Auch wenn Muller wie der nette Kerl von nebenan wirkt, an der Börse kann er aggressiv zuschlagen, so wie alle anderen Hedgies auch. Hält er ein Unternehmen für zu teuer, leiht er sich Aktien und wettet auf fallende Kurse. Zuletzt schoss er sich auf den deutschen Telekom-Ausrüster Adva ein. Bisher sieht es gut für ihn aus. Binnen drei Tagen Ende Juli verlor Adva 27 Prozent, das Unternehmen scheint Probleme mit Großkunden zu haben.
Goldfingers Abstieg
Während Mathematiker Muller weiter Geld macht, taumelt die Karriere diverser traditioneller Hedgefondsmanager dem Ende zu. Allen voran die von John Paulson. Seine erfolgreichsten Stunden liegen weit zurück.
17. November 2008, Treffpunkt Manhattan, Metropolitan Club: Während sich viele Wall-Street-Ikonen nach der Pleite von Lehman Brothers aus dem Fenster stürzen wollen, könnte es John Paulson und seinen Investoren nicht besser gehen. Alan Greenspan, ehemaliger US-Notenbankchef und seit Anfang 2008 Berater von Paulsons Investmentfirma Paulson & Co., hält eine Rede, angestoßen wird mit 1999er-Lafite-Rothschild, Preis pro Flasche: gut 800 Dollar. Paulson hat gerade mit Wetten auf einen Crash des US-Immobilienmarktes 15 Milliarden Dollar Gewinn eingestrichen. Anschließend überschütten ihn Investoren mit Geld. In der Spitze verwaltete Paulson & Co. 36 Milliarden Dollar. Mit einem geschätzten Privatvermögen von 16 Milliarden Dollar rückte der Starinvestor 2011 im „Forbes“-Ranking der weltweiten Superreichen auf Platz 39.
Doch heute ist Paulsons Glanz verblasst. Nach mehreren miesen Jahren suchen Investoren das Weite. Das verwaltete Vermögen schrumpfte auf unter zehn Milliarden Dollar. Allein im vergangenen Jahr versenkte Paulson drei Milliarden Dollar oder 23 Prozent des Anlagevermögens. Wie Ackman hatte er auf die Pharmaaktie Valeant gewettet. Richtig schlimm wurde es, weil sechs seiner zehn größten Positionen im Fonds Pharmaaktien waren. Allein neun Prozent des Fondsvermögens steckten im britischen Pharmakonzern Shire, dessen Aktie rund 20 Prozent einknickte. Die US-Diskussion um überzogene Medikamentenpreise setzt der Branche schwer zu. Dass Paulson als einer der Ersten an der Wall Street Trump offen unterstützt hatte und dessen Antrittsparty mit 250.000 Dollar sponserte, half dann auch nicht mehr.
Immerhin kann Paulson froh sein, dass er auf eine eiserne Reserve Gold zurückgreifen kann, um verärgerte Investoren auszuzahlen. Derzeit hält er noch rund 500 Millionen Dollar am Fonds SPDR Gold Trust.
Gold sollte für Paulson nach der Immobilienwette der nächste große Coup werden. Anfang 2009 hatte er sich dazu mit 2,8 Milliarden Dollar am SPDR Gold Trust beteiligt. Paulson erwartete damals eine zweistellige Inflationsrate und einen Anleihe-Crash, von dem Gold profitieren sollte.
Anfangs funktionierte die Goldwette auch prächtig, Paulsons Goldschatz verdoppelte seinen Wert. Doch dann ging der Goldrally die Luft aus, und Paulson baute Bestände ab. Unter dem Strich hat er mit Gold verdient. Er konnte dadurch aber nicht verhindern, dass er im Ranking der Superreichen auf Platz 196 abrutschte.
Der englische Patient
So wie Paulson wurde auch der britische Hedgefondsmanager Alan Howard in der Finanzkrise groß: Seine Bilanz, im Schnitt 22 Prozent plus von 2007 bis 2009, ist beeindruckend. Wie Paulson fehlte ihm jedoch das Rezept für dauerhaften Erfolg. Was kurz nach der Lehman-Pleite noch funktionierte, reichte danach nicht mehr, um sich von der Masse abzuheben. Seine Strategie, Anlageentscheidungen aus makroökonomischen Trends abzuleiten, schaffte keinen Mehrwert. Im vergangenen Jahr reichte es gerade mal für ein mageres Plus von drei Prozent.
Howards Geldgeber, an Renditen um die 20 Prozent pro Jahr gewöhnt, flüchten nun. Das von seiner Investmentfirma Brevan Howard verwaltete Vermögen schmolz von 40 Milliarden Dollar im Jahr 2012 auf nur noch 15 Milliarden ab.