Dax-Ausblick nach dem Brexit-Schock Seien Sie auf Rückschläge gefasst

Nach dem Absturz als Folge des Brexit-Votums hat sich der Dax rasch wieder berappelt und ist auf Erholungskurs eingeschwenkt. Aber für eine Entwarnung ist es noch zu früh. Analysten empfehlen Automobiltitel.

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Nach dem Schock kommt die schrittweise Erholung. Quelle: Reuters

Frankfurt Zwar haben die Börsen sich nach dem Brexit-Schock zuletzt ein Stück weit stabilisiert, für eine Entwarnung ist es aber nach Meinung vieler Analysten noch zu früh. Die ausschließlich technisch veranlassten Verkäufe seien inzwischen abgewickelt und nun könne der Meinungsbildungsprozess beginnen, meinen die Experten aus dem LBBW Research.

Interessant werde dabei vor allem sein, ob und wenn ja wie stark die Gewinnerwartungen der Unternehmen abgesenkt werden müssen. Die Ende Juli beginnende Berichtssaison werde in dieser Hinsicht erste belastbare Informationen liefern. „Die Unsicherheit wird also noch eine ganze Weile anhalten und sich in einem munteren Auf und Ab niederschlagen“, heißt es bei der LBBW. Alles in allem sollte jedoch viel Negatives auf dem jetzigen Kursniveau bereits enthalten sein, so dass die Börsen mittelfristig wieder den Pfad nach oben einschlagen sollten.

Vor allem die Hoffnung auf geldpolitische Schützenhilfe hat dem Dax am vergangen Freitag weitere Gewinne beschert. Zum Handelsschluss verbuchte der Leitindex ein Plus von ein Prozent auf 9776 Punkte. Damit lag der Dax am vierten Tag in Folge auf Erholungskurs - den zweitägigen Kursrutsch nach dem Brexit-Schock hat er inzwischen mehr als die Hälfte wieder aufgeholt.


Übrigens hatte der Dax am vergangenen Freitag Geburtstag und wurde 28 Jahre alt. Bei seinem Start vor fast drei Jahrzehnten notierte er bei 1163 Punkten – bei allem Ärger über kurzfristige Turbulenzen sind Aktien auf lange Sicht eben doch die beste Wahl.
Mit Blick auf die unmittelbaren Folgen nach dem Brexit weisen die Analysten der Helaba darauf hin, dass sich die Volatilität seit dem vorläufigen Höhepunkt am 16. Juni wieder zurückgebildet hat, sprich die Kurausschläge kleiner geworden sind. Dennoch sei die Gefahr eines Ausverkaufs noch nicht gebannt. Ein erster Lackmustest steht mit dem Konjunkturindex von Sentix am Montag an – der erste wichtige Frühindikator für die EU, der vollumfänglich das Brexit-Votum beinhaltet. Erwartet wird ein deutlichen Rücksetzer für die Erwartungen der befragten Finanzmarktteilnehmer.

Nach Einschätzung der Deutschen Bank werden die negativen Auswirkungen des Brexits vor allem in der Pharmabranche und im Automobilbau zu spüren sein, weil Großbritannien hier 10,5 und 12,8 Prozent der deutschen Exporte abnimmt.
Beim Bankhaus Lampe hat man die Gewinnschätzungen für zwei Stützen der deutschen Automobilindustrie schon mal zurechtgestutzt. Aber im Fall von BMW bleibt man trotzdem bei seiner Kaufempfehlung – auch wegen der Dividendenrendite von fast fünf Prozent. Das Kursziel lautet auf 80 Euro. Bei der Daimler-Aktie haben die Analysten ebenfalls die möglichen Brexit-Belastungen in ihre Schätzungen eingebaut. Auch hier lautet die Empfehlung trotzdem „Kaufen“ mit einem Kursziel von 65 Euro.


Termine der Woche

Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung in Großbritannien und der Europäischen Union hält demnach an. Darüber hinaus werden in der neuen Woche die anstehenden börsenrelevanten Daten für Bewegungen an den Märkten sorgen. Der Monat dürfte wegen des Feiertags in den USA allerdings noch ruhig verlaufen.

Am Dienstag stehen viele Juni-Einkaufsmanagerindizes etwa für China und aus europäischen Ländern auf dem Tageskalender. Dazu kommen Einzelhandelsumsätze aus der Eurozone und aus Übersee, allerdings für Mai. Hier könnten sich bereits erste Konjunktursorgen widerspiegeln.

Noch am gleichen Tag richten sich die Augen auf das Protokoll der US-Notenbank von der Sitzung Mitte Juni. Der Inhalt könnte Rückschlüsse auf die weitere Zinspolitik zulassen. Zuletzt waren die Erwartungen auf eine baldige weitere Zinserhöhung angesichts der Turbulenzen in Europa und wachsender globaler Unsicherheiten gesunken.

Für Bewegung können auch die Daten vom Donnerstag und Freitag sorgen. Erneut steht der Zustand der Konjunktur im Mittelpunkt. Es werden Mai-Daten zur Industrieproduktion in verschiedenen europäischen Ländern veröffentlicht. In den USA warten die Analysten auf mehrere Arbeitsmarktberichte.

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