Debatte um Fahrverbote Mittelständler reinigt Dieselabgas mit "Coladose"

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Baumot ist Profiteur und Leidtragender gleichzeitig

Klar, dass diese Möglichkeit auch die Phantasie von Anlegern und Investoren beflügelt, denn Baumot ist börsennotiert und könnte mit Nachrüstaufträgen für Diesel-Pkw sein Geschäft stark ausbauen. Im Juli ist der Kurs bereits von etwa 80 Cent auf zwischenzeitlich 2,80 Euro weit in die Höhe geschossen.

Wer jetzt noch kauft, könnte also schon zu spät kommen, daher sollten Anleger hier nichts überstürzen und sich das Unternehmen erst mal genauer anschauen.

Baumot ist nämlich nicht nur Profiteur des Abgasskandals, sondern leidet gleichzeitig unter diesem. Zudem gibt es andere Firmen, die ebenfalls Abgasreiniger für Dieselautos anbieten könnten, etwa Oberland Mangold, HJS aus Mengen im Sauerland oder die Continental-Tochter Emitec. Die Konkurrenten sind zwar nicht börsennotiert, könnten Baumot aber trotzdem Marktanteile abjagen.

Baumot hat das Thema der drohenden Diesel-Fahrverbote kommunikativ offensiv an sich gerissen und informiert etwa über Pressemitteilungen detailliert über das öffentlich viel beachtete Abgasverfahren in Stuttgart. Mitten in dieser günstigen Nachrichtenlage hat das Unternehmen in der vergangenen Woche mit einer Kapitalerhöhung 4,2 Millionen Euro eingesammelt. Die Aktien wurden allerdings privat platziert, gewöhnliche Anleger waren davon ausgeschlossen.

Probleme bei einer Tochterfirma


Im Geschäftsjahr 2016 konnte Baumot den Umsatz um 42 Prozent auf 38,2 Millionen Euro kräftig steigern. Das sind allerdings nur vorläufige Zahlen, der geprüfte Jahresabschluss wird erst im Herbst veröffentlicht.

Grund für die Hängepartie ist, dass Tochterunternehmen von Baumot aktuell mit Insolvenzverfahren zu kämpfen haben. Es geht um Gesellschaften der Kontec-Gruppe, die erst 2015 von Baumot übernommen wurde. Der Abgasprüfer Kontec hat jedoch unter anderem durch den Dieselskandal wichtige Großkunden verloren. Jetzt will sich Baumot nach kurzer Zeit schon wieder von der glücklos erscheinenden Akquise trennen, um sich voll auf das Geschäft mit der Abgasreinigung zu konzentrieren.

Mit Blick auf die Probleme bei seiner Tochter Kontec sieht Baumot also eher wie ein Leidtragender des Abgasskandals aus und nicht wie ein Profiteur.

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