Dax aktuell Dax mit dickem Erholungsplus – US-Jobzahlen übertreffen Erwartungen

Vor dem Wochenende zeigen sich die Anleger noch mal in Kauflaune, gerade Banken sind gefragt. Aus Amerika kommt ein starker Arbeitsmarktbericht.

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Auf Wochensicht hat der Dax 1,7 Prozent verloren. Quelle: dpa

Frankfurt Europas Anleger haben vor dem Wochenende auf Entspannung gesetzt. Nach einem verlustreichen Feiertagshandel gestaltete sich das Freitagsgeschäft deutlich freundlicher. Am Nachmittag notierte der Deutsche Aktienindex mit 12.767 Punkten 1,3 Prozent fester. Sein europäisches Pendant, der Euro-Stoxx-50, legte 1,6 Prozent zu auf 3449 Zähler.

Für die Gegenbewegung sorgten gute Nachrichten aus Rom. Dort hatten sich die Europa-kritischen Wahlsieger der Fünf-Sterne-Bewegung und der rechten Lega erneut auf eine Regierungsbildung geeinigt. Der Staatpräsident Sergio Mattarella erteilte dem gemeinsamen Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten, Guiseppe Conte, zum zweiten Mal den Auftrag zur Regierungsbildung. Damit sind Neuwahlen erstmal abgewendet, der Mailänder Leitindex FTSE MIB kletterte zweieinhalb Prozent rauf auf 22.336 Punkte.

Auch in Madrid zog der Leitindex Ibex stark an – um 1,7 Prozent auf 9622 Punkte. Dabei fand die aus einer Korruptionsaffäre erwachsene Regierungskrise der Iberer heute ihren Höhepunkt. Der konservative Ministerpräsident Rajoy überstand das Misstrauensvotum der Oppositionsparteien nicht, die Regierung soll nun der sozialdemokratische Pedro Sanchez übernehmen.

Rückenwind gab es auch von der Konjunkturfront. Aus Washington kam ein offizieller US-Arbeitsmarktbericht, der die Erwartungen deutlich übertraf. Statt der von Ökonomen und Analysten prognostizierten 180.000 bis 190.000 neuer Jobs schuf die amerikanische Wirtschaft im Mai 223.000 Stellen außerhalb der Landwirtschaft. Außerdem gab das Arbeitsministerium bekannt, dass die separat ermittelte – und auf dem Parkett weniger Beachtung findende – Arbeitslosenquote auf 3,8 Prozent zurückging.

Der Report findet in der Finanzwelt vor allem deswegen eine so große Beachtung, weil die US-Notenbank Federal Reserve weitere Zinserhöhungen maßgeblich von der Lage auf dem Arbeitsmarkt abhängig macht. Laut Satzung sind die Währungshüter – anders als ihre europäischen Kollegen – neben der Preisstabilität auch der Vollbeschäftigung verpflichtet. Mit Arbeitslosenquoten von weit unter fünf Prozent ist dieses Ziel quasi erreicht.

Und weil die Zahlen heute so deutlich besser ausfielen als angenommen, dürfte das den Spekulationen um einer striktere Gangart den Notenbank neue Nahrung geben. Zwar sind starke Daten ein Hinweis auf eine gute Konjunktur, doch für Börsianer haben sie auch immer den Beigeschmack einer möglicherweise darauffolgenden strengeren Geldpolitik.

Zumindest dürfte mit dem heutigen Report der Druck auf die Fed einmal mehr zugenommen haben. In einer ersten Reaktion wertete der Euro gegenüber dem Dollar dementsprechend leicht ab.

Auf der Unternehmensseite standen die Finanztitel weiter im Fokus. Nach dem gestrigen Kurssturz der Deutschen Bank richtete sich der Vorstandsvorsitzende Christian Sewing heute an die Mitarbeiter. Die Aktien des größten deutschen Geldhauses konnten sich fangen. Mit einem Plus von 3,2 Prozent kamen sie auf 9,45 Euro. „Wir sehen eine Gegenbewegung bei Deutsche Bank nach dem Ausverkauf, aber das ist angesichts der Nachrichtenlage mit Vorsicht zu genießen“, sagte ein Börsianer.

Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hatte gestern ihre Bonitätsnote für das Geldhaus gesenkt. Auslöser der darauffolgenden Turbulenzen war ein Bericht des Wall Street Journals, wonach die US-Notenbank Federal Reserve das Amerika-Geschäft des Instituts in einem kritischen Zustand sehe. Die Papiere schmierten um sieben Prozent ab, zwischen Tageshoch und -minus lagen zehn Prozent. Mit 9,15 Euro hatten die Papiere am Ende den tiefsten Schlusskurs ihrer Geschichte markiert.

„Die Nachrichten zeigen, dass die Deutsche Bank von den US-Behörden enorm unter Druck gesetzt wird“, sagte Branchenanalyst Thomas Hallett mit Blick auf die Vorstandsentscheidung das riskante Investmentbanking zurückzuführen. Der Experte von Keefe, Bruyette & Woods weiter: „Die Bank hat es versäumt das Geschäft ausreichend zu restrukturieren, um in einem Niedrigzins-Umfeld mit regulatorischen Anforderungen zurechtzukommen.“

Banken im Aufwind

Noch gefragter waren vor dem Wochenende nur die Papiere des Konkurrenten Commerzbank. Sie verteuerten sich um bis sechs Prozent und konnten die 9-Euro-Marke hinter sich lassen. Händler verwiesen auf die Entspannung bei italienischen Anleihen, von den die gesamte Branche profitiere, halten doch die europäischen Banken ein Milliardenvolumen der Staatspapiere.

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