Dax-Rally kommt in Fahrt Das Jahreshoch im Visier – und dann?

Fast den gesamten Januar bewegte sich der deutsche Leitindex in einer kleinen Spanne. Doch diese trendlose Zeit ist seit dem gestrigen Handelstag vorbei. Wie weit die Trump-Rally den Dax noch befeuern kann.

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Die Rally hat am gestrigen Mittwoch Fahrt aufgenommen, nun geht es beim deutschen Leitindex nach Meinung vieler Experten Richtung neues Allzeithoch. Quelle: Reuters

Düsseldorf Der gestrige Handelstag war bemerkenswert: Nach der Lethargie der vergangenen drei Wochen startete der Dax eine kleine Rally und markierte ein vorläufiges neues Jahreshoch bei 11.827 Zählern. Und war dachte, das sei nur eine kurzes Aufbäumen, sah sich am heutigen Handelstag schnell getäuscht: Der Frankfurter Benchmark stieg unbegrenzt weiter, das neue Jahreshoch liegt aktuell bei 11.889 Zählern.

Historisches konnte gestern auch an der Wall Street beobachtet werden, der Dow Jones überwand erstmals in seiner Geschichte die 20.000er-Marke. Auch der S&P 500, der Nasdaq Composite sowie der Nasdaq 100 markierten zuvor neue Rekordhochs.

Technische Analysten sehen noch weiteres Kurspotenzial für das deutsche Börsenbarometer. „Auf zu neuen Ufern“, jubelt die Düsseldorfer Bank HSBC. Für deren Charttechniker Jörg Scherer rücken nun die Marke von 12.000 Punkten und darüber hinaus sogar das Allzeithoch vom April 2015 mit 12.391 Zählern wieder ins Visier. „Dieses Ziel scheint mit Blick auf die technischen Indikatoren durchaus realistisch“, analysiert er. Um die positive Weichenstellung nicht zu gefährden, sollte der Dax nicht mehr unter die Marke von 11.600 Punkten rutschen. Danach wären bei 11.400 und 10.800 Zählern weitere wichtige Haltepunkte, sollte der Leitindex nachgeben.

Ähnlich sehen das die technischen Analysten der Helaba. Sie verweisen auch auf die strukturelle Verfassung bei den Dax-Einzelwerten. Lediglich drei Werte notieren unterhalb der 200-Tage-Linie. „Sicherlich eine Konstellation, welche noch weiteren Spielraum auf der Oberseite zulässt“, schreibt die Helaba. Die 200-Tage-Linie ist ein wichtiger Indikator auch für langfristige Investoren. Vereinfacht gesagt: Steigt diese Linie, handelt es sich um einen Aufwärtstrend und umgekehrt.

Auch das Magazin Index-Radar, das Marktverhalten mit statistischen und technischen Hilfsmitteln analysiert, billigt dem deutschen Leitindex weitere Kursteigerungen zu. „Das bisherige Allzeithoch bei 12.390 erscheint zunächst als maximal realisierbares Ziel für eine kurz- bis mittelfristige Rally, bevor auch der Dax in eine starke Überhitzung steuern würde“, schreiben die Analysten. Sie begründen das mit einem ähnlichen Potenzial für die Indizes in den USA.


Sentix sieht den Dax bei 14.000 Punkten

Steigende Kurse vorausgesagt hatte am vergangenen Montag Börsenexperte Stephan Heibel. „Früher oder später wird sich das positive Szenario durchsetzen“, sagte er am Anfang dieser Woche. Allerdings mit der Einschränkung, dass möglicherweise zwischenzeitlich nochmals ein Rückschlag erfolge. Der blieb aber aus.

Für seine wöchentlichen Prognosen wertet Heibel die Handelsblatt-Umfrage Dax-Sentiment unter mehr als 2300 Anleger aus. Dabei geht es um die Börsenstimmung, die in vielen Fällen ein Kontraindikator ist.

Denn aus Sentiment-Sicht gilt: Je stärker die Skepsis an der Börse, desto größer das Lager der Kaufwilligen und umgekehrt. Hingegen rechnen bei einer euphorischen Stimmung fast alle Anleger mit weiter steigenden Kursen. Sind aber fast alle schon investiert und bereit zum Absprung, dann ist es höchste Zeit zu verkaufen. Umgekehrt ist jemand, der skeptisch ist und fallende Kurse erwartet, wohl noch nicht investiert – sonst hätte er ja bereits gekauft.

Das lässt sich am besten anhand der Handelsblatt-Jahresumfrage erklären: Bei der Erhebung im vergangenen Monat ging es um das Börsenjahr 2017. Das Ergebnis: Viele Anleger fürchteten, dass die Trump-Rally nicht nachhaltig sei, erwarteten bereits im Januar Jahreshöchstkurse für den Dax und bereiten sich auf deutlich tiefere Kurse im weiteren Jahresverlauf vor. „Wenn das die Erwartung der meisten Anleger ist, dann sollte es gemäß der Sentiment-Theorie gerade genau anders kommen“, meinte der Börsenexperte in seiner Auswertung Anfang Januar 2017. Was bislang ja auch eingetreten ist.

Interessant ist auch die Marke von 12.390 Zählern – das bisherige Dax-Allzeithoch. Sollte der Dax im Verlauf des Jahres die Marke von 12.400 Punkten überspringen, so wird laut der Umfrage jeder zweite Anleger auf dem falschen Fuß erwischt. „Um noch von den Kursanstiegen zu profitieren, werden sie Aktien nachkaufen müssen. Und heizen dann die Rally weiter an“, erläutert Heibel.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt das Frankfurter Research-Instituts Sentix, das 5.000 Kleinanlegern und Profis befragt hat. Auch dort dominiert die Skepsis. Die Experten sehen laut ihrer Analyse von Anfang Dezember 2016 viel Potenzial für weitere Aktienkäufe. Sie erwarten, dass der Dax in der ersten Jahreshälfte auf 14.000 Punkte steigt.

Doch diese Phase wird nicht dauerhaft währen. Spätestens zur Jahresmitte, so glaubt Sentix, dürften an den Finanzmärkten die Risiken in den Vordergrund rücken: Sei es, dass die USA einen Handelskrieg mit China anzetteln, oder ein steigender Dollar die Unternehmensgewinne schmälert – und zugleich höhere Zinsen Anleger aus Aktien treiben.

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