Dax-Ausblick Sommerrally auf tönernen Füßen

Eine Woche der Jahres- und sogar Allzeithochs liegt hinter den Börsianern. Doch der Schein trügt, die Sommerrally steht auf tönernen Füßen. Die Gefahren sind längst nicht gebannt und die Umsätze recht dünn.

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Die Sommerrally ist recht wackelig. Quelle: Reuters

Eine gute Börsenwoche liegt hinter Anlegern. Der Deutsche Aktienindex hat gleich mehrere neue Jahreshochs markiert und notiert mittlerweile sogar höher als zu Jahresbeginn. Auch wenn der Dax zum Wochenschluss etwas geschwächelt hat, konnte er auf Wochensicht doch gut drei Prozent zulegen.

In den USA haben die drei bekanntesten Indizes, nämlich der Standardwerteindex Dow Jones, der breitere S&P 500 und der Technologieindex Nasdaq, sogar Allzeithochs markiert. Ebenso wie der deutsche Nebenwerteindex MDax übrigens. Scheint ganz so, als ob die Börsenwelt mehr als in Ordnung sei.

Doch der Schein drückt, die Gefahren sind längst nicht gebannt. Noch immer gibt es enorme geopolitischen Unsicherheiten wie beispielsweise die Misstöne im Verhältnis mit der Türkei und Russland, sowie Sanktionen. Auch der Ausgang der Präsidentschaftswahlen in den USA im November ist nach wie vor offen. Hinzu kommen das italienische Verfassungsreferendum im Herbst sowie Wahlen in Frankreich und Deutschland.

Mögliche Auslöser für einen Kursrückgang gibt es also genug. „Der merkliche Aufschwung seit der Brexit-Entscheidung Ende Juni steht aus unserer Sicht auf tönernen Füßen“, sagt Ralph Müller von der DZ Bank. „Risiken werden weitgehend ausgeblendet, wie sich im sehr tiefen Niveau der Volatilitätsindizes widerspiegelt. Dies ist eine sehr kurzfristige Sichtweise, welche eine immense Sorglosigkeit beinhaltet.“

Auch die Konsensschätzungen für den Dax und Euro Stoxx 50 hält der Experte für äußerst ambitioniert. Zumal die Konjunkturausblicke weltweit eher gedämpft sind, trotz einer beispiellosen Liquiditätsschwemme der führenden globalen Notenbanken. „Risiken für den aktuellen Aktienaufschwung gibt es genug“, sagt Müller. „Ein weiterer Punkt sind saisonale Einflussfaktoren.“


Bloß keine bösen Überraschungen

Schließlich ist der September mit einem durchschnittlichen Dax-Verlust von 1,5 Prozent der schlechteste Börsenmonat seit 1960. „Das von einem dünnen Volumen getriebene Aktienmomentum könnte daher schnell vor einem Ende stehen“, so der DZ-Bank-Experte. Zumal die Aktienmärkte in den USA bereits sehr hoch bewertet sind. Rückschläge an der Wall Street würden sicher auch den europäischen und erst recht den deutschen Markt belasten.

Die Terminkalender für die kommende Woche sind abgesehen von einigen Konjunkturdaten recht leer. „Die Börsentendenz könnte in dieser relativ nachrichtenarmen Woche von überraschenden Meldungen bestimmt werden“, sagt Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck. Da kommende Woche keine wichtige Notenbanksitzung ansteht und auch die Halbjahreszahlensaison vorüber ist, dürften die überschaubaren Makronachrichten im Fokus stehen.

Den Auftakt macht am Montag das vorläufige japanische Bruttoinlandsprodukt für das zweite Quartal. Hier rechnet Greil nur mit einem minimalen Zuwachs. In Deutschland liegt am Dienstag das Hauptaugenmerk auf den ZEW-Konjunkturerwartungen: Nach dem vor allem Brexit-bedingten Absturz im Juli dürften sich die Finanzexperten wieder von ihrer optimistischeren Seite zeigen.

In der Euro-Zone kommen wie in den USA Inflationszahlen für den Juli. Außerdem veröffentlicht die US-Notenbank das Protokoll der jüngsten Sitzung. „Das Fed-Protokoll könnte Hinweise darauf geben, wie wahrscheinlich eine US-Leitzinserhöhung bereits bei der nächsten Sitzung am 21. September ist. Wir halten den nächsten Zinsschritt bereits dann für durchaus realistisch“, sagt Greil. In Großbritannien steht ebenfalls der Inflationsbericht an sowie am Mittwoch der Arbeitsmarktbericht.

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