Dax-Ausblick Es ist noch Luft nach oben

Auto- und Banktitel ziehen den deutschen Aktienindex zum Wochenschluss runter. Kein Grund zur Sorge, meinen Analysten. Die Konjunkturdaten in der kommenden Woche werden die Kurse schon wieder nach oben ausrichten.

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Analysten sind für den Leitindex positiv gestimmt und das, obwohl er zum Ende der Woche schwächelte. Quelle: dpa

Düsseldorf Bloß nicht den Optimismus verlieren. Auch nicht, wenn der Deutsche Aktienindex (Dax) nach seinem Jahreshoch am Montag von 10.802 Zählern am Freitag weiter abrutschte und den Handel mit einem Minus von 0,6 Prozent auf 10.544 Zählern beendete. Auch die Notierungen an der Wall Street gaben im frühen Handel nach.

Für deutsche Aktien sind die Analysten aber weiterhin positiv gestimmt. „Aktien noch mit Luft nach oben“, ließ etwa die Helaba die Öffentlichkeit wissen. Sie bescheinigte den Anteilsscheinen eine „ausgesprochen ansehnliche relative Attraktivität“ zu Rentenwerten. Kein Wunder bei negativen Renditen für Bundesanleihen. Zudem haben nach Beobachtung der Landesbank die Dax- und Euro-Stoxx-50-Unternehmen mit zehn beziehungsweise 13 Prozent die Ergebnisschätzungen für das zweite Quartal übertroffen.

Die Schätzungen zu den Konjunkturdaten in dieser Woche fallen auch eher positiv aus. „Es gibt wenig Gründe davon auszugehen, dass sich die Stimmung im August massiv verschlechtert hat“, meinen die HSBC-Experten in ihrem Ausblick auf die am Dienstag zur Veröffentlichung anstehenden Einkaufsmanagerindizes in dieser Woche. Die Indizes hätten bereits im Juli gelassen auf das Brexit-Votum der Briten reagiert. Die endgültigen Zahlen zum deutschen Bruttoinlandsprodukt am Mittwoch werden HSBC zufolge noch einmal stützende Effekte durch den privaten Konsum bestätigen. Insofern rechnet HSBC auch mit guten Werten beim GfK-Konsumklima-Index für September, der am Freitag publiziert wird.

Etwas weniger gelassen könnte der Ifo-Geschäftsklima-Index reagieren. Die Postbank geht von einer „weiteren moderaten Stimmungseintrübung“ aus. Sie begründet dies damit, dass neben dem Brexit-Votum auch die angespannte politische Lage in der Türkei eine Rolle spielen dürft.

Bei Autowerten und Banken spielen gute Konjunkturaussichten zurzeit wohl keine große Rolle. VW hat weiter Ärger. Dieselgate ist noch nicht vorüber, da macht ein Zulieferer Probleme und legt die Golf-Produktion in Wolfsburg und die Passat-Fertigung in Emden lahm. Das kann für den Kurs nicht gut sein, der am Freitag zeitweise um die drei Prozent nachgab. BMW wurde von Goldman Sachs herabgestuft und damit auf die Verliererstraße geschickt.

Star des Tages war Infineon. Die Münchener Chiphersteller profitierten vom Gewinn- und Umsatzsprung des US-Konkurrenten Applied Materials, konnte aber zum Ende die kräftigen Kursgewinne zu Beginn des Handels nicht vollständig halten. Applied Materials verdiente aufgrund der starken Nachfrage nach Speicher- und Smartphone-Halbleitern im vergangenen Quartal deutlich mehr.

Die nächste Woche wird begleitet vom erneuten Aufflammen der Spekulationen über eine Zinserhöhung in den USA. Denn von Donnerstag bis Samstag treffen sich die Notenbanker der führenden Nationen zu ihrer alljährlichen Konferenz in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming. Die Frage an Janet Yellen, die Chefin der US-Notenbank Fed wird die gleiche sein, die der Fed schon vor drei Jahren gestellt wurde: Wann stoppt die US-Notenbank die Geldflut? Das hängt von der Konjunkturentwicklung ab. Wenn Yellen am Freitag ans Rednerpult tritt, wird sie wissen, ob das BIP-Wachstum von 1,2 Prozent für das zweite Quartal noch einmal nach oben revidiert wurde und wie die Auftragseingänge für langlebige Güter im Juli aussehen. Je besser die Daten, desto wahrscheinlicher ist eine Zinserhöhung. Doch eine direkte Antwort auf die Frage nach der Zinserhöhung wird sie nicht geben. Also wird Raum für Spekulationen bleiben. Die Kapitalmarktexperten der BayernLB sehen die Erwartungen an eine Zinserhöhung auf dem höchsten Stand seit dem Brexit-Votum. Der Offenmarktausschuss der Notenbank sei zu diesem Thema allerdings gespalten, schreibt die BayernLB. Doch die Zahl der Befürworter einer Zinserhöhung noch in diesem Jahr nimmt zu.

Apropos Spekulationen: Über die Richtung des Ölpreises sind sich die Experten noch nicht einig. Am Freitag ging es weiter nach oben. Die europäische Sorte Brent kostet bereits wieder deutlich mehr als 50 Dollar je Barrel (159 Liter). Auslöser für die Preiserhöhungen sind nach wie vor Gerüchte, das Ölkartell Opec werde sich mit anderen Produzenten auf Förderobergrenzen einigen. Analysten sind allerdings skeptisch. Zu denen, die eher mit fallenden Preisen rechnen zählt Johannes Benigni, Chef der JBC Energy Group, die den Markt seit Jahren beobachtet. In einem Handelsblatt-Interview sagte er: Es wird bald wieder eine Abwärtsphase kommen.

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