Der große Dax-Check Kaufen, halten, verkaufen - was Dax-Anleger jetzt tun sollten

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Starke Konsummittel

Auch nicht gerade ein Schnäppchen, aber dafür ein zuverlässiger Lieferant von guten Zahlen – Erlöse, Gewinne und Barmittelzuflüsse steigen stetig – ist Linde. Der Industriegasespezialist zog gerade erst einen Großauftrag aus Indien mit einem Volumen von 500 Millionen Euro an Land. Schulden refinanzierten die Münchner über fünf und zehn Jahre gerade zu läppischen 1,5 und 2,0 Prozent Jahreszins, was der künftigen Aktionärsrendite zugutekommen sollte. Die Aktien bleiben an schwachen Tagen ein Kauf.

Kurs der Beiersdorf-Aktie und Jahresüberschüsse seit 2006 Quelle: Bloomberg

Auch die Deutsche Börse konnte sich gerade erst zum Mickerzins von 1,125 Prozent refinanzieren. Die Frankfurter aber haben mit deutlich rückläufigen Umsätzen zu kämpfen. So gingen die Erlöse auf dem Computersystem Xetra, im Parketthandel in Frankfurt und bei der Berliner Börse Tradegate im März um 18 Prozent auf 97,3 Milliarden Euro zurück. Auch das Derivategeschäft, in dem das Unternehmen im Januar und Februar noch leichte Zuwächse verbucht hatte, enttäuschte im März. Großartige Kurssprünge sind in nächster Zeit nicht zu erwarten – es sei denn, es keimen in der in permanenter Konsolidierung befindlichen Börsenwelt wieder Übernahmegerüchte auf.

Bessere Margen dank Kernmarken

Besser kalkulierbar, dafür aber deutlich teurer bewertet, sind die Geschäfte der Konsumgüterhersteller Beiersdorf und Henkel. Der Hamburger Kosmetikhersteller Beiersdorf konnte seinen Gewinn 2012 zwar um 80 Prozent steigern, verfehlte aber dennoch die Ursprungsprognosen der Analysten. Investoren setzten bei Beiersdorf darauf, dass sich die vor rund zwei Jahren eingeleitete Konzentration auf Kernmarken wie Nivea und Labello in besseren Gewinnmargen bei steigenden Umsätzen auszahlt. Immerhin kostet der Konzern derzeit fast den dreifachen Umsatz (2012: 6,04 Milliarden Euro). Dafür kaufen sich Anleger in eine sehr hohe Eigenkapitalquote von 59 Prozent und eine Netto-Cashposition von gut 2,4 Milliarden Euro ein.

So stark wie Beiersdorf, was Eigenkapital und Barmittel betrifft, steht Henkel (Persil, Pril) zwar nicht da, allerdings haben die Düsseldorfer ihre Nettoverschuldung binnen vier Jahren von knapp 3,8 Milliarden auf nur noch 85 Millionen Euro heruntergefahren. Damit hat Henkel Großübernahmen wie die der amerikanischen Dial verdaut und gibt sich wieder angriffslustig. Man könne „zwischen 3,5 und 4,0 Milliarden Euro“ für Übernahmen ausgeben, sagte Konzernchef Kasper Rorsted am vergangenen Montag auf der Hauptversammlung. Nachdem die Düsseldorfer zuletzt strategisches Geschick bei Aufkäufen zeigten, spricht eine Übernahmeoffensive eher für als gegen das Papier, das seit fünf Jahren zu den Top-Performern im Dax gehört.

Henkel-Aktie und Nettoverbindlichkeiten seit 2008 Quelle: Bloomberg, Unternehmensangaben

Sorgenkind E.On

Ganz anderes wissen E.On-Aktionäre zu berichten: Die Aktien zählen zu den Sorgenkindern im Dax. Der Kurs des Düsseldorfer Versorgers lag zurückgerechnet sogar 1997 schon einmal deutlich höher als aktuell. Gerade erst musste E.On 800 Millionen Euro nach Brasilien überweisen, um die dortige Energiebeteiligung MPX zu stützen. In normalen Zeiten wären die 800 Millionen Euro nicht mehr als der berühmte Griff in die Portokasse.

Doch die Zeiten für E.On sind schon lange nicht mehr normal. Die wirtschaftliche Nettoverschuldung liegt bei knapp 36 Milliarden Euro oder dem 3,3-Fachen des (bereinigten) Ergebnisses vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation (Ebitda). Ein durchwachsener Wert. Das Verhältnis aus operativem Cash-Flow und wirtschaftlicher Nettoverschuldung ist mit dem Faktor vier noch schwächer. Übersetzt bedeutet dies, dass die Düsseldorfer vier Jahre bräuchten, um die Verschuldung auf null zu bringen – keinerlei Investitionen vorausgesetzt. Da wundert es schon, dass E.On noch Dividende zahlt. 1,10 Euro je Aktie fließen am 6. Mai in die Taschen der Aktionäre. Gemessen am aktuellen Kurs, ist das eine Rendite von gut acht Prozent. Die Ausschüttungsrendite ist jedoch nur deswegen so hoch, weil der E.On-Kurs sich vom Top fast geviertelt hat. Sie ist also mitnichten ein Zeichen von Stärke, sondern dient als fast letztes Argument für die Aktie.

Gemessen an den erwarteten Gewinnen und angesichts der hohen Schulden, ist die E.On-Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2012 von rund zwölf gut bezahlt. Zwar erhalten Anleger auf dem Papier ein Vermögen, das über ihrem Einsatz liegt. Doch spiegelt das Kurs-Buchwert-Verhältnis von nur 0,7 eher bilanzielle Risiken wider als große Kurschancen. Die Aktie ist immer gut für eine Zwischenerholung, aber derzeit kein Baustein für ein langfristig ausgerichtetes Depot.

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