit bei fast vier Prozent liegt. Selten waren Anleihen so unattraktiv wie heute, auch die niedrigen Ausfallraten von unter zwei Prozent sind da nur ein schwacher Trost: „Nach Inflation ist die erwartete Rendite glatt negativ, und das für hochriskante High Yields, die man noch vor einigen Jahrzehnten treffender ‚Junk Bonds‘ nannte“, sagt Jörg Wiechmann von der Vermögensverwaltung TOP Invest aus Itzhoe. „Es gibt derzeit deutlich mehr Gründe gegen ein Investment in High-Yield-Bonds als dafür.“

Im vergangenen Jahr zählten Hochzinsanleihen noch zu den Gewinnern und profitierten von der Rotation der Anleihe-Investoren in immer riskantere Bonds. Mit dem andauernden Zinstief schichteten Anleger von Staatsanleihen zunächst in erstklassige Unternehmensanleihen um, arbeiteten sich dann auf der Rating-Klaviatur immer weiter nach unten. „Das herdenmäßige Investieren in High-Yield-Bonds hat dazu geführt, dass mittlerweile auch dort die Renditen abgegrast sind“, sagt Vermögensverwalter Wiechmann.

Top Invest nimmt am Vermögensverwalter-Contest des Onlinebrokers DAB BNP Paribas teil, über den das Handelsblatt regelmäßig berichtet. Im Musterportfolio hält Wiechmann seit Jahresbeginn einen Euro-High-Yield-ETF, der immerhin noch etwas Schwung mitgenommen hat und derzeit mit knapp drei Prozent im Plus liegt. Abzüglich Default-Rate rechnet Wiechmann fürs laufende Jahr mit einer Rendite von 1,5 Prozent. „Soweit die prognosefreie Mathematik ohne Berücksichtigung von Marktänderungen, die einen wesentlichen Einfluss auf die tatsächliche Rendite haben“, sagt Wiechmann.

Eben diese möglichen Veränderungen am Markt beobachtet der Vermögensverwalter derzeit skeptisch. Vor allem aus zwei Gründen: Zum einen ist die Zinssensitivität von Hochzinsanleihen derzeit ungewöhnlich hoch. Eigentlich ist eine verglichen mit anderen Anleihe-Klassen niedrige Abhängigkeit der Kurse von der Zinsentwicklung ein Vorteil der Hochzinsbonds. „Aufgrund der niedrigen Rendite ist die Zinssensitivität der Papiere derzeit aber historisch hoch. Allgemein steigende Zinsen würden also auch bei High-Yield-Bonds zu Kursverlusten führen“, sagt Wiechmann.

Zweitens beobachtet der Vermögensverwalter bei Investoren seit der Trump-Wahl über alle Anlageklassen hinweg eine gestiegene Risikobereitschaft. Sollte die nachlassen, würden die Prämien für das Kreditrisiko wieder steigen und die Kurse von High-Yield-Bonds entsprechend fallen. „Mittlerweile übersteigen die Risiken die Chancen im gesamten High-Yield-Segment unseres Erachtens deutlich“, sagt Wiechmann. Der Hochzins-Fonds steht deshalb auf der Verkaufsliste. „Da wir unsere Depots im Vermögensverwalter-Contest jedoch üblicherweise für das gesamte Kalenderjahr aufstellen und unterjährige Veränderungen nur in Ausnahmefällen vornehmen, wird der Fonds vermutlich noch bis Jahresende im Depot bleiben“, sagt Wiechmann. „Von Neu-Engagements würden wir allerdings abraten.“

Wer die Expertise und Risikobereitschaft mitbringt, um in einzelne High-Yield-Bonds zu investieren, kann derzeit immerhin noch Renditen oberhalb eines Inflationsausgleichs erzielen. Der Vermögensverwalter Mademann & Kollegen aus Düsseldorf hält in seinem Musterdepot mehrere Hochzins-Firmenanleihen, darunter von der Reederei Hapag Lloyd. Der Vermögensverwalter rechnet mit einer Rendite von 3,75 Prozent für die erwartete Restlaufzeit von neun Monaten. Die Anleihe des österreichischen Baukonzerns Porr bringt rund fünf Prozent Zinsen pro Jahr und verbucht in diesem Jahr bislang ein Kursplus von rund vier Prozent. „Wir wären sehr zufrieden, wenn sich die Anleihe auf dem aktuellen Niveau hält“, sagt Mademann-Vermögensverwalter Robert Bauer. „Selbst ein Rückgang des Börsenkurses würde durch den hohen Zins überkompensiert.“


Euro-Hochzinsanleihen liegen vor US-High-Yield-Bonds

Einer der Gründe für die vergleichsweise hohe Rendite der Porr-Anleihe: Das Papier ist als sogenannte Nachrang-Anleihe gestaltet. Heißt: Im Fall einer Pleite des Unternehmens werden die Anleger erst zufrieden gestellt, wenn andere Schuldner des Unternehmens ihr Geld bekommen haben. Das Risiko, bei einer Insolvenz leer auszugehen, ist dementsprechend größer und wird über einen höheren Zinskupon abgegolten.

Vermögensverwalter Bauer geht das Risiko ein, hält im Musterdepot noch weitere Nachranganleihen von Finanzinstituten wie der Commerzbank, Volkswagen International Finance und Banco Santander: „Die normalen Inhaberschuldverschreibungen der Banken sind aufgrund der niedrigen Zinsen und möglicher Zinsänderungsrisiken nicht attraktiv genug, um ins Depot aufgenommen zu werden“, sagt Bauer. Bislang ist die Strategie aufgegangen, Mademann steht mit seinem Musterdepot in der Kategorie „Sicherheit“, das nur einen geringen Aktien-Anteil erlaubt, an vorderster Stelle.

Ob einzelne Anleihen oder Fonds, in einem sind sich die Vermögensprofis einig: Euro-Hochzinsanleihen versprechen derzeit trotz aller Widrigkeiten immer noch mehr Potential als US-High-Yield-Bonds. Im vergangenen Jahr konnten die US-amerikanischen Pendants das Rennen nach anfänglicher Schwäche noch klar für sich entscheiden. Der anziehende Ölpreis hatte die Kurse von High-Yields aus den USA beflügelt, die in der Energiebranche traditionell stark vertreten sind.

Zudem legte der US-Dollar leicht zu. „Für 2017 scheinen sich beide Faktoren bisher nicht zu wiederholen“, sagt Top-Invest-Verwalter Wiechmann. Im Gegenteil: Die Ölpreiserholung macht Pause und der US-Dollar hat im laufenden Jahr im Vergleich zum Euro deutlich an Wert eingebüßt. Robert Bauer von Mademann hat sein Engagement in US-Firmenbonds deshalb heruntergefahren. Die Entwicklung bei seinen Euro-Firmenbonds hat er weiterhin im Auge: „Wir achten darauf, uns nicht zu viele Risiken einzukaufen“, sagt Bauer. „Sollte sich unsere Einschätzung ändern, werden wir die aufgelaufenen Kursgewinne der Bonds mitnehmen und verkaufen.“

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