Eine Gesellschaft, deren Aktien hauptsächlich auf Xetra gehandelt werden, kommt bei der Index-Berechnung natürlich besser weg als eine andere, wo der Aktienhandel größtenteils über alternative Plattformen läuft. „Dies reduziert unsere Chance auf einen Aufstieg in den MDax“, sagt Wolf von der GfK, die derzeit im SDax ist. Auch Finanzchefs, die nicht betroffen sind, fordern die Deutsche Börse auf, die Index-Berechnung zu überprüfen. „Bisher gibt es hierauf noch keine Antwort“, sagt Post-Manager Ziegenbalg.
Ganz unabhängig von der Index-Zugehörigkeit schreckt ein schrumpfender Xetra-Handel Investoren ab. Aktienfonds, Pensionskassen und Vermögensverwalter dürfen oft nur dann in Aktien investieren, wenn die Umsätze auf Xetra bestimmte Schwellenwerte erreichen. Damit soll sichergestellt werden, dass die Kundengelder in liquide Werte investiert werden, der Fondsmanager im Notfall also auch große Pakete schnell verkaufen kann.
Die Betreiber der Dark Pools, Banken wie Credit Suisse, Goldman Sachs und die Deutsche Bank, wollen jedoch nichts davon wissen, dass die Zersplitterung der Liquidität massive Probleme schafft. Sie verweisen darauf, dass die Handelsplätze dank Computertechnik weltweit vernetzt sind. In der Tat sind Hochfrequenzhändler gleichzeitig an zahlreichen Plattformen aktiv; mangelnde Liquidität kann dadurch ausgeglichen werden.
„Doch die Liquidität, die der Hochfrequenzhandel schafft, ist äußerst flüchtig“, sagt Hans-Peter Burghof, Professor für Bankwirtschaft an der Universität Hohenheim. Exakt aus diesem Grund sind Hochfrequenzhändler bei institutionellen Investoren unbeliebt. „Wenn wir die Wahl haben, an einem Dark Pool zu handeln, an dem keine Hochfrequenzhändler zugelassen sind, entscheiden wir uns im Regelfall für einen solchen Dark Pool“, sagt Chefhändler Mast von Allianz Global Investors.
Im Allgemeinen arbeiten Dark Pools und Hochfrequenzhändler aber Hand in Hand. Je mehr Schattenbörsen es gibt, desto lukrativer ist der Arbitrage-Handel, das Geschäftsmodell der Hochfrequenzhändler. Arbitrageure machen sich Kursdifferenzen etwa zwischen zwei verschiedenen Handelsplätzen zunutze. An einem wird billig gekauft, am anderen teurer verkauft, fast ohne Risiko. Um noch an den kleinsten Differenzen zu verdienen, setzen die mit automatischen Programmen arbeitenden Hochfrequenzhändler irrsinnige Volumina um. Eine kleine Computerpanne löst dann unter Umständen einen Flash Crash aus, wie am 6. Mai 2010 an der Wall Street.
An den amtlichen Börsen sind hierzulande längst Vola-Stopper installiert. Sie unterbrechen den Handel automatisch, wenn die Volatilität bestimmte Grenzen überschreitet. Damit ist die Gefahr eines Blitz-Crashs nahezu gebannt. Welche Sicherheitsvorkehrungen Dark Pools betreiben, ist unklar. „Wir haben hierzu keine Erkenntnisse“, sagt IR-Chef Ziegenbalg. „Ich weiß aber, dass diese Handelsplätze extrem komplex und technisch anspruchsvoll sind. Je komplexer aber etwas ist, desto leichter kann etwas schiefgehen.“