Der Einstieg der japanischen Softbank bei Wirecard ist besiegelt. Wie der Dax-Konzern heute früh, kurz nach Börsenschluss in Tokio mitteilte, haben Wirecard und eine Tochtergesellschaft der Softbank die finalen Dokumente für die Ausgabe und Zeichnung der Wandelschuldverschreibungen sowie die strategische Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Softbank erhält Wandelschuldverschreibungen über 900 Millionen Euro, die in gut 6,92 Millionen Aktien von Wirecard gewandelt werden können. Das entspricht rund 5,6 Prozent des derzeitigen Wirecard-Grundkapitals. Die Laufzeit der Wandelanleihe beträgt fünf Jahre.
Der Zahlungsdienstleister hatte vor nicht einmal zwei Wochen zum ersten Mal eine Anleihe (ISIN DE000A2YNQ58) über 500 Millionen Euro emittiert und im Zuge dessen erstmals ein Rating erhalten. Moody’s stuft den Dax-Konzern demnach mit Baa3 ein, das ist die unterste Stufe in der sogenannten Investitionsklasse, gerade noch oberhalb sogenannter Junk-Bonds. Der Ausblick für das Rating ist laut Moody‘s stabil. Die Anleihe läuft bis zum 11. September 2024 und hat einen Jahreszinskupon von 0,5 Prozent. Bei Kursen von derzeit um die 99 Prozent rentiert das Papier mit 0,7 Prozent pro Jahr. Da die Mindeststückelung aber 100.000 Euro beträgt, ist das Papier für den durchschnittlichen Privatanleger zu schwer.
Finanzierungsquellen diversifiziert
Zusammen mit der Wandelanleihe hat Wirecard also seine Finanzierungsquellen kräftig diversifiziert. Laut Geschäftsbericht 2018 hatte Wirecard mit Banken Kreditlinien über gut 1,9 Milliarden Euro vereinbart, davon waren gut 436 Millionen Euro nicht ausgeschöpft. Diese Kreditlinien dürfte der Dax-Konzern zumindest teilweise zurückführen. Das bereitgestellte Softbank-Kapital plant der Dax-Konzern zudem in innovative Zahlungs- und Finanzdienstleistungen zu stecken, zusätzlich könnte Geld „potenziell“ für Aktienrückkaufprogramme verwendet werden, heißt es aus Aschheim bei München, dem Stammsitz von Wirecard.
Vision Fund mit Apple über 100 Milliarden Dollar
Softbank gilt nicht nur als attraktiver Investor, sondern auch als Türöffner für den asiatischen Markt. Die Japaner wollten für ihren aktuellen Fonds, den gemeinsam mit Saudi-Arabien und Apple geführten Vision Fund II, gigantische 100 Milliarden Dollar einsammeln und haben ihr Ziel mit derzeit 108 Milliarden Dollar schon übertroffen. Softbank könnte für Wirecard einen tieferen Einstieg in zum Softbank-Portfolio gehörende Unternehmen wie dem US-Fahrdienstvermittlern Uber und seinem chinesischen Pendant DiDi bedeuten. Die strategische Kooperation mit der Softbank-Tochtergesellschaft würde bereits heute „erfolgreich verfolgt“ so Wirecard, etwa mit der Auto1 Group, bekannt unter dem Werbeslogan „Wir kaufen dein Auto“. Mit einem weiteren Unternehmen, an dem Softbank Anteile hält, kooperiert Wirecard bereits: Alibaba. Chinas Internetgigant entschied sich jedoch Ende August, seine Zahlungsplattform Alipay gemeinsam mit dem niederländischen Wirecard-Konkurrenten Adyen abzuwickeln.
Chinas Markt im Visier
Positiv auf den Aktienkurs von Wirecard wiederum wirkte sich die erst am Montag verkündete globale strategische Partnerschaft mit UnionPay aus, dem weltweit größten Kreditkartenunternehmen. Zu den Zielen der Zusammenarbeit gehören die internationale Expansion von UnionPay sowie das Wachstum von Wirecard in China und Ausbau des Geschäfts mit chinesischen Unternehmen. UnionPay ist die einzige Kreditkartenorganisation in der Volksrepublik und hat annähernd 7,6 Milliarden Karten ausgegeben. „Der chinesische Markt ist gigantisch, wir erwarten ein signifikantes Wachstum durch die Zusammenarbeit mit UnionPay“, äußerte sich Wirecard-Chef Markus Braun gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Die Kooperation sei ein wichtiger Baustein in der internationalen Expansionsstrategie. „Die Region Asien, insbesondere China, hat eine große Bedeutung für uns und birgt großes Potenzial. Das Volumen, das künftig über unsere Systeme abgewickelt wird, dürfte in die Milliarden gehen“, so Braun. Bei jeder UnionPay-Transaktion nimmt Wirecard wie bei Transaktionen mit anderen Partnern Gebühren ein.
Prognoseerhöhung?
Gegenüber Reuters deutete Braun an, dass die bisherige Prognose von einem Transaktionsvolumen von mehr als 230 Milliarden Euro und gut 3,2 Milliarden Euro Umsatz bei Wirecard selbst für das Jahr 2020 angehoben werden könnte. „Es gibt viele Faktoren, die die Vision 2020 konservativ aussehen lassen“, so Braun. Nächste Gelegenheit, die Prognose zu justieren, wäre am 6. November bei der Vorlage der Neunmonatszahlen.




