Dax unter Druck Wie Anleger den Börsensturm zu ihrem Vorteil nutzen

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Ölpreis und Zinswende

Schrammen hinterlässt auch die Entwicklung der Ölpreise. Das Ende der internationalen Sanktionen gegen den Iran hat Öl in der abgelaufene Woche auf den tiefsten Stand seit rund 13 Jahren und deutlich unter die Marke von 30 Dollar gedrückt. Der Ölpreiscrash um nunmehr 75 Prozent erhöht die Gefahr kriegerischer Auseinandersetzungen im Nahen und Mittleren Osten und schwächt das geopolitisch wichtige Russland. Dazu droht eine Pleitewelle bei Unternehmen, die sich über Hochzinsanleihen finanzieren, vor allem aus dem Öl- und Energiesektor. Dort liegen die Durchschnittszinsen bei 17 Prozent pro Jahr. Untragbar. Das inzwischen massiv erhöhte Risiko von Unternehmenspleiten drückt, kaum verwunderlich, auch aufs Gemüt von Aktieninvestoren.

Zusätzlich belastet die allgemeine Zinswende in den USA, nachdem die US-Notenbank Fed ihren Leitzins am 16. Dezember erstmals seit fast einer Dekade erhöht hatte.

Zwar hat die leichte Anhebung von 0,25 auf 0,5 Prozent keine „nennenswerte Auswirkungen auf die Realwirtschaft“, sagt Ralf Zimmermann, Chefstratege der Lampe Bank. Aber „möglicherweise hat die Börse die negativen Auswirkungen dieser Zinswende dennoch unterschätzt. Die bis dato vorherrschende Börsendialektik hat sich geändert.“ Gute Nachrichten trieben die Kurse, aber schlechte drückten sie nicht unbedingt, weil die Marktteilnehmer danach stets Unterstützung durch die US-Notenbank bekamen. Das ist nun vorbei. Schlechte Nachrichten sind jetzt wieder genau das: schlecht. Zimmermann: „Die Märkte müssen ohne neuen Treibstoff der Fed auskommen, und das wissen sie auch.“

Steigende Unternehmensgewinne würden da helfen. Doch die auch in den USA üblicherweise positiv gestimmten Analysten erwarten aktuell den stärksten Gewinnrückgang der börsennotierten US-Unternehmen seit der Finanzkrise 2008. Bereits im zweiten und dritten Quartal 2015 waren die Gewinne der meisten US-Unternehmen gefallen. Für die 500 Konzerne im Index S&P 500 erwartet die DZ Bank im vierten Quartal einen weiteren Rückgang um fünf Prozent gegenüber dem Vorjahreswert. Das wäre die erste Gewinnrezession über drei Quartale in Folge seit Anfang 2009. Vor allem Exportwerte leiden unter dem starken Dollar und Nachfrageschwäche aus China und den Schwellenländern. Es spricht also nichts dafür, dass die für den Dax wichtige Wall Street Unterstützung bietet.

Wer sein Aktiendepot gegen Kursrückschläge schützen will, kann Shortzertifikate oder Verkaufsoptionsscheine einsetzen. Beides sind sehr bewegliche Anlagevehikel, die steigen, wenn der Dax fällt. Die in WirtschaftsWoche 45/2015 empfohlenen Verkaufsoptionsscheine etwa steigen 11,7-mal so stark, wie der Dax fällt. Bisher sind sie gestiegen: Um 160 Prozent binnen knapp drei Monaten. Allerdings, kommt es an den Aktienmärkten zu einer Erholung, schmelzen die Gewinne schnell dahin. Wer jetzt absichert, greift lieber zu einem Zertifikat mit der ISIN DE000CZ93L44, das die Bewegung des Dax nur vervierfacht. Da diese Zertifikate nicht automatisch verfallen und keine Laufzeitgrenze haben, eignen sie sich auch für eine längere Baisse. Eine ähnliche Absicherung liegt binnen eines Monats 25 Prozent vorne (DE000CZ35ES8).

Fallende Kurse sind aber nicht nur für Besitzer solcher Papiere gut. Allen, die seit Jahr und Tag Spargelder horten, bieten sie die Chance, sich zu vernünftigen Preisen langfristig höhere Renditen zu sichern. Eine Daimler-Aktie etwa kostet aktuell den achtfachen Gewinn des abgelaufenen Jahres und bringt 4,7 Prozent Dividende. Sollte der Kurs noch einmal 20 Prozent nachgeben, liegt das KGV für dieses Jahr bei lächerlichen sechs, der Dividendenertrag dieses Frühjahr bei sechs Prozent. Ähnlich viel wirft die Münchener-Rück-Aktie bei deutlichen Rückschlägen ab. Immerhin um die vier Prozent Rendite würde die Telekom-Aktie bei einem größeren Rückschlag bringen, bei einem akzeptablen KGV von dann 14 und recht sicheren, weil von der Weltkonjunktur wenig abhängigen Einnahmen.

Und vielleicht ist dann selbst für Vorsichtige Wells Fargo einen Blick wert. Seit 1970 hat sich der Börsenpreis der traditionell als konservativ geltenden Bank verhundertfacht – Dividenden nicht mal eingerechnet.

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