Derivatebörse Eurex testet ab Juni Tempolimit für Hochfrequenzhändler

Die Derivatebörse Eurex führt Geschwindigkeitsbegrenzungen für Hochfrequenzhändler ein. Ein Testlauf auf deutsche und französische Aktien folgt.

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Frankfurt Ultraschnelle und aggressive Hochfrequenzhändler, die sich an den weltweiten Finanzmärkten immer stärker ausgebreitet haben, bekommen Druck von den etablierten Börsenbetreibern. Nachdem vor rund drei Wochen die US-Börse Intercontinental Exchange (ICE) sogenannte „Speed Bumps“ für Future-Kontrakte auf Gold und Silber ankündigte, will nun die größte europäische Derivatebörse Eurex ab Mitte 2019 entsprechende Geschwindigkeitsbegrenzungen bei Optionen auf deutsche und französische Aktien testen. Läuft das erfolgreich, dürften die neuen Regeln auf andere Derivate ausgeweitet werden.

In der zunächst sechs Monate laufenden Probephase will die zur Deutschen Börse gehörende Eurex jene Akteure, die im Computerhandel besonders offensiv vorgehen, in eine Art Zwangspause schicken, bevor ihre Orders durchgeführt werden. Die Zwangspause an der Eurex soll mit einer Millisekunde (0,001 Sekunden) kürzer sein als ein Wimpernschlag.

Bei der ICE in Atlanta soll die Handelspause drei Millisekunden dauern. Randolf Roth, Vorstandsmitglied der Eurex, sagte am Montag in Eschborn, durch die Maßnahme solle sichergestellt werden, dass der Handel künftig wieder fairer ablaufe.

Bisher waren „Speed Bumps“, die den Schutz von Kunden wie Fondsgesellschaften, Pensionskassen, Versicherungen und anderen Marktteilnehmern gegenüber Hochfrequenzhändlern zum Ziel haben, vor allem bei US-Aktienbörsen üblich. Diese Händler arbeiten mit extrem schnellen, auf Algorithmen basierenden IT-Systemen und versuchen, selbst aus kleinsten Marktschwankungen Profite zu schlagen.

Von den 400 Eurex-Teilnehmern sind nach Angaben des Unternehmens rund ein Drittel Hochfrequenzhändler. Roth sagte, Ziel der Börse sei es, vom in den vergangenen Jahren immer mehr dominierenden Prinzip des „Höher, Schneller, Weiter“ auf Kosten anderer - der „normalen Kunden“ - wegzukommen.

Die Eurex ist die viertgrößte Derivatebörse der Welt. An ihr werden vor allem Optionsscheine und Futures gehandelt. Basis dieser Derivate sind unter anderem festverzinsliche Wertpapiere wie Staatsanleihen, Aktien, Aktienindizes, Währungen oder auch Rohstoffe.

Am Optionshandel haben die Hochfrequenzhändler nach Angaben der Eurex einen Anteil von 50 bis 60 Prozent, beim Handel mit Futures liegt er bei 30 bis 40 Prozent. Wegen seiner Risiken - stärkere Volatilität, Marktmanipulationen oder technische Fehler - ist der Hochfrequenzhandel mittlerweile relativ streng reguliert.

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