Dax-Ausblick Anleger müssen sich warm anziehen

Nicht nur das Wetter sorgt dafür, dass es ungemütlich wird. Auch auf dem Börsenparkett könnte sich was zusammenbrauen. Großer Unsicherheitsfaktor ist der künftige US-Präsident. Aber auch die EZB könnte für Unruhe sorgen.

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Auch an der Börse könnte es ungemütlich werden. Quelle: dpa

Düsseldorf Die vergangene Woche war ein kleiner Vorgeschmack darauf, was Anleger in den kommenden Wochen blüht. Kapitalmarktexperten rechnen mit schwankenden Kursen, da der künftige US-Präsident Donald Trump, der am Freitag vereidigt wird, ein Unsicherheitsfaktor bleibt. „Wir müssen uns daran gewöhnen, dass Trump im Umgang mit den Medien aktiver als Barack Obama ist, was zu volatilen Kurse führen kann“, sagt Tobias Basse, Anlagestratege bei der NordLB. Übersetzt heißt das: Anleger müssen sich in der kommenden Woche warm anziehen.

Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank rechnet gar mit einem unruhigen ersten Quartal. Auch er sieht Trump als einen der Hauptauslöser größerer Turbulenzen. „Seine Polit-Agenda ist immer noch unausgegoren und lädt zu Kursschwankungen förmlich ein“, so Halver. Auch Robert Greil sieht Trump in den kommenden Tagen im Mittelpunkt des Börsengeschehens: „Spannend wird, was Donald Trump am 20. Januar konkret ankündigt – die Finanzmärkte werden umgehend darauf reagieren“, ist Experte von Merck Finck überzeugt.

Schon vor seiner Amtseinführung hat Trump die Märkte ordentlich durchgerüttelt. Nach seiner Wahl im November setzten die Anleger auf einen Wirtschaftsboom in den USA: Die Börsenkurse stiegen. Nach seiner jüngsten Pressekonferenz am vergangenen Mittwoch dann die Ernüchterung: Investoren vermissten Details zu seinem Wirtschaftsprogramm. Aussagen Trumps zu einzelnen Branchen sorgten ebenfalls für Aufregung, etwa in der Pharmabranche, die Angst vor Ertragseinbußen hat, oder bei den Autokonzernen.

Entsprechend verhalten reagieren die Märkte. Die noch im Dezember herrschende Euphorie ist verflogen, die Unsicherheit ist groß. In der vergangenen Woche ist der Dax kaum von der Stelle gekommen. Seit Jahresanfang kommt er auf ein mageres Plus von einem Prozent. Auch an der Wall Street ist nicht viel passiert, der Dow Jones hat leicht nachgegeben. Mit dem Sprung über die 20.000 Punkte wurde es wieder nichts.

Der US-Leitindex hadert schon seit Wochen mit dieser psychologisch wichtigen Marke, prallt aber immer wieder an ihr ab. „Der Spielraum für positive Überraschungen ist nicht mehr so groß“, gibt Aktienexperte Basse wenig optimistisch. Rücksetzer sind nicht ausgeschlossen. „Bei Gelegenheit nehmen Anleger vielleicht auch mal Gewinne mit.“


Was sagt Draghi zur Kritik am EBZ-Kurs?

Mit Sicherheit wird wieder jedes Wort der Notenbanker diesseits und jenseits des Atlantiks auf die sprichwörtliche Goldwaage gelegt. Neuigkeiten von der Europäischen Zentralbank (EZB) gibt es am Donnerstag, wenn sie ihre Zinsentscheidung bekannt gibt. Doch Neuigkeiten werden eigentlich nicht erwartet. „Die EZB hält unbeirrt am eingeschlagenen geldpolitischen Kurs fest“, sagt Christian Reicherter von der DZ Bank.

Im Dezember hatten die europäischen Notenbanker um Präsident Mario Draghi beschlossen, die bislang auf 1,74 Billionen Euro angelegten Anleihenkäufe zur Stützung der Konjunktur um neun Monate bis mindestens Ende Dezember 2017 zu verlängern - allerdings bei einem niedrigeren monatlichen Umfang.

Zuletzt waren in Deutschland wieder vermehrt Stimmen laut geworden, die eine Abkehr von der Nullzinspolitik der EZB forderten. „Hätte die EZB nur Verantwortung für Deutschland zu tragen, wären ihre Notenbankzinsen niemals so tief gesunken und hätten Aufkäufe von Anleihen vielleicht nie stattgefunden“ sagt Halver. „Hätte, hätte, Fahrradkette! Die EZB ist nun aber einmal die geldpolitische Versicherung für alle Euro-Staaten und da es der großen Mehrheit von ihnen wirtschaftlich schlecht bis dreckig geht, sind Zinsen und Renditen eben überall in der Euro-Zone unten.“

Trotzdem wird die jüngste Kritik an der EZB-Politik sicherlich auch im Rahmen der an die Zinssitzung anschließenden Pressekonferenz ein Thema sein. Draghi wird sicherlich gefragt werden, inwieweit die Notenbank eine Anpassung des Ankaufprogrammes erwägen könnte, sollte sich die Konjunktur dynamischer als erwartet entwickeln und damit auch die Teuerung deutlicheren Auftrieb erfahren.

„Wir gehen davon aus, dass die EZB auch im Rahmen der geldpolitischen Beratungen eine kontinuierliche Reduzierung der Anleihekäufe nicht thematisieren wird“, so Reicherter. „Dies soll den Marktakteuren vermitteln, dass die Notenbank noch für einen längeren Zeitraum stimulierend am Markt aktiv sein wird. Mittelfristig kann das bedeuten, dass die EZB-Pressekonferenzen wenig Spannung versprühen dürften.“ Auch Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, rechnet damit, dass die EZB eine „abwartende Haltung“ einnehmen wird. „Mario Draghi wird aber wohl klarstellen, dass kein Einstieg in den Ausstieg ansteht.“

Hinweise auf den Verlauf der Konjunktur gibt es in der neuen Woche nur sehr wenige. Am Dienstag steht aus Deutschland der ZEW-Index an. In den USA dürfte am Donnerstag der Philadelphia Fed Index die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.


Kaum Termine, aber große Themen

Auch sonst ist der Terminkalender noch recht leer. Die Berichtssaison nimmt sowohl in Europa als auch in den USA nur allmählich Fahrt auf. In Deutschland legt der Kosmetikkonzern Beiersdorf am Dienstag Zahlen für das vergangene Jahr vor, in den USA stehen am Mittwoch die Quartalsergebnisse der Großbank Goldman Sachs an.

Doch es gibt Themen, die Börsianer sehr wohl beschäftigen – und die für Unruhe sorgen könnten. Da ist zum Beispiel die Deutsche Börse, die sich bekanntlich mit der London Stock Exchange zusammenschließen will. Am Dienstag treffen sich in Wiesbaden die Chefs der beiden Börsenbetreiber mit dem hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier und dem für die Börsenaufsicht zuständigen Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir.

Denn als eine der größten Hürden für eine Fusion gelten die hessische Börsenaufsicht sowie die Prüfung der EU-Kommission. Die Aufsicht des Bundeslandes hat Insidern zufolge große Bedenken, weil sie fürchtet, nach dem Deal nicht genügend Zugriff auf die Holdinggesellschaft zu haben, die laut derzeitigen Plänen in London angesiedelt werden soll.

Und auch die Aufarbeitung des VW-Skandals beschäftigt Börsianer weiter. Was wusste wer zu welchem Zeitpunkt? Am Mittwoch wird der ehemalige VW-Chef Martin Winterkorn im Rampenlicht stehen, wenn er im Untersuchungsausschuss des Bundestages zur VW-Dieselaffäre auftritt. Er hatte seinen Posten nach Bekanntwerden des Abgas-Skandals räumen müssen. Der Untersuchungsausschuss in der Diesel-Abgasaffäre war im April 2016 eingesetzt worden.

Mit Material von Reuters.

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