Dax-Ausblick In welche Richtung fällt das Börsenpendel?

Gute Stimmung, ehrgeizige Kursziele: Aktien-Optimisten haben derzeit Oberwasser und vertrauen auf die Top-Konjunktur. Andere wiederum heben mahnend den Finger – und die Hängepartie in Berlin bleibt eine Belastung.

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Ein wahrer Koloss an Konjunkturdaten erwartet die Aktienmärkte in der kommenden Woche. Quelle: Imago

Frankfurt Der positive Wochenausklang an den Börsen bringt die Börsianer in bessere Stimmung. Und das, obwohl in Deutschland nach wie vor nach einer künftigen Regierung gesucht wird und Neuwahlen möglich sind. Doch der Ifo-Geschäftsklimaindex, der am Freitag mit einem neuen Top-Wert beeindruckte, überstrahlte alle Probleme.

Der Dax, zuletzt mehrfach unter Druck und spürbar unter die Marke von 13.000 Punkten gefallen, glänzte im Vergleich zu den Messlatten anderer großer europäischer Aktienmärkte mit der besten Tagesbilanz. Das bisherige Jahresplus des heimischen Stimmungsbarometers von 14 Prozent – derzeit notiert der Leitindex wieder bei rund 13.100 Punkten – macht Hoffnung auf mehr.

So glaubt Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck Privatbankiers: „Der strukturelle Bullenmarkt bleibt intakt.“ Der Experte erwartet „eine Jahresendrally in Richtung der alten Hochs von Dax & Co“. Das Top hatte das nationale Stimmungsbarometer am 7. November bei über 13.500 Zählern erreicht. Für die kommende Handelswoche rechnen viele Fachleute mit Einflüssen durch die geplante US-Steuerreform, durch weitere Konjunkturdaten und das Treffen der Organisation Erdöl exportierender Staaten (Opec).

Zu den Optimisten zählt auch Robert Halver, Kapitalmarktexperte der Baader Bank. Er setzt auf „die weiterhin nicht wirklich restriktive Geldpolitik und die solide Weltkonjunktur“. Damit verfügten Aktien über zwei stabile Standbeine.

Bei Janus Henderson Investors glaubten die Analysten ebenso an einen anhaltenden Trend und blicken dabei weit zurück. In den vergangenen neun Jahren seien europäische Aktien um über 160 Prozent, US-Werte um mehr als 280 Prozent, gestiegen. Sie seien heute zwar höher bewertet als damals, doch das sei kein Signal für das Kippen des Trends.

Unklar ist, inwiefern konkrete Hinweise zur Steuerreform der USA durchsickern. „Nach den Thanksgiving-Ferien wird sich der Senat damit befassen. Allerdings liegen Senat und Repräsentantenhaus mit ihren Vorschlägen noch weit auseinander, sodass noch unklar ist, ob tatsächlich bis Weihnachten – wie von US-Präsident Donald Trump gewünscht – ein unterschriftsreifer Gesetzesentwurf ausgearbeitet werden kann“, sagt Commerzbank-Analystin Esther Reichelt.


Konjunkturdaten im Fokus

Nur wenige vorsichtige Stimmen mischen sich in die positiven Voraussagen. Einer dieser vorsichtigen Investoren ist der bekannte Vermögensverwalter Jens Ehrhardt. Der Gründer von DJE Kapital macht sich unter anderem Gedanken über US-Investoren, deren Dispositionen die deutsche Börse stark beeinflussen.

US-Investoren haben laut Ehrhardt mit ihren Anlagen in Europa im Jahresverlauf wegen des starken Euro gute Gewinne erzielt – in eigener Währung gerechnet. Diese guten Ergebnisse dürften sie kaum durch weiter hohe Aktienpositionen aufs Spiel setzen. Deshalb kann sich der Verwalter gut vorstellen, dass die saisonübliche Jahresendrally dieses Mal ausfällt.

Er ist aus einem zweiten Grund vorsichtig: Umfragen würden hohe Aktienbestände der Fondsmanager zeigen bei gleichzeitig sehr niedrigen Barbeständen. Das könnte bei weiteren Verlusten des Dax zu noch mehr Gewinnmitnahmen führen und damit den Markt insgesamt drücken.

Eine weitere Belastungsprobe erfolgt auf politischer Ebene: Das scheinbar endlose Tauziehen für eine neue Bundesregierung wird dem Dax nachhaltige Kurssprünge vorerst erschweren, glauben manche Experten. „Deutschland braucht trotz der guten wirtschaftlichen Lage dringend eine handlungsfähige Regierung“, sagt Felix Herrmann, Anlagestratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa beim weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock.

Schließlich müssten unter anderem Antworten auf den demografischen und technologischen Wandel gefunden werden.

Angesichts der widersprüchlichen Einschätzungen dürften die Anleger gespannt auf die anstehenden Wirtschaftszahlen der kommenden Woche als mögliche Einflussfaktoren blicken. Dann nämlich „prasselt ein bunt gemischter Datenreigen auf die Märkte hernieder“, erkennen die Analysten der DZ Bank. Im Zentrum stehen der Euroraum und die USA.

Das US-Konsumklima für November wird am Dienstag veröffentlicht. Es dürfte nach dem hohen Wert des Vormonats kaum noch zu steigern sein. Ebenfalls am Dienstag steht das GfK-Verbrauchervertrauen für Dezember auf dem Programm. Am Mittwoch werden die deutschen Verbraucherpreise für November gemeldet, am Tag danach die entsprechenden Daten für den Euroraum.

Den Erwartungen zufolge wird die Inflation im Euroraum weiter unter dem erklärten EZB-Ziel von zwei Prozent liegen. Dazu kommen, ebenfalls am Donnerstag, die Umfrageergebnisse aus den US-amerikanischen Industriebetrieben und die Beratungen wichtiger Rohöl-Exportländer über eine Verlängerung der Förderbremse, mit der das weltweite Überangebot eingedämmt werden soll.

Am Freitag könnten die Märkte nach Einschätzung der DZ Bank-Analysten noch einen positiven Impuls bekommen. Die Experten erwarten einen leicht höheren Wert beim ISM-Industrieklima für November. Dafür spreche die erfreuliche Bilanz für die US-Luftfahrtindustrie von der Flugschau in Dubai.

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