Dekadent und unrentabel Die Hedgefonds-Stars haben ausgefeiert

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Herren mit Häschen-Ohren

Als unangefochtener Partykönig der Szene galt Anthony Scaramucci, der jetzt Kommunikationschef von Donald Trump wurde. In Las Vegas richtete der Gründer des Hedgefonds SkyBridge Capital in den vergangenen Jahren die Branchenkonferenz SALT aus. Deren Promidichte ist hoch: Exregierungschefs wie Bill Clinton, David Cameron oder Giorgos Papandreou treffen bei SALT auf Sportikonen wie Mike Tyson oder Hollywoodstars wie Will Smith.

In New York feiert Scaramucci vorzugsweise in Manhattans Edelrestaurant Hunt & Fish – es gehört ihm. Zur Premiere seines Buches „Hopping over the Rabbit Hole“ tragen die geladenen Damen kurze Röcke und die Herren Häschen-Ohren aus Satin. Getrunken wird 30 Jahre alter Scotch für 2500 Dollar die Flasche. Der Laden ist proppenvoll, wo etwas Platz ist, wird getanzt. Körperkontakt: kein Problem, sehr gerne.

In seinem Buch beschreibt Scaramucci, wie „Unternehmer Niederlagen zu Erfolgen machen“. Natürlich ist er selbst das beste Vorbild. Seine Hedgefondsfirma SkyBridge war in der Finanzkrise fast am Ende, danach sei er aber wie Phoenix aus der Asche gestiegen. Und jetzt mache es ihn so „stolz“, Kunden das bestmögliche Produkt zu verkaufen.

Ähnlich wie bei Trump passen bei ihm Marketing und Performance nicht zusammen: Sein SkyBridge Dividend Value Fund lief schwächer als 80 Prozent der Konkurrenz.

Flexibel: Peter Muller hängt nur so lange an Anlageideen, wie der Computer es zulässt. Quelle: Getty Images

Das Leben der Quants

Anders als Showman Scaramucci und Partyboy Barna setzt Ray Dalio, ein überzeugter Quant, auf Disziplin. Der Bridgewater-Chef entdeckte als junger Mann in Indien die Meditation. Weich hat ihn das allerdings nicht gemacht. Mitarbeitern fordert er alles ab, bei Fehlern kritisiert er gnadenlos, alle Gespräche in der Firma lässt er aufzeichnen. „Schmerz plus Reflexion gleich Fortschritt“ ist sein Credo, und so war kein Hedgefonds erfolgreicher. Dalio persönlich kassierte 1,4 Milliarden Dollar. Vor Kurzem hat sich Dalio zwar vom Chefposten zurückgezogen, bleibt aber wichtigster Anlagestratege bei Bridgewater.

Das Gegenmodell zu Dalio bei den Quants ist Pete Muller. Er gibt sich umgänglich, vermeidet autoritäres Chefgehabe. Im vergangenen Jahr hat der studierte Mathematiker sein drittes Studioalbum „Two Truths and a lie“ als Musiker veröffentlicht. In seinen Songs verarbeitet Muller seine Wall-Street-Erfahrungen. 1999 war er, völlig ausgebrannt, aus dem Börsengeschäft ausgestiegen, machte eine Weltreise und spielte in der New Yorker U-Bahn Jazz.

In den Jahren davor hatte der hochbegabte Princeton-Absolvent für Morgan Stanley PDT aufgebaut. Die Abteilung entwickelte Formeln zur Analyse von Börsentrends. PDT steht für „Process Driven Trading“, eine Methode, die Ineffizienzen in den Finanzmärkten entdecken und nutzen soll.

Seit 2013 ist PDT ein unabhängiger Vermögensverwalter. Zwar steuert Muller seine Firma mit 150 Mitarbeitern offiziell von New York aus. Zwei Drittel seiner Zeit verbringt er jedoch in Santa Barbara, Kalifornien – näher dran an seinen bevorzugten Surfrevieren.

Im New Yorker PDT-Hauptquartier geht es locker zu. Jeans und Freizeithemd sind erlaubt. Pausen überbrücken Mullers Nerds mit Spielen am Tischkicker. In den Büros herrscht Start-up-Atmosphäre – ganz anders als der Testosteron-Spirit der alten Handelsräume. Muller will, anders als Dalio, nicht um jeden Preis wachsen. Wichtiger als Masse sei ihm Performance. Die lässt sich Muller gut bezahlen, mit drei Prozent pro Jahr plus bis zu 50 Prozent Gewinnbeteiligung. Bisher war das Mathegenie sein Geld wert.

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