Dax-Konzern droht Abstufung Moody’s prüft Bonität von Wirecard

Die Ratingagentur Moody's überprüft das Rating von Wirecard auf eine Herabstufung. Quelle: imago images

Dem Zahlungsdienstleister Wirecard droht eine Herabstufung durch die Ratingagentur Moody's – mit möglicherweise teuren Folgen.

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Die Ratingagentur Moody's überprüft das Rating von Wirecard auf eine Herabstufung. Nicht nur der Dax-Konzern an sich, sondern auch die Einstufung einer im vergangenen Jahr begebenen und 2024 fälligen 500 Millionen Euro schweren Anleihe steht auf dem Prüfstand. Den Ausblick nahm Moody’s am Dienstag zunächst einmal von stabil auf „under review“ zurück.

Der Zahlungsdienstleister wird von Moody’s bisher mit Baa3 eingestuft, ebenso ist die Anleihe benotet. Das ist jeweils die unterste Stufe des sogenannten Investmentgrades. Sollte Moody’s Wirecard abstufen, würde die Bonität in den Junkstatus abrutschen, was die Refinanzierung des Konzerns deutlich verteuern könnte. Die Ratingagentur verweist auf die „anhaltenden Unsicherheiten in Bezug auf die Vorwürfe über betrügerische Rechnungslegungspraktiken“ und auf Risiken aus der hohen Konzentration aus Drittpartnern, die für Wirecard Geschäfte übernehmen.

Zudem verweist Moody’s auf die wiederholte Verschiebung des Jahresabschlusses für 2019. Wirecard sei zudem generell Risiken aus der Abwicklung von Finanztransaktionen aus den Geschäften mit Reisen und Mobilität ausgesetzt, die nach dem Ausbruch des Coronavirus einen deutlichen Rückgang verzeichnen. Moody's verweist darauf, dass im August 2019 bei der Vergabe des Baa3-Ratings mit einem stabilen Ausblick, Risiken in Bezug auf Unternehmensführung, Risikokontrolle und Compliance das Rating bereits eingeschränkt hätten. Die starke und schnelle Expansion des Unternehmens habe damals zwar schon Mängel in der Verbuchung von Umsätzen – aus dem Asiengeschäft etwa – gezeigt, in Anbetracht der Meinung externer Prüfer sei Moody’s aber davon ausgegangen, dass es sich dabei um isolierte, regional konzentrierte Ereignisse handelt.

Reputation kaputt

„Im Gegensatz zu unseren früheren Erwartungen bestehen erneut Vorwürfe in Bezug auf betrügerische Rechnungslegungspraktiken und mangelnde Kontrolle und Risikomanagement“, so Moody’s nun. Ein negativer Ratingdruck könnte daher in den nächsten Wochen entstehen, falls der endgültige Sonderbericht, den die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG derzeit anfertigt, oder wenn der geprüfte Jahresabschluss für 2019 aktuelle und wesentliche Unregelmäßigkeiten bei der Rechnungslegung oder weitere Schwachstellen in Bezug auf Unternehmensführung und Kontrolle erkennen lassen sollten. „Der wiederholt verschobene Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2019 und die offenen Fragen aus dem KPMG-Bericht wirken sich negativ auf unsere Einschätzung der Unternehmensführung aus. Wir sehen außerdem das Risiko, dass Kunden aus Reputationsgründen von Wirecard wechseln“, so Moody’s.

Schwerer Kreditschock

Der Ausbruch des Coronavirus könne auch die finanzielle Leistung von Wirecard „erheblich beeinträchtigen“. Die rasche und zunehmende Ausbreitung des Virus, die sich verschlechternden globalen Wirtschaftsaussichten, sinkende Ölpreise und Preisrückgänge bei Vermögenswerten führten in vielen Sektoren, Regionen und Märkten „zu einem schweren und umfassenden Kreditschock“. Die Überprüfung des Ratings spiegele auch die Auswirkungen der Breite und Schwere des Schocks auf Wirecard und die damit verbundene weitgehende Verschlechterung der Kreditqualität wider, so Moody’s.

von Melanie Bergermann, Volker ter Haseborg, Lukas Zdrzalek

Obwohl dies angesichts der jüngsten Entwicklung unwahrscheinlich sei, könnte Moody's Wirecard auch hochstufen, wenn das Verhältnis aus bereinigter Verschuldung zum Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) „nachhaltig nahe dem Zweifachen“ liege und gleichzeitig Wirecard ein über dem Markt liegendes profitables Wachstum generiere. Zudem sollten für eine Hochstufung „eine starke Liquidität“ mit einem Verhältnis aus freiem Cashflow zur Verschuldung von nahe 20 Prozent aufrechterhalten werden. Moody's könnte Wirecard aber im Gegenteil auch dann herabstufen, wenn das Unternehmen das Ebitda nicht mit Raten von nicht wenigstens annähernd 20 Prozent steigere, und wenn das Verhältnis aus Schulden zu Ebitda auf ein Verhältnis von über 3,0 steige. „Darüber hinaus würden wir eine negative Maßnahme in Betracht ziehen, wenn anhaltende, ungelöste Governance- und Compliance-Probleme sowie Anzeichen einer Verschlechterung der Liquidität vorliegen“, so Moody‘s.

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