Den zweitgrößten Satz beim Betriebsgewinn schafften die Softwareentwickler von SAP. Bei den Walldorfern stieg das operative Ergebnis um 80 Prozent auf knapp 1,3 Milliarden Euro. Allerdings half auch hier ein Sondereffekt. Der Konzern hatte im vergangenen Jahr Mitarbeiter entlassen und deswegen im ersten Halbjahr 418 Millionen Euro Restrukturierungskosten verbucht. Dieser Posten fiel in diesem Jahr deutlich kleiner aus. Und da das Kerngeschäft weiter brummte, stieg der Gewinn deutlich an.
Verlierer VW, RWE und Deutsche Bank
Weniger gut sieht es dagegen bei VW, RWE und Deutscher Bank aus. Die drei verzeichneten die größten Gewinnrückgänge. Der Wolfsburger Autobauer verbuchte allein im zweiten Quartal Konzern 2,5 Milliarden Euro außerordentlichen Verlust – vor allem wegen der „Dieselthematik“, wie es dazu im Geschäftsbericht heißt. Bei RWE schlugen hingegen höhere Materialkosten negativ zu Buche. Die Deutsche Bank kämpft – neben allen unternehmensspezifischen Problemen – auch mit dem Niedrigzins. Der entwickele sich für die Banken und Versicherungen zunehmend zu einem existenziellen Problem, schreiben die Analysten von EY.
Tatsächlich knabbert das niedrige Zinsniveau aber nicht nur an den Erträgen von Allianz, Commerzbank und Co, sondern belastet auch handfeste Industrieunternehmen wie etwa BASF. Denn vor allem die Pensionsrückstellungen, die Unternehmen für die zukünftigen und aktuellen Pensionäre bilden müssen, schwanken mit dem Zins. Je niedriger er ist, desto mehr Vermögen muss das Unternehmen beiseitelegen, um die Zahlungsverpflichtungen in der Zukunft auch leisten zu können. BASF musste im ersten Halbjahr 3,4 Milliarden Euro zusätzlich für Pensionen zurückstellen.
Niedrigzinsen knabbern am Eigenkapital
Aktionäre merken das zwar nicht in der Gewinn-und Verlustrechnung (GuV) des Konzerns und somit auch nicht am Gewinn. Denn die so genannte „Neubewertung leistungsorientierter Versorgungspläne“ ist nicht Teil des operativen Geschäfts und wird daher nicht in der GuV erfasst. Doch das Geld fehlt trotzdem – und zwar in der Bilanz beim Eigenkapital, also dem Teil des Unternehmensvermögens, das den Aktionären gehört. Auch BMW (eine Milliarde Euro), Deutsche Post (1,5 Milliarden) und Telekom (0,4 Milliarden) mussten im ersten Halbjahr ihre Pensionsrückstellungen erhöhen – zulasten der Anteilseigner.
Trotz dieser Probleme und rückläufiger Umsätze und Gewinne sieht Meyer die Dax-Konzerne auf einem guten Weg: „Die Neuausrichtung vieler deutscher Konzerne trägt teilweise bereits Früchte – einige Dax-Konzerne konnten im zweiten Quartal überraschend gute Zahlen vorlegen.“ Wie zum Beweis hat EY ausgerechnet, dass die Bargeldreserven in der ersten Börsenliga deutlich gestiegen sind, auf 92 Milliarden Euro Cash sitzen die 30 Konzerne. Daher seien die Unternehmen in der Lage, sich etwa mit Zukäufen auf die neuen Herausforderungen einzustellen.
Schon jetzt ist in dieser Hinsicht einiges im Gang: Der Pharmakonzern Bayer versucht sich gerade an der Übernahme des US-Agrargiganten Monsanto, die Deutsche Börse will mit der Londoner Konkurrenz fusionieren. Ob das für die Aktionäre aber tatsächlich gut ausgehen wird, steht auf einem ganz anderen Blatt.