„Der Euro hat viele Probleme“ Dänemark bleibt das Land der Euro-Ablehner

Die Euro-Befürworter in Dänemark liegen in Umfragen weit zurück. Rettungspakete vergraulen die Dänen. Die Euro-Krise macht Dänemark zu einem attraktiven Anlageziel – das war nicht immer so.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Anit-Euro-Schilder vor dem Referendum im Jahr 2000. Ein Euro-Beitritt Dänemarks bleibt unwahrscheinlich. Quelle: ap

Kopenhagen/Frankfurt Dänemarks Aversion gegen den Euro ist so ausgeprägt wie schon lange nicht mehr. Die Währungsgemeinschaft hangelt sich von einem Rettungspaket zum nächsten - ein Schauspiel, das die dänischen Wähler offenbar nicht anspricht.

Auf absehbare Zeit werde ein Beitritt zur Währungsunion in Dänemark kein Diskussionsgegenstand sein, erwartet Lars Rohde, der Gouverneur der Notenbank in Kopenhagen. Seit der Einführung des Euro im Jahre 1999 ist der Kurs der Landeswährung Krone an den Euro gekoppelt.

„Ein Euro-Referendum ist nach meiner Auffassung für eine beträchtliche Zeit keine Option“, sagte Rohde vergangene Woche im Interview mit Bloomberg News.

Dänemark, wo das Wahlvolk zuletzt 2000 den Euro-Beitritt in einem Referendum ablehnte, hat kein Datum für eine neue Volksbefragung bestimmt. In einer am Montag von der Danske Bank A/S veröffentlichten Erhebung betrug der Rückstand der Befürworter eines Euro-Beitritts auf die Ablehnenden 42 Prozent - nur knapp unterhalb des Rekordabstands von 44,6 Prozent, der im Dezember 2011 ermittelt wurde. Danske sieht die Schuldenkrise im Euroraum sowie die ungewöhnlich niedrigen Zinsen in Dänemark als Hauptgründe für das Ergebnis.

„Unsere jüngste Umfrage deutet darauf hin, dass sich diese Skepsis nur mit großem Aufwand überwinden ließe“, schrieb Steen Bocian, Chefökonom bei Danske in Kopenhagen, in einer Notiz. „Man müsste im Fall einer Volksbefragung in naher Zukunft wohl mit einem klaren Nein rechnen.“

Es ist billiger, sich gegen einen Zahlungsausfall auf dänische Staatspapiere abzusichern als gegen Verluste auf deutsche Bundesanleihen. Am Dienstag wurden fünfjährige Kreditausfallswaps auf dänische Staatsanleihen bei 32 Basispunkten gehandelt, während vergleichbare Kontrakte auf deutsche Staatsschulden 35 Basispunkte kosteten, wie sich aus Bloomberg-Daten ergibt.

Dänemark genießt die Vorteile eines stabilen Wechselkurses zum Euro, ohne die Unannehmlichkeit einer Beteiligung an Rettungspaketen auf sich nehmen zu müssen. Die staatliche Schuldenlast ist nicht einmal halb so hoch wie der Durchschnittswert im Euroraum. Die Haushaltskrise Europas löste vergangenes Jahr einen Zufluss von Mitteln in dänische Vermögenswerte aus, so dass die Notenbank sich gezwungen sah, ihre Zinsen auf Rekordtiefstände zu senken.

Der dänische Einlagesatz, der im vergangenen Juli auf den nie dagewesenen Stand von minus 0,2 Prozent gesenkt wurde, wurde im Januar von der Notenbank auf minus 0,1 Prozent angehoben. Der Leitzinssatz für Ausleihungen liegt bei 0,3 Prozent, 0,45 Prozentpunkte unterhalb des Satzes der EZB.


„Zypern wird langsam ersticken“

Nachdem Zypern als fünftes Euro-Mitglied internationale Hilfe beantragt hat, festigt sich der Status Dänemarks als Hafen ebenso wie die Aussicht auf anhaltend niedrige Zinsen, betonen Volkswirte bei Danske, Nordea Bank AB, Jyske Bank A/S und Svenska Handelsbanken AB.

Das Rettungspaket, das die Eurozone für Zypern geschnürt hat, wird die Schuldenkrise Europas nach Ansicht von Jacob Graven nicht beseitigen.

„Zypern wird den Löwen nicht hier und jetzt zum Fraß vorgeworfen, aber stattdessen ist ihm ein Weg vorgezeichnet, der es langsam ersticken lässt”, schrieb Graven in einer Notiz. „Die Vereinbarung wird ohne Zweifel eine dramatische Verschlimmerung der Konjunkturkrise in Zypern zur Folge haben.”

Danske, Handelsbanken, Nordea und Jyske stimmen darin überein, dass die Notenbank den Einlagesatz für mindestens drei weitere Monate unter Null belassen wird.

„Der Euro hat viele Probleme und die Dänen sind natürlich vernünftig genug, zu sagen, dass sich eine Mitgliedschaftsdiskussion nicht lohnt, solange die Länder des Euro-Raums ihre Probleme nicht gelöst haben”, sagte Klaus Rasmussen, Chefvolkswirt beim Dachverband der dänischen Industrie, in einem Telephoninterview. „Es ist eine gute Idee, dem Euro beizutreten, aber es ist keine Überraschung, dass sich die Dänen entschieden haben, dass jetzt kein guter Zeitpunkt dafür ist.”

Die Euro-Erhebung der Danske Bank wurde von Statistics Danmark durchgeführt. Dabei wurden in den ersten beiden Märzwochen 987 Teilnehmer befragt. 15 Prozent gaben an, in einem etwaigen Referendum auf jeden Fall für den Euro-Beitritt zu stimmen. 56,9 Prozent wollen sich auf jeden Fall dagegen aussprechen.

Dänemark galt Anlegern nicht immer als Hafen, den man in stürmischen Zeiten anläuft. 2008 floss nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers Holdings Inc. Kapital aus dem Land ab in liquidere Märkte. Damals musste die Notenbank die Zinsen anheben, um die Koppelung der Krone an den Euro zu verteidigen.

Jetzt, wo die Märkte nicht knappe Liquidität, sondern Zahlungsunfähigkeit fürchten, steigt die Anziehungskraft Dänemarks im Vergleich zu anderen Ländern. Chefvolkswirt Bocian von der Danske Bank drückt es so aus: “Die Kosten, die durch die Nichtzugehörigkeit zum Euroraum entstehen, erscheinen uns heute wesentlich niedriger als noch vor vier Jahren.”

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%