Dax-Ausblick Trump macht Anleger nervös

Hinter Börsianern liegt eine schwache Woche. Aber ist das schon ein Vorbote für heftigere Kurseinbrüche? Experten glauben das nicht, doch unterschätzen sollten Anleger den „Trump-Faktor“ auch nicht.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
In vielen Bundesländern ist am Donnerstag Feiertag. An der Frankfurter Börse aber wird gehandelt. Quelle: dpa

Düsseldorf Es war eine emotionale Woche für Anleger: Am Dienstag markierte der Dax bei 12.841 Punkten ein neues Rekordhoch. Doch die Freude währte nur kurz, dann ging es abwärts. Immerhin hat sich Deutschlands wichtiges Börsenbarometer davon weitestgehend erholt – trotzdem ist die Wochenbilanz negativ.

Gut ein Prozent hat der Dax auf Wochensicht verloren. „Nach der anfänglichen Aufregung bezüglich der chaotischen Zustände im Weißen Haus scheinen sich die Gemüter der Marktteilnehmer wieder zu beruhigen“, sagte Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen. Trotzdem bleibt US-Präsident Donald Trump wohl auch in der kommenden Woche das bestimmende Thema auf dem Parkett – auch diesseits des Altlantiks.

Börsianer warnten vor verfrühtem Optimismus. „Der Skandal in Washington ist nicht verschwunden und auch nicht die Nervosität von Anlegern. Ein zu früher Wiedereinstieg könnte sich als teuer erweisen", sagte David Madden, Marktanalyst vom Broker CMC Markets.

Besonders der steigende Euro könne sich auf Dauer negativ für die Aktienmärkte auswirken, da dann die europäischen Waren im Welthandel teurer werden und die Wettbewerbsfähigkeit der exportorientierten Firmen sinkt. Die Gemeinschaftswährung notierte am Freitag zeitweise fast ein halbes Prozent fester bei 1,1143 Euro.

Solche Niveaus gab es zuletzt vor der Wahl Trumps im November 2016. Seither war vor allem der Dollar gefragt, weil Anleger auf einen Wirtschaftsboom in den USA spekulierten. Trump hatte im Wahlkampf versprochen, die Steuern zu senken und mehr Geld für Infrastrukturprojekte auszugeben.

Doch wann löst Trump seine Wahlversprechen endlich ein? „Sicherlich werden die Umsetzungen der Trumponomics verzögert“, sagt Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank. Ohnehin seien Steuersenkungen Marathonläufe, keine Sprints. Trumps wichtigstes Kern-Wahlversprechen, nämlich Jobs zu schaffen, drohe ebenfalls an Kraft zu verlieren. Nach zunächst groß angekündigten Einstellungsverheißungen der US-Automobilindustrie kündigt Ford rund 1400 Stellenstreichungen an, und bei General Motors sieht man sogar einen Abschwung mit Kündigungen von theoretisch etwa 30 Prozent der Mitarbeiter.

„Die Aktienmärkte zeigen sich durchaus angeschlagen“, sagt Halver. So sei die Risikoeinschätzung gemäß S&P 500 Volatility Index klar aufwärtsgerichtet. „In dessen Fahrwasser hat auch die Schwankungsbreite deutscher Aktien wieder zugenommen.“ Sicherlich ist die Situation ein willkommenes Argument für viele Anleger, die seit Jahresanfang üppig angefallenen Kursgewinne am Aktienmarkt mitzunehmen. Für einen massiven Aktieneinbruch in den USA mit Kollateralschäden auch für europäische Aktienmärkte spreche derzeit nichts, eine gesunde Konsolidierung schließt Halver aber nicht aus.


Kaum Termine auf der Agenda

Viele Termine stehen in der kommenden Woche nicht auf dem Programm. Am Donnerstag ist in vielen Bundesländern Feiertag, in Hessen aber nicht. An der Frankfurter Börse wird deshalb gehandelt. Allerdings dürften die Umsätze etwas geringer sein, ebenso wie am darauffolgenden Brückentag.

Spannende Daten kommen an diesem Tag aus den USA. Dort werden am Freitag die Auftragseingänge für langlebige Güter sowie die zweite Schätzung für das Wachstum der weltgrößten Volkswirtschaft zum Jahresauftakt veröffentlicht. Bei ersterem werde zwar unter dem Strich mit einem Minus gerechnet, sagt Experte Weil. Bei den Bestellungen für Investitionsgüter erwarte er aber ein erneutes Plus.

Bereits am Dienstag steht hierzulande der Ifo-Index auf dem Terminplan. „Die Stimmungsindikatoren im Euro-Raum sind bis zuletzt gestiegen“, sagt Commerzbank-Volkswirt Christoph Weil. „Doch nun dürfte der Hochpunkt erreicht sein. Denn die Impulse seitens der Weltwirtschaft scheinen schwächer zu werden.“ Von Reuters befragte Analysten rechnen mit einem leichten Anstieg auf 113,1 Punkte von 112,9 Zählern. Am Tag darauf liefert der GfK-Index Hinweise auf die Kauflaune der deutschen Verbraucher.

Spannend wird die Hauptversammlung von Grammer am Mittwoch. Beim Treffen der Eigner des Autozulieferers rechnen Experten mit einem Showdown im Kampf um die Kontrolle über den Konzern. Die Unternehmerfamilie Hastor, die hinter dem Grammer-Konkurrenten Prevent steht und die nach Reuters-Daten knapp 20 Prozent am bayerischen Hersteller hält, will Grammer-Chef Hartmut Müller stürzen.

Das Unternehmen holte daraufhin Ningbo Jifeng ins Boot. Der chinesische Konkurrent hält nach eigenen Angaben zufolge gut zwölf Prozent an Grammer und will seine Beteiligung weiter aufstocken. Dem Unternehmen brechen wegen dieses Machtkampfs nach eigenen Angaben die Aufträge weg.

Grammer ist nicht der einzige Konzern, der zur Hauptversammlung einlädt. Am Dienstag treffen sich die Aktionäre von Fraport, Evonik, SMA Solar und Hugo Boss. Am Mittwoch folgt MAN.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%