Delivery Hero Lieferdienste zieht es an die Börse

Wer keine Zeit oder Lust zum Kochen hat, bestellt sein Essen gerne online. Start-ups haben daraus ein Milliardengeschäft gemacht. Doch das Liefergeschäft ist hart - für Firmen und Fahrer.

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Die typische Foodora-Tasche der Zusteller. Quelle: REUTERS

Als Andreas Hartl sich einloggt, dauert es keine 30 Sekunden, bis der erste Auftrag reinkommt. Mehrere Portionen Sushi von einem japanischen Restaurant, 1,6 Kilometer entfernt, in acht Minuten. Der 30-Jährige in leuchtend pinkem Trikot, Helm und großem Rucksack wendet sein Rennrad und tritt in die Pedale. Er wird die Strecke in sechs Minuten schaffen.

Delivery Hero ist erfolgreich an der Frankfurter Börse gestartet. Im Handelssaal sind die Mitarbeiter des Essen-Lieferdienstes in Feierlaune. Firmenchef Östberg bekennt: „Es dauert etwas, um unsere Story zu verstehen.“
von Georgios Kokologiannis, Andreas Neuhaus

Hartl ist in Berlin Auslieferfahrer für Foodora, einer Tochterfirma von Delivery Hero, die Essen bei Restaurants abholen und per Fahrrad zu Kunden nach Hause bringen lässt. Sie erhalten ihre Aufträge per App auf ihre Handys. Alle Foodora-Fahrer sind angestellt, die meisten als Mini- oder Midijobber, Hartl sogar in Vollzeit. Bezahlt werden sie pro Stunde. Hartl mag seinen Job. „Es ist so entspannt: Man arbeitet vor sich hin und wenn man fertig ist, fährt man nach Hause.“

Doch nicht alle Fahrer von Foodora sind so zufrieden mit ihrer Arbeit. Erst am Mittwoch hat die Gewerkschaft FAU einmal mehr gegen die Arbeitsbedingungen bei Foodora und Konkurrent Deliveroo demonstriert. Die Lieferdienste sollen die Kosten für Arbeitsmittel - Fahrräder und Handys - übernehmen. Außerdem gebe es zu wenig Schichten für zu viele Fahrer. Zwar verdienen diese laut Foodora mit neun bis elf Euro etwas mehr als es der gesetzliche Mindestlohn verlangt. Trotzdem kämen viele im Monat kaum über 500 Euro, entgegnet FAU-Sprecher Clemens Melzer: „Die Fahrer stehen in ständiger Konkurrenz miteinander.“ Im Hintergrund skandieren rund 50 Demo-Radler: „Foodora and Deliveroo - Shame on you!“ („Foodora und Deliveroo - schämt euch!“).

Delivery Hero muss liefern – das sind die Erwartungen an den Börsen-Neuling

Zwei Tage später in Frankfurt. An diesem Freitag versammelt sich wieder eine Menschenmenge, wieder geht es um Delivery Hero. Dieses Mal wird der Essenslieferdienst jedoch nicht öffentlich geächtet, sondern gefeiert. Der Börsengang steht an. Zu dem Zeitpunkt, wo Chef Niklas Östberg die Börsenglocke läutet, wird sein Unternehmen mit mehr als vier Milliarden Euro bewertet.

Der niederländische Konkurrent Takeaway.com hat im September vergangenen Jahres bereits vorgelegt. Nach dem Sprung aufs Amsterdamer Börsenparkett schwankte die Aktie der Lieferando-Mutter zunächst, konnte sich dann aber fangen und bald an Wert zulegen. Heute kostet das Papier etwas unter 40 Euro, die Marktkapitalisierung liegt bei rund 1,6 Milliarden Euro.

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