Derivatehandel Hongkong und Singapur buhlen um Banken

Der Brexit könnte den Derivatehandel nach Fernost treiben. Hongkong und Singapur buhlen um Banken, die es wegen des EU-Ausstiegs Großbritanniens und strengerer Auflagen in Zukunft schwerer haben werden.

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Blick auf die Skyline von Hongkong mit ihren zahlreichen, hell erleuchteten Wolkenkratzern. Die Stadt prüft, wie man den Derivate-Handel anlocken könnte. Quelle: dpa

Hongkong Die Finanzplätze Hongkong und Singapur wollen sich ein größeres Stück vom 540 Billionen Dollar großen Kuchen des weltweiten Derivatehandels abschneiden. Insidern zufolge buhlen die beiden in Konkurrenz zu europäischen Städten wie Frankfurt und Paris um Banken, für die das Geschäft in London wegen strengerer Auflagen und wegen des Brexit unattraktiver wird.

Die Finanzaufseher Hongkongs (HKMA) und Singapurs (MAS) hätten unabhängig voneinander Kontakt zum asiatischen Finanzbranchen-Verband Asifma aufgenommen, sagen fünf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die Gespräche drehten sich um die Frage, welche gesetzlichen Änderungen notwendig wären, um Derivatehandel anzulocken.

Bislang laufen nach Daten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich weniger als zehn Prozent des weltweiten Handels mit Futures, Optionen & Co. über Asien. Ein Grund hierfür sind die hohen Kosten. Üblicherweise müssen Banken für in Europa abgerechnete Geschäfte weniger Eigenkapital hinterlegen, weil sie für die Risiko-Steuerung ihre eigenen Berechnungsmodelle nutzen dürfen.

Den Insidern zufolge denken die Behörden Hongkongs und Singapur nach, diese Regelung an den europäischen Standard anzupassen. Vor diesem Hintergrund werde bei den Banken HSBC, Standard Chartered, UBS und Credit Suisse eine Verlagerung des Geschäfts nach Asien bereits durchgespielt. HSBC betont, dass Hongkong weiterhin Kern der eigenen Wachstumspläne sei. Die anderen Geldhäuser wollten sich zu diesem Thema nicht äußern.

Ein Anstieg des Derivatehandels stärkt nicht nur die Reputation eines Handelsplatzes, sondern schafft auch Arbeitsplätze zum Beispiel für Berater und IT-Dienstleister. Gleichzeitig steigt die Gefahr, einer in Schieflage geratenen Bank unter die Arme greifen zu müssen. Nach Auskunft von zwei Insidern stellt die Hongkonger Aufsichtsbehörde bereits Experten ein, die das Risiko-Management von Banken unter die Lupe nehmen sollen. Bei Bedarf würden auch externe Berater angeheuert. Die Geldhäuser sollten ihre Derivategeschäfte nicht nur in Hongkong buchen, sondern müssten auch ihr Risikomanagement und Mitarbeiter für die Wertpapierabwicklung in der Stadt ansiedeln.

Die HKMA heißt alle Banken willkommen, die ihr Derivategeschäft nach Hongkong verlagern wollen – „sofern die damit verbundenen Risiken angemessen gesteuert werden“. Auch die MAS aus Singapur betont diesen Aspekt. Aus ihrer Sicht ist das rasante Wachstum der asiatischen Finanzmärkte einer der Gründe für die Verlagerung von Geldgeschäften. Der Bankenverband Asifma wollte sich zu dem Thema nicht äußern.

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