Dax aktuell Politische Unsicherheit nach der Wahl belastet die Märkte

Der Ausgang der Bundestagswahl wird auch an der Börse genau verfolgt. Analysten befürchten eine größere politische Unsicherheit, auch aufgrund des Abschneidens der AfD. Der Dax notiert im vorbörslichen Handel schwächer.

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Dax, Kurse, Aktien, Börse, Frankfurt Quelle: dpa

Düsseldorf Wahl-Blues auf dem Parkett: Der Dax notiert im vorbörslichen Intraday-Handel 0,14 Prozent im Minus bei 12.597 Punkten. Bereits am Freitag hatte der deutsche Leitindex leicht nachgegeben und bei 12.592 Punkten geschlossen. Heute könnte es nun weiter abwärts gehen, bringt der Ausgang der Bundestagswahl doch neue Unsicherheiten mit sich. Besorgt blicken Börsianer insbesondere auf die anstehenden Koalitionsverhandlungen.

Diese dürften nicht einfach werden nach diesem denkwürdigen Wahlabend: Während Union und SPD ihre schlechtesten Ergebnisse seit 1949 einfuhren, hat die Alternative für Deutschland (AfD) den Einzug in den Bundestag geschafft. Die FDP ist wieder da, auch die Grünen verbessern sich leicht. Da die SPD nicht erneut in eine Große Koalition bilden, sondern in die Opposition gehen will, ist eine stabile Zweierkoalition ausgeschlossen. Für die Regierungsbildung bedeutet das viele Fragezeichen, die am Montag auch die Märkte belasten dürften.

Die massiven Stimmverluste der beiden großen Parteien Union und SPD sowie der Wahlerfolg der rechten AfD haben in der deutschen Wirtschaft Unsicherheit und Sorge ausgelöst. „Die AfD im Deutschen Bundestag schadet unserem Land“, sagte Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer am Sonntag. Längerfristig negative Folgen für den Wirtschaftsstandort Deutschland sieht auch das deutsche Handwerk. Zugleich fürchten viele Wirtschaftsvertreter nun eine Hängepartie bei der Regierungsbildung verbunden mit weniger politische Stabilität. „Wir brauchen in diesen schwierigen Zeiten eine stabile Regierung“, mahnte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer.

An der Börse sehen Analysten allerdings keine dauerhafte Belastung der Märkte durch das Ergebnis – getreu der alten Weisheit, dass politische Börsen kurze Beine haben. „Kapitalmärkte mögen keine Überraschung. Das Ergebnis der Bundestagswahl 2017 lässt keine dramatische Politikwende in Deutschland erwarten. Obwohl der erstmalige Einzug der AfD in den Bundestag sicherlich ein großes internationales Medienecho auslösen wird, ist der direkte Einfluss der populistischen Parteien am rechten und linken Rand auf die deutsche Politik weiterhin sehr gering“, kommentiert etwa Till Galler von JP Morgan Asset Management den Wahlausgang.

Eine weitere vierjährige Amtszeit von Angela Merkel verspreche Kontinuität. „Die Märkte werden diese Wahl schnell abhaken und den Blick zunehmend nach Italien richten, wo laut aktuellen Umfragen ein radikaler Politikwechsel im nächsten Frühjahr im Rahmen des Möglichen ist.“ Einzig das Scheitern Merkels an der Aufgabe, in den kommenden Wochen eine Koalitionsregierung zu formen, könnte zu neuer Unruhe an den Märkte führen, glaubt Galler.

Nick Clay, Fondsmanager bei Newton Investment Management, ist weniger optimistisch: „Da die deutsche Wirtschaft einer der größten Nutznießer des Projekts Europa ist und sich auch dank der im Jahr 2016 in China umgesetzten Ankurbelungsmaßnahmen momentan sehr gut entwickelt, kommt die Wiederwahl von Angela Merkel nicht überraschend. Wir könnten uns allerdings vorstellen, dass die optimistischen Schlüsse, die die Märkte aus diesem Wahlergebnis ziehen, voreilig sind.“

Der Analyst sieht die verbreitete Ansicht an den Märkten, dass der Populismus in Europa nach dem Wahlsieg von Emmanuel Macron in Frankreich seinen Zenit überschritten hat, sich das politische Umfeld nun wieder normalisiert, durch den Ausgang der Bundestagswahl infrage gestellt. „Unserer Meinung nach könnten sich diese Einschätzungen durchaus als Irrtümer erweisen, gerade wegen des Erstarkens der Rechtsaußenpartei AfD“.

Das Ergebnis werde Merkels Einfluss in der zukünftigen Koalition jedenfalls schwächen und könne auch Auswirkungen auf die Brexit-Verhandlungen haben. „Die Märkte hatten ursprünglich erwartet, dass die Bundestagswahl die Weichen für eine enge Partnerschaft zwischen Merkel und Macron stellen und damit weiterhin eine Stütze für den Euro sein würde – mit direkten Vorteilen für die europäischen Aktienmärkte. Doch der Erfolg der AfD könnte einen Strich durch diese Rechnung machen.“ Dennoch erwarten die Analysten von Newton Investment Management keine Panik an der Börse. „Vor dem Hintergrund der eher besonnenen Reaktionen auf die größeren politischen Schocks der letzten Zeit, erwarten wir jetzt keine deutlichen Wertschwankungen.“

Neben der Bundestagswahl dürfte am Montag auch die bevorstehende Zerschlagung von Air Berlin wieder Gesprächsthema in den Handelssälen der Banken und Broker sein. Insidern zufolge soll die Rivalin Lufthansa den Löwenanteil der insolventen Fluggesellschaft übernehmen. Weitere Teile gingen an den britischen Billigflieger EasyJet und eventuell an die Thomas Cook-Tochter Condor.

Air-Berlin-Papiere schossen am vergangenen Freitag zeitweise um 23 Prozent in die Höhe. Auch Lufthansa-Aktien gehörten mit einem Kursplus von 1,1 Prozent zu den größten Gewinnern im Dax. Die Aufwärtsentwicklung könnte bei entsprechenden Nachrichten heute weitergehen.

Der Ausgang der Bundestagswahl hat den Euro am Montag im asiatischen Frühhandel sinken lassen. Die Gemeinschaftswährung gab um knapp ein halbes Prozent auf 1,1910 Dollar nach.

Nach dem vorläufigen Ergebnis erhielt die Union 33,0 Prozent der Stimmen nach 41,5 Prozent 2013. Die SPD sackte auf 20,5 (2013: 25,7) Prozent. Mit 12,6 Prozent wird die AfD, die 2013 mit 4,7 Prozent knapp den Einzug ins Parlament verpasst hatte, drittstärkste Kraft.

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