Dax-Ausblick Neues Jahreshoch im Visier

Experten sehen gute Chancen dafür, dass die Notierungen am deutschen Aktienmarkt auch in der kommenden Woche weiterklettern. Welche Kurstreiber die Fachleute nennen – und warum sie dennoch zur Vorsicht mahnen.

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Der Risikoappetit der Anleger steigt derzeit wieder. Quelle: dpa

Frankfurt Nachdem die Furcht vor einer unmittelbar anstehenden geldpolitischen Straffung in den USA verflogen ist, hoffen Anleger auf eine Fortsetzung der jüngsten Erleichterungsrally an den Aktienmärkten. Laut Einschätzung von Fachleuten stehen die Chancen dafür in der kommenden Woche nicht schlecht.

Die gute Stimmung der Anleger spreche für eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung an den Börsen, sagt etwa Marktexperte Konstantin Oldenburger von CMC Markets. Ähnlich sieht das Analyst Markus Reinwand von der Landesbank Hessen Thüringen (Helaba): Während Anleger die kurzfristigen Perspektiven für Dividendentitel zuletzt recht pessimistisch eingeschätzt hätten, überwiege auf mittlere Sicht der Optimismus. „Erfahrungsgemäß ist dies gut für Aktien, da dann bei fallenden Noteirungen rasch Nachfrage einsetzt“, erklärt der Helaba-Experte.

Den deutschen Leitindex Dax sehen viele Experten in den kommenden Tagen Kurs nehmen auf sein bisheriges Jahreshoch bei 10802 Punkten. Am Freitag hatte das Bluechip-Barometer bei 10.626 Zählern knapp 0,4 Prozent tiefer geschlossen als tags zuvor. Voraussetzung für einen weiteren Kursschub seien allerdings positive Konjunktursignale.

„Nachdem die Notenbanken die Börsen zuletzt nach oben getrieben hatten, wäre eine Bestätigung durch überzeugende Makrodaten wichtig – insbesondere hinsichtlich der teils eingetrübten Stimmungsindikatoren“, sagt Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck Privatbankiers.

Aufschluss darüber geben dürften kommenden Woche in den USA vor allem die Entwicklungen des Dienstleistungs-Einkaufsmanagerindexes sowie des Verbrauchervertrauens, die am Dienstag veröffentlicht werden. Einen Tag später werden Investoren zudem ihren Fokus auf die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter in der weltweit größten Volkswirtschaft richten. Am Freitag folgen dann noch neue Daten zum Konsumverhalten der Amerikaner.

Falls die Zahlen mehrheitlich freundlich ausfallen, könnte die US-Notenbank Fed die Leitzinsen im Dezember leicht anheben, meint NordLB-Experte Tobias Basse – ohne, dass der Aktienmarkt diese geldpolitische Maßnahme fürchten müsse.

In Deutschland blicken Börsianer konjunkturseitig vor allem auf den Ifo-Geschäftsklimaindex am Montag und das GfK-Konsumklima am Mittwoch, sowie am Donnerstag auf neue Daten zur Entwicklung am Arbeitsmarkt und zu den Preissteigerungen im September.


Experten warnen vor übertriebenem Optimismus

Auch wenn die Nervosität an den Börsen zuletzt deutlich abgenommen hat, warnen einige Experten vor übertriebenem Optimismus: „Anleger sollten angesichts der Risiken – trotz der jüngsten Erholung der Aktienmärkte – vorsichtig sein. Das gilt vor allem für die USA, aber auch für Europa“, sagt Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck Privatbankiers.
Auch Helaba-Mann Reinwand verweist auf die zunehmende Bedeutung fundamentaler Wirtschaftsdaten: Für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends werde es darauf ankommen, dass die Notierungen am Aktienmarkt zunehmend von steigenden Unternehmensgewinnen untermauert würden. Damit keine neuerlichen „Gewinnängste“ aufkämen, sei eine Stabilisierung bei wichtigen Frühindikatoren geboten, so Reinwand.

Anlageprofis der DZ Bank erinnern an ein weiteres Risiko für die Börsen, das demnächst stärker in das Blickfeld der Investoren gelangen dürfte: Den sich zuspitzenden US-Präsidentschaftswahlkampf. Das Thema spiele an den Aktienmärkten zwar als möglicher Belastungsfaktor noch keine große Rolle. „Mit Prognosen, die immer stärker auf ein sehr enges Ergebnis hindeuten, dürfte die diesbezügliche Unsicherheit in den nächsten Wochen merklich zulegen“, geben die Experten jedoch zu bedenken.

Zuletzt hatten die Aktiennotierungen im Schnitt weltweit deutlich zugelegt: Auf Wochensicht war etwa der Dax zuletzt um rund dreieinhalb Prozent gestiegen. In den USA erreichten die marktbreiten Börsenbarometer wieder ihre Rekordniveaus – der Technologieindex Nasdaq markierte vergangenen Donnerstag sogar ein neues Allzeithoch.

Maßgeblicher Kurstreiber waren die Entscheidungen der Zentralbanken in den USA und Japan, an ihrer lockeren Geldpolitik festzuhalten – beziehungsweise sogar auszuweiten: Die US-Zentralbank gab am Mittwoch bekannt, das Leitzinsniveau vorerst nicht anzuheben und signalisierte gleichzeitig, bei späteren Zinsschritten behutsam vorzugehen. Die Bank of Japan hatte kurz zuvor angekündigt, künftig nicht lediglich Mengenziele beim Aufkauf von Staatsanleihen ausgegeben zu wollen, sondern ein bestimmtes Renditeniveau bei langfristigen Papieren zu verfolgen.

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