Dax-Ausblick Jetzt schlägt's 13!

Nur kurz hat der Dax in der vergangenen Woche die Marke von 13.000 Punkten überwunden, dann fiel er wieder zurück. Das soll sich diesmal ändern. Warum der Leitindex in der kommenden Woche nachhaltiger steigen dürfte.

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Der Dax steht kurz davor, die Marke dauerhaft zu erobern. Quelle: Imago

Frankfurt Ausgesprochen zurückhaltend waren Analysten in ihren Prognosen für den deutschen Aktienmarkt vor zehn Monaten. Kaum jemand hatte erwartet, dass der Dax die Schallmauer von 13.000 Punkten durchbricht. Die 29 Banken, die das Handelsblatt Ende 2016 befragt hatte, sagten für dieses Jahr im Schnitt einen Dax-Stand von gut 11.700 Punkten voraus. Selbst die größten Optimisten sahen den Dax bei „nur“ 12.300 Punkten.

Doch die Wirtschaft in Deutschland und dem Euro-Raum erholt sich weiter, letzterer ist nach den Wahlen in Frankreich mit dem europafreundlichen Emmanuel Macron an der Spitze wieder enger zusammengerückt. Zudem steigen in den USA die Börsen schon lange von Rekord zu Rekord – trotz der Eskapaden von Präsident Donald Trump.

Und so stieg der Dax bereits am Donnerstag auf bis zu 13.002 Punkte und am Freitag in der Spitze auf 13.037 Zähler. Bis zum Handelsschluss fiel er zwar an beiden Tagen wieder unter die 13.000er-Marke, doch das dürfte sich in der kommenden Woche ändern.

„Aktien sind sicherlich sportlich hoch bewertet, aber nach wie vor sind weitere Höchststände möglich“, sagt Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank. Ein Grund dafür sei die Dividendenrendite. Sie liegt im Dax bei im Schnitt 2,6 Prozent – für auf Euro lautende Unternehmensanleihen bekommen Neueinsteiger dagegen im Schnitt aktuell eine Rendite von nur knapp 0,8 Prozent.

Was zudem dafür spricht, dass der Dax in der kommenden Woche die 13.000-Punkte-Marke nachhaltiger überschreiten könnte, ist die Quartalssaison, die in den USA bereits begonnen hat. Dabei waren die guten Zahlen der Wall-Street-Giganten JP Morgan Chase und Citi für Uwe Streich, Investmentanalyst bei der Landesbank Baden-Württemberg, bereits ein positiver Fingerzeig. Beide Institute konnten die in sie gesetzten Erwartungen übertreffen. Streich erwartet für weitere US-Institute neue Rekordgewinne. Das dürfte auch dem Dax weiter Rückenwind geben.

Auch Michael Bissinger, Aktienstratege bei der DZ Bank, ist optimistisch. Mit einem geschätzten Gewinnwachstum von 2,8 Prozent seien die Markterwartungen moderat. Zudem wurden die Schätzungen wegen der Auswirkungen der Hurrikans Irma und Harvey zuletzt deutlich reduziert. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass viele Unternehmen die Prognosen übertreffen könnten – und Börsianer lieben positive Überraschungen. Andreas Schiller, Finanzanalyst bei der Raiffeisen Bank International in Wien sieht das ähnlich. „Das ewige Spiel der Gewinnrevisionen im Vorfeld der Berichtssaison dürfte auch dieses Mal zu negativ ausgefallen sein, deshalb gehen wir davon aus, dass die Prognosen übertroffen werden.“

Zu den Unternehmen, die in der neuen Woche Zahlen vorlegen, gehören am Dienstag die Großbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley, der Konsumgüterriese Johnson & Johnson und der Computerhersteller IBM. Am Mittwoch kommt Ebay, am Freitag General Electric. In Deutschland veröffentlicht am Donnerstag der IT-Konzern SAP als erster Dax-Konzern sein Zahlenwerk für das dritte Quartal. Am Freitag folgt aus dem Dax der Autobauer Daimler. Im übrigen Europa stehen am Mittwoch Zahlen der ASML-Holding im Fokus, am Donnerstag die von Nestlé und Unilever.


Keine Euphorie

Überschwänglich sind Analysten trotz der positiven Aussagen jedoch nicht. „Es wird nicht im Schweinsgalopp nach oben gehen, es wird volatiler werden“, ist Halver von der Baader Bank überzeugt. Auch für Tim Albrecht, Aktienchef für den deutschsprachigen Raum bei der Deutschen Asset Management ist „Euphorie nicht angebracht“. Insgesamt stehen die Börsenampeln aber seiner Ansicht nach weiter auf Grün. Im nächsten Jahr könnte sich der Dax dann auf die 14.000er-Marke zubewegen. „Die deutsche Wirtschaft läuft sehr gut, die Unternehmensgewinne steigen und auch die Bewertungen am Aktienmarkt können weiter nach oben gehen“, fasst Albrecht seine Einschätzung zusammen.

Frische Einschätzungen zur Konjunktur sind dabei in der kommenden Woche rar gesät. Aus Deutschland gibt es am Dienstag nur den ZEW-Konjunkturindex, der laut Ökonomen auf 21,5 Punkte gestiegen sein dürfte, letztlich jedoch im Seitwärtstrend liegt. „Früher war der ZEW-Index ein viel beachteter Indikator, heute wird er zumeist kaum zur Kenntnis genommen“, sagt Bernd Weidensteiner, Analyst bei der Commerzbank. Ein Grund dafür sei, dass viele Investoren realisiert haben, dass der ZEW – anders als die Einkaufsmanager-Indizes oder der Ifo-Geschäftsklima-Index – keine neuen Informationen enthält, sondern nur die durch andere Indikatoren bestimmte Stimmung am Markt bezüglich der Konjunktur abbildet.

Störfeuer für die Börsen könnte es dagegen von politischer Seite geben. In Österreich sieht es so aus, als würde die rechtspopulistische, europakritische FPÖ bei den Wahlen am Sonntag zum „Königsmacher“ bei der Regierungsbildung. „Für die europäischen Reformambitionen wäre dies wohl ein gewisser Dämpfer“, meint Elmar Völker, Analyst bei der LBBW.

Noch mehr werden Investoren auf Spanien schauen. Bis Montag muss Kataloniens Regierungschef Carles Puigdemont erklären, ob er nun in der vergangenen Woche die Unabhängigkeit ausgerufen hat oder nicht. „Immerhin wurde aber das verfassungswidrige Unabhängigkeitsreferendum in Spanien am 1. Oktober an den Märkten bislang hauptsächlich als spanisches Problem aufgefasst“, meinen die Strategen der BayernLB. „Andere Länder waren nicht betroffen und die Zukunft der Währungsunion wurde nicht in Frage gestellt.“ Von daher dürfte zumindest kurzfristig die spanische Krise neuen Höchstständen an der Börse nicht im Wege stehen.

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