Dax-Umfrage „Eine komfortable Lage für den Dax“

Der deutsche Leitindex ist in diesem Jahr um 13 Prozent gestiegen, entsprechend lehnen sich die Anleger zurück und sondieren bereits das kommende Börsenjahr 2018. Doch diese Gelassenheit könnte zum Problem werden.

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Düsseldorf Die gegenwärtige Stimmung an den Börsen ist für Stephan Heibel, einen Experten für die Gemütslage von Anlegern, ziemlich klar: „Ich habe den Eindruck, die Anleger haben sich inzwischen an die 13.000 Punkte im Dax gewöhnt.“ Zwar kam der Kursrücksetzer in diesem Monat, als der Frankfurter Leitindex von 13.525 auf 12.847 Punkte abrutschte, für viele überraschend. Und anschließend hatten viele auf eine schnelle Rückkehr zu den Allzeithochs gehofft. Doch nun stabilisiere sich die Lage – was auch an den aktuellen Werten der wöchentlichen Handelsblatt-Umfrage zum Dax-Sentiment unter mehr als 2.700 Teilnehmern abzulesen ist.

Hinter Umfragen zur Börsenstimmung wie dem Dax-Sentiment stehen zwei Annahmen: Wenn die große Masse von Anlegern bereits investiert hat, bleiben wenige übrig, die noch zusätzlich kaufen und damit die Kurse in die Höhe treiben könnten. Umgekehrt gilt natürlich Entsprechendes: Wenn die Anleger mehrheitlich nicht investiert haben, können nur noch wenige verkaufen und damit die Kurse drücken.

Wenn Anleger investiert haben, werden sie sich optimistisch über den erwarteten weiteren Kursverlauf äußern, wenn sie nicht investiert haben, pessimistisch. Denn für den zukünftigen Verlauf von Wertpapieren etwa pessimistisch zu sein, aber gleichzeitig investiert zu haben, würde unter normalen Umständen wenig sinnvoll erscheinen.

In der vergangenen Handelswoche hätten die Turbulenzen um die Berliner Koalitionsverhandlungen dafür gesorgt, dass der Dax nicht über ein Wochenplus von 0,5 Prozent hinauskam und letztlich mit 13.059 Zählern den Handel beendete.

„Doch auch wenn der Zug für steigende Notierungen fehlte, so gab es jedoch auch keinen Druck für fallende Notierungen“, sagt Animusx-Inhaber Heibel. Der ansteigende Zukunftsoptimismus laut der neuen Umfrage zeige zudem, dass viele Anleger nur noch auf den richtigen Zeitpunkt warten, um sich für die Fortsetzung der Rally wieder „long“ zu positionieren.

Derzeit hätten viele Anleger angesichts eines Dax-Anstieges von 13 Prozent seit Jahresbeginn wenige Wochen vor Weihnachten keinen Druck, jetzt noch große Spekulationen einzugehen. Anleger hätten ihre Rendite erzielt und würden nun in aller Ruhe die Aussichten für 2018 sondieren.

„Diese Gelassenheit könnte zum Problem werden, wenn der Dax wider Erwarten nun doch schon sehr bald zu steigen beginnt“, meint aber Heibel. In solch einer Situation würden einige Anleger von der Dax-Performance abgehängt und müssten in die Feiertage hinein noch schnell Positionen aufbauen. Schließlich würden wir uns derzeit in einem „wilden Bullenmarkt“ befinden, wie er es vor einigen Wochen ausführlich beschrieben hat.


Die Umfrageergebnisse im Detail

Und in solchen Marktphasen gäbe es ein Risiko nach oben: Zunehmend werden Anleger Angst haben, den nächsten Rally-Schub zu verpassen. Nach dem Ausverkauf vor den US-Feiertagen Ende November könnte es also schon zu Beginn dieser Woche zu steigenden Kursen kommen.

Natürlich sei es auch möglich, dass der Leitindex weiterhin auf der Stelle tritt, solange sich keine Regierungsbildung in Berlin abzeichne. „Lediglich Druck auf fallende Kurse kann ich derzeit aus der Sentiment-Umfrage nicht ableiten“, meint Heibel. „Eine komfortable Lage für den Dax.“

Die Ergebnisse der aktuellen Umfrage um Detail: Jeder vierte Anleger (plus zwei Prozentpunkte gegenüber der Vorwoche) sieht den Dax in einem Aufwärtsimpuls, auch ein Abwärtsimpuls wird nur noch von jedem zehnten gesehen (minus sechs Prozentpunkte). Mit 44 Prozent (plus sechs Prozentpunkte) attestieren fast die Hälfte aller Umfrageteilnehmer dem deutschen Leitindex eine Seitwärtsbewegung. Die Stimmung ist damit im Vergleich zur Vorwoche nahezu unverändert und verbleibt auf neutralem Niveau.

Nach dem Rückschlag zum Monatsbeginn, der viele Anleger überrascht hat, stellt sich nun vor dem Hintergrund der anhaltenden Seitwärtsbewegung wieder eine steigende Selbstzufriedenheit ein. Jeder Zweite (plus sechs Prozentpunkte) sieht seine Erwartungen an die vergangene Handelswoche im Rückblick als zum größten Teil erfüllt an. Neun Prozent (plus ein Prozentpunkt) geben sogar an, auf diese Entwicklung spekuliert zu haben. Hingegen sieht unverändert jeder Dritte seine Erwartungen als kaum erfüllt am, aber nur noch 8 Prozent (minus sieben Prozentpunkte) wurden auf dem falschen Fuß erwischt.

Mit zunehmender Dauer der Konsolidierung steigt die Erwartung an steigende Kurse in der Zukunft. Jeder Dritte (plus zwei Prozentpunkte gegenüber Vorwoche) glaubt an höhere Dax-Notierung in drei Monaten. Hingegen gehen nur noch 27 Prozent (minus vier Prozentpunkte) von einer Seitwärtsbewegung aus und 23 Prozent (plus zwei Prozentpunkte) fürchten fallende Kurse. „Damit besteht ein moderater, ich würde sagen gesunder, Zukunftsoptimismus“, fasst Heibel zusammen.


Privatanleger spekulieren auf steigende Kurse

Die Investitionsbereitschaft hat sich zugunsten der Kaufwilligen verändert: Unverändert 28 Prozent wollen in den kommenden zwei Wochen Aktien zukaufen, 11 Prozent (minus zwei Prozentpunkte) hingegen wollen verkaufen. Mit 61 Prozent (plus zwei Prozentpunkte) wollen zwei von drei Anlegern vorerst abwarten.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger an der gleichnamigen Börse in Stuttgart ist auf 7,25 gestiegen und markiert damit einen der höchsten Werte des gesamten Jahres. Dieser Indikator basiert auf dem realen Handel mit Hebelprodukten auf den deutschen Leitindex. Dieser hohe Wert zeigt, dass verstärkt private Investoren auf einen steigenden Dax spekulieren.

Institutionelle Anleger, die an der Frankfurter Terminbörse Eurex handeln, haben in der abgelaufenen Woche ihre Absicherungspositionen, die sie vor fallenden Kursen schützen sollen, aufgelöst und sind nun neutral positioniert.

Der „Angst-und-Gier-Indikator“ des US-Börsenbarometers S&P 500, der anhand von technischen Marktdaten ermittelt wird, zeigt mit 57 Prozent eine neutrale Verfassung des Marktes auf dem anderen Kontinent an.

Institutionelle US-Anleger haben ihre Investitionsquote wieder ein wenig hochgefahren, nach 50 Prozent in der Vorwoche sind nun wieder 61,5 Prozent der Gelder investiert. Die Bulle/Bär-Quote der US-Privatanleger ist auf minus 5,87 Prozent eingebrochen, dort haben in der abgelaufenen Woche die Bären Überhand gewonnen.

Die Handelsblatt-Umfrage startet jeden Freitag und endet am Sonntag. Die Auswertung lesen Sie tags darauf auf Handelsblatt Online. Einfacher haben es Leser, die sich für eine kostenlose Erinnerungsmail eintragen. Sie erhalten automatisch eine Mail mit der Bitte, an der Umfrage teilzunehmen, und eine, wenn die Experten-Auswertung auf Handelsblatt Online zu lesen ist.

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