Dax-Ausblick Im Bann der Notenbanken

Achtung, Zinsentscheid: In der nächsten Börsenwoche können die Notenbanken in den USA, im Euroraum und in England für neuen Auftrieb sorgen. Anleger hoffen trotz der leichten Straffung noch auf eine Weihnachtsrally.

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Die Chefin der US-Notenbank Fed dürfte am Mittwoch eine Zinserhöhung verkünden. Quelle: dpa

Frankfurt Für Anleger hat es an den Aktienmärkten in der vergangenen Handelswoche noch einen versöhnlichen Abschluss gegeben. Nach einigem Auf und Ab zu Wochenbeginn schloss der Dax am Freitag bei 13.153 Punkten, auf Wochensicht macht das ein Plus von etwa zwei Prozent. Nun hoffen die Investoren doch noch auf eine kleine Weihnachtsrally. Und das, obwohl der deutsche Leitindex seit Jahresbeginn bereits circa 14 Prozent zugelegt hat.

Die Notenbanken dürften den Investoren indes beim Schlussspurt keinen Strich durch die Rechnung machen – auch wenn sie in der neuen Börsenwoche ganz klar im Fokus stehen. Es gilt als nahezu sicher, dass die US-Währungshüter am kommenden Mittwoch eine weitere Zinserhöhung verkünden werden. Der Leitzins dürfte um 25 Basispunkte auf 1,25 bis 1,5 Prozent steigen. Das wäre dann der fünfte Zinsschritt seit der Finanzkrise. Dafür spricht auch der am Freitag veröffentlichte, relativ solide Arbeitsmarktbericht. Die Beschäftigung ist im November stärker gestiegen als erwartet, die Lohnentwicklung hinkt allerdings nach wie vor hinterher.

Spannender ist jedoch die Frage, wie es 2018 weitergehen wird. „Für die Federal Reserve wird die nächste Zinsanhebung am kommenden Mittwoch nicht die letzte gewesen sein“, meint NordLB-Analyst Bernd Krampen. Ein nur recht moderater Lohndruck impliziere geringen Inflationsauftrieb, sodass die Landesbank von nur zwei Leitzinsanhebungen in 2018 ausgehe.

Die Ökonomen der Commerzbank rechnen zudem erst zum Ende des ersten Halbjahres mit der nächsten Zinserhöhung. Vieles spricht also dafür, dass eine relativ lockere Geldpolitik die Märkte weiter unterstützen wird – vor allem im Euroraum. Dort steht am Donnerstag ebenfalls die letzte Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) in diesem Jahr an. Auch die Bank of England kommt an diesem Tag zur Zinsentscheidung zusammen.

Nach der im Oktober beschlossenen Verlängerung der Anleihekäufe dürfte die EZB nun keine neuen Beschlüsse fassen. Ab Januar reduziert sie zudem die monatlichen Anleihekäufe von 60 auf 30 Milliarden Euro. „Im Zuge der an die Ratssitzung anschließenden Pressekonferenz dürften angesichts der guten konjunkturellen Stimmung Fragen aufkommen, inwieweit die Notenbank-Oberen vielleicht erwägen könnten, das Anleihekaufprogramms rascher zu beenden“, meint DZ Bank-Analyst Hendrik Lodde. Seiner Ansicht nach dürfte EZB-Präsident Mario Draghi darauf verweisen, dass es angesichts der anhaltenden Verfehlung des Inflationsziels weiterhin einer akkommodierenden Geldpolitik bedarf.


Rückenwind durch US-Steuerreform

Und wegen der nach wie vor niedrigen Kerninflation erwarten die meisten Ökonomen selbst 2018 noch keine Zinserhöhungen – das könnte dem Dax weiteren Rückenwind verleihen. Im Euroraum, mit Ausnahme von Deutschland, verhindere die Massenarbeitslosigkeit im neuen Jahr einen Anstieg der Kerninflation, betont Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Im Schnitt herrsche immer noch eine Arbeitslosigkeit von 8,8 Prozent vor: „Für die USA erwarten wir, dass die nahende Vollbeschäftigung die Kerninflation wieder steigen lässt und die Fed ihren Leitzins wie 2017 drei Mal erhöhen wird.“

Interessant dürften für Anleger daher auch neue Konjunkturdaten sein. Am Dienstag werden in Deutschland die ZEW-Konjunkturerwartungen der Finanzprofis für Dezember veröffentlicht werden. Am Donnerstag kommen die Einkaufsmanagerindizes für Industrie und Dienstleistungssektor in der Eurozone hinzu.

Auf der Unternehmensseite stehen unterdessen nur wenige Termine auf der Agenda. Die erwartete Steuerreform in den Vereinigten Staaten könnte den börsennotierten US-Unternehmen allerdings ein unverhofftes Weihnachtsgeschenk liefern. „Die geplante Entlastung um rund 1,4 Billionen US-Dollar wäre die größte Überarbeitung der Steuerordnung seit Präsident Reagan“, betont DZ Bank-Analyst Christian Kahler. Sollte der Steuersatz, mit dem US-Unternehmen ihre Gewinne versteuern, tatsächlich von 35 auf 20 Prozent sinken, sei mit einem deutlichen Gewinnsprung im marktbreiten S&P 500-Index zu rechnen.

Bereits in der Nacht zum Montag – nach mitteleuropäischer Zeit – wird es den ersten Terminkontrakt auf die Internetwährung Bitcoin an der US-Börse CBOE geben. Mit diesen Papieren können Investoren dann auf steigende und fallende Kurse setzen. Auch institutionelle Investoren dürften sich dann mehr für die Kryptowährung interessieren, die einen extremen Höhenflug hinter sich hat.

Viele Anlageprofis bleiben dennoch skeptisch: „Bitcoins bleiben mit erheblichen technischen und regulatorischen Schwächen behaftet“, schreibt David Kohl, Chefvolkswirt von Julius Bär, in seinem aktuellen Investmentfokus. „Wir raten nochmals mit Nachdruck von einem Engagement in Bitcoins ab.“

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