Dax oder Dow? Wo der wahre Börsenbulle wohnt

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Unterschiedliche Börsen, Trend identisch

Welche Aktien Analysten hassen
MAN Die MAN-Aktie sei in der Vergangenheit gut gelaufen, jetzt sei ein guter Zeitpunkt zum Verkauf, rät unter anderem Frank Schwope von der Nord LB. Vor allem die Geschäftszahlen der MAN hätten den Analysten wenig überzeugt. Der Experte erwartet, dass die weitere Entwicklung des Konzerns vom Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag und dem Abfindungsangebot des Volkswagen-Konzerns dominiert werden wird. Der Aktienanalyst der Nord LB geht von einer engeren Zusammenarbeit zwischen MAN und Scania aus. VW hält zusammen mit MAN gut 60 Prozent des Kapitals und knapp 90 Prozent der Stimmrechte von Scania. Barclays Capital betonte in seiner Analyse, dass bei der MAN-Aktie die Fundamentaldaten oder die Geschäftsperspektiven kaum noch eine Rolle spielten – angesichts der Übernahme durch Volkswagen.Kurs: 92,3 EuroDurchschnittliche Analystenbewertung: 2Kursentwicklung (1 Jahr): + 9,2 ProzentISIN: DE0005937007Die folgende Auflistung zeigt die zehn niedrigsten durchschnittlichen Anlageempfehlungen für Aktien im Stoxx Europe 600 dar. Eine 5 ist die höchste Empfehlung, eine 1 bedeutet die niedrigste Empfehlung.Quelle: Bloomberg Quelle: dpa
Ocado Ein Marktführer, der hierzulande kaum bekannt ist. Ocado ist ein Online Supermarkt und der größte online Lebensmittelhändler der Welt. Das relativ junge Unternehmen ist erst seit 2010 an der Londoner Börse notiert. Nach einer erstaunlichen Rally im vergangenen Jahr gehen Analysten davon aus, dass die Aktie ihren Zenit bereits überschritten hat und raten zum Verkauf.Kurs: 366,52 PenceDurchschnittliche Analystenbewertung: 2Kursentwicklung (1 Jahr): + 144 ProzentISIN: GB00B3MBS747 Quelle: dapd
Elisa OyjDer finnische Telekommunikationskonzern Elisa Oyj kooperiert mit Vodafone und ist hierzulande kaum bekannt. Das Deutschlandgeschäft lief unter dem Namen Radiolinja, wurde aber vom Finanzinvestor Apax aufgekauft. Innerhalb der vergangenen fünf Jahre ist die Aktie rund 95 Prozent gestiegen.Kurs: 19,05 EuroDurchschnittliche Analystenbewertung: 2Kursentwicklung (1 Jahr): + 31 ProzentISIN: FI0009007884 Quelle: dpa
BankinterEin Trader der Bankinter analysiert Zahlen bei einer Anleiheauktion spanischer Aktien. Die spanische Bankinter ist eine Universalbank mit Sitz in Madrid. Die Mehrheit der von Bloomberg ausgewerteten Analysten raten zum Verkauf und bewerten die Aktie durchschnittlich mit einer 2. Eine 1 wäre die niedrigste Empfehlung.Kurs: 5,63 EuroDurchschnittliche Analystenbewertung: 2Kursentwicklung (1 Jahr): + 133 ProzentISIN: ES0113679I37 Quelle: REUTERS
RWERWE-Chef Peter Terium wird bei der Hauptversammlung des Energieriesen an Mittwoch (16.4.2014) den Aktionären die ersten Milliardenverluste seit dem Krieg erklären müssen. Analysten sehen eher eine finstere Zukunft für den Versorger.„RWE zählt zu meinen am wenigsten bevorzugten Werten“, schrieb Analyst Ingo Becker von Kepler Equities in seiner Branchenstudie. Der Verkauf der Öl- und Gasfördertochter Dea sei kein großer Befreiungsschlag für das Unternehmen, stellte Analysehaus Independent Research in seiner Studie fest. Zudem sei das Branchenumfeld von RWE weiter sehr herausfordernd.Kurs: 28,64 EuroDurchschnittliche Analystenbewertung: 2Kursentwicklung (1 Jahr): - 6,05 ProzentISIN: DE0007037129 Quelle: dpa
Südzucker19 Prozent an einem Tag. So viel verlor die Südzucker-Aktie, nachdem das Unternehmen seine Bilanz Anfang April vorgelegt hatte. Das operative Ergebnis sei im Geschäftsjahr 2013/14 um fast ein Drittel gefallen. Im laufenden Geschäftsjahr, das am 1. März begonnen hat, werde der operative Konzerngewinn um mehr als zwei Drittel schrumpfen. Ungeachtet der jüngsten Kurseinbußen sieht unter anderem Jeff Stent von der BNP Paribas erhebliche Gefahren für die Aktie. Er senkte sein Kursziel drastisch von 12 auf 7 Euro.Kurs: 15,46 EuroDurchschnittliche Analystenbewertung: 2Kursentwicklung (1 Jahr): - 52,8 ProzentISIN: DE0007297004 Quelle: dapd
Polyus Gold InternationalRusslands größtes Bergbauunternehmen Polyus Gold ist an der Londoner Börse als Limited gelistet. Nun erwägt der Minenriese allerdings einen Rückzug aus England, wie die Zeitung Kommersant berichtete. Das Unternehmen möchte sein Vermögen „nach Hause“ bringen und es vor den Sanktionen des Westens retten. Eine offizielle Stellungnahme von Seiten Polyus Gold gab es noch nicht. Der russische Minister Igor Shuvalov hatte russischen Unternehmen empfohlen sich an der Moskauer Börse listen zu lassen und ausländische Börsen zu verlassen, um möglichen Sanktionen wegen der Krim-Krise zu entgehen. Mehr als zehn der führenden russischen Unternehmen sind im Ausland notiert. Polyus Gold musste 2013 einen herben Rückschlag hinnehmen: Der Gewinn ging von 965 Millionen Dollar auf 143 Millionen Dollar zurück. Schuld waren vor allem Abschreibungen in Höhe von 472 Millionen Dollar und dem Rückgang des Goldpreises.Kurs: 193,25 PenceDurchschnittliche Analystenbewertung: 2Kursentwicklung (1 Jahr): - 7,43 ProzentISIN: JE00B5WLXH36 Quelle: REUTERS

Keine Frage, der Dow Jones und die Wall Street insgesamt geben an den Kapitalmärkten noch immer den Ton an, auch wenn Schwellenländer wie China, Brasilien oder auch virtuelle Börsenplätze an Bedeutung gewonnen haben.
Allerdings entscheiden nicht allein Fundamentaldaten wie Umsatz und Gewinn darüber, ob die Leitindizes steigen oder nicht. Immer wieder fällt die Entwicklung von Dax und Dow auch deutlich auseinander – auch wenn die entstandenen Abstände meist im Zeitverlauf wieder dahinschmelzen. Dafür sind viele Faktoren verantwortlich, unter anderem:

• Zusammensetzung der Indizes
• Berechnungsmethode und die Gewichtung einzelner Unternehmen in den Indizes
• Die unterschiedliche Aktienkultur
• Die Stimmung der Investoren und andere psychologische Faktoren
• Die Wirtschaftspolitik der jeweiligen Regierungen
• Die Betroffenheit der Volkswirtschaften durch geopolitische Entwicklungen
• Kapitalmarktmaßnahmen der Unternehmen wie Dividendenzahlungen oder Aktienrückkäufe

So setzt sich der Dow Jones historisch bedingt aus Unternehmen zusammen, die vom Herausgeber der Zeitung Wall Street Journal ausgewählt werden. Durch die recht subjektive Auswahl finden sich überwiegend traditionsreiche Unternehmen, die sich seit Jahrzehnten am Markt behaupten, als auch vergleichsweise junge Konzerne wie etwa Microsoft in dem Index wieder. Da aber Kennzahlen wie die Marktkapitalisierung, kein stringentes Auswahlkriterium darstellen, fehlen zum Beispiel ein Börsengigant wie Apple in dem Index, während kleinere, nicht zu den 30 größten Unternehmen nach Börsenwert gehörende Titel, schon lange dem Dow Jones angehören.

Zudem ändert sich die Zusammensetzung in Dow lediglich sporadisch. Als im Herbst 2013 mit Bank of America, Hewlett Packard und Alcoa gleich drei Aktien durch Goldman Sachs, Visa und Nike ersetzt wurden, war das geradezu eine Sensation – denn es passiert höchst selten. Das kann ein Nachteil sein, sorgt aber für eine gewisse Stabilität des Marktbarometers.

Für den deutschen Aktienindex Dax existieren hingegen vergleichsweise klare Auswahlkriterien, die sehr regelmäßig Anwendung finden. Grundlage ist auch hier die Marktkapitalisierung, allerdings nur der in Streubesitz befindlichen Aktien. Um die Bedeutung für das Börsenbarometer angemessen zu bewerten, bleiben also Aktien, die sich in festem Besitz von Großaktionären befinden, zunächst unberücksichtigt. Zudem wird die Zusammensetzung des Dax regulär jedes Quartal überprüft und gegebenenfalls angepasst. Haupttermin für Änderungen der Zusammensetzung ist immer im September.

Der Dow Jones ist preisgewichtet. Das heißt, dass Unternehmen, deren Aktien stark gestiegen sind, ein zunehmend großes Gewicht im Index haben. Daneben handelt es sich beim Dow Jones um einen Kursindex. Das bedeutet, dass Dividendenzahlungen nicht berücksichtigt werden. In den Dax als Performanceindex tragen die Ausschüttungen an die Aktionäre hingegen zur Entwicklung des Index maßgeblich bei.

Auch in den volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen und in der Aktienkultur gibt es erhebliche Unterschiede. So sind die USA deutlich weniger stark von Exporten abhängig als Deutschland. Der Binnenmarkt, insbesondere der private Konsum, ist der wesentliche Antrieb für die US-Wirtschaft. Das erhöht die Abhängigkeit von der Verbraucherstimmung, macht aber unabhängiger von Krisen im Ausland. Die bekommt die deutsche Wirtschaft immer besonders deutlich zu spüren. Die Unternehmen im Dax erzielen einer Analyse von PriceWaterhouseCoopers zufolge mittlerweile 77 Prozent ihrer Umsätze im Ausland. Knickt die Weltwirtschaft ein – etwa weil derzeit das Wachstum in China nachlässt – drückt das die Ergebnisse der Dax-Unternehmen besonders stark. Vor allem die deutschen Automobilkonzerne leiden dann, aber auch Unternehmen wie der Energieriese E.On oder der Chemiekonzern BASF.

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