Deutsche Aktien "Aktien werden 20 bis 30 Prozent steigen"

Der beste Aktienfondsmanager Deutschlands im Jahr 2015, Olgerd Eichler, über seine Strategie beim Aktienfonds Mainfirst Germany sowie die Erwartungen und Risiken am Aktienmarkt. Ein Interview.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Was Analysten für das Anlagejahr 2016 erwarten
Deutsche Bank Quelle: REUTERS
Deka BankDie Fondsspezialisten der Sparkassen erwarten, dass der Goldpreis im kommenden Jahr deutlich unter die kritische Marke von 1000 Dollar fallen wird. S&P 500: 2000 Punkte Nikkei: 17000 Punkte Gold: 960 Dollar Öl: 57 Dollar Euro/Dollar: 1 Dollar Bundesanleihen 10 Jahre: 1 Prozent US-Treasury Rendite 10 Jahre: 2,9 Prozent Quelle: dpa
PostbankIm Gegensatz zur Deka Bank ist die Postbank beim Goldpreis etwas optimistischer. Ein möglicher Impuls kommt von der Schmucknachfrage, da die Konjunktur in Indien zuletzt deutlich besser lief als erwartet. S&P 500: 2250 Punkte Nikkei: 21750 Punkte Gold: 1100 Dollar Öl: 57 Dollar Euro/Dollar: 1 Dollar Bundesanleihen Rendite 10 Jahre: 1,0 Prozent US-Treasury Rendite 10 Jahre: 2,75 Prozent Quelle: dpa
Berenberg BankDeutschlands älteste Privatbank ist im Vergleich zur Konkurrenz vergleichsweise optimistisch, was den Euro angeht. S&P 500: 2200 Punkte Gold: 1150 Dollar Öl: 55 Dollar Euro/Dollar: 1,15 Dollar Bundesanleihen 10 Jahre Rendite: 1,1 Prozent US-Treasury Rendite 10 Jahre: 2,8 Prozent Quelle: obs
SantanderS&P 500: 2250 Punkte Gold: 1050 Dollar Öl: 55 Dollar Euro/Dollar: 1 Dollar Bundesanleihen Rendite 10-jährige: 0,9 Prozent US-Treasury Rendite 10-jährige: 2,75 Prozent Quelle: AP
Credit Suisse Quelle: REUTERS
Commerzbank Quelle: dpa

WirtschaftsWoche: Herr Eichler, Sie stehen mit dem Mainfirst-Germany-Aktienfonds 2015 schon zum zweiten Mal in Folge als bester Aktienfondsmanager für deutsche Titel auf dem Siegertreppchen. Was haben Sie richtig gemacht?

Olgerd Eichler: Wir sind bei der Aktienauswahl sehr wählerisch und nehmen jährlich nur sieben bis zwölf Unternehmen neu ins Portfolio auf, die wir genau analysieren. Wir mögen es zudem, neue Unternehmen mit viel Potenzial zu entdecken, die noch nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen. Das sind meist kleine Unternehmen. Unser Kennzeichen ist ebenfalls, dass wir die Aktien, die uns überzeugen, entsprechend im Fonds mit bis zu acht Prozent und damit sehr hoch gewichten und die rund 30 Einzelwerte im Depot sehr genau begleiten.

Was sagen Ihnen die Unternehmenschefs, wenn Sie mit ihnen sprechen. Ist die Lage nur grau, oder düster?

Eichler: Die Lage der von uns gewählten Unternehmen ist nicht abhängig von solchen kurzfristigen Stimmungsschwankungen. Wir haben viele im Depot, die noch von ihrem Gründer gelenkt werden, wie etwa Sixt, oder die starke familiäre Ankeraktionäre haben wie der Autobeleuchtungsspezialist Hella.

Zur Person

Die blicken über konjunkturelle Schwankungen hinweg und haben den langfristigen Bestand des Unternehmens im Blick. Es gab ja immer folgenreiche Ereignisse wie Ebola oder Fukushima, die stets neue Fragen aufwerfen, aber dem stellen sich die Unternehmen. Die sind hungrig und legen sich ins Zeug und sind keine trägen Tanker. Wobei ich da auch eher Tiefstapler mit schwäbischer Mentalität mag als die angelsächsisch geprägten Firmenlenker, die sich immer für toll halten.

Olgerd Eichler

Hatten Sie Ihr Fondsdepot für die Fed-Zinsentscheidung präpariert?

Eichler: Wir investieren nur in Aktien, halten also keine Derivate, mit denen wir schnell auf irgendwelche Marktentwicklungen wetten könnten. Und bei den Aktien gab es keinen Grund, irgendwelche Änderungen am Portfolio vorzunehmen. Meine zwei Co-Manager und ich, wir stehen in einem engen Austausch mit den Unternehmen und die Termine mit Firmenchefs sowie unsere Erwartungen an die Gewinn- und Verlustrechnung spielen die große Rolle. Ob es bei ein bis zwei Prozent Wirtschaftswachstum bleibt oder wie sich die Währungen entwickeln werden, das sind Fragen, die wir ganz hinten anstellen. Darüber kann man natürlich endlos debattieren, für eine Aktienanlage ist das aber nicht entscheidend. Ein Sportler muss auch immer Leistung brinen, egal wie das Wetter ist.

Fondstipp Mainfirst Germany

Kleine und mittelgroße Aktien, die der Fonds überwiegend hält, gelten aber als volatil, da können solche Ereignisse doch durchaus einschlagen?

Eichler: Die zwischenzeitlichen Kursschwankungen stören nicht. Wenn man Unternehmen mit viel Potenzial und gutem Management hält, dann können die sich auch in schlechteren Zeiten durchsetzen und fliegen nicht aus der Kurve. In unser Beuteschema passen Aktien, die in drei Jahren etwa einen Kursgewinn von 50 Prozent ermöglichen. Dazu loten wir unter anderem das Margen- und Umsatz-Potenzial aus und prognostizieren das auch für ein schwächeres Konjunkturumfeld. Wir prüfen ebenso die Kundenstruktur und die Vorstands-Vergütung. Bekommen die Chefs eine Kompensation, wenn sie einen bestimmten Vorsteuergewinn erreichen oder die Kapitalrendite steigern, dann signalisiert uns das, dass man sich hohe Ziele zutraut.

Aber hat der deutsche Aktienmarkt nach dem langen Kursanstieg noch Potenzial? Exportrekorde werden angesichts der Schwellenländer-Krise wohl nicht mehr aufgestellt.

Eichler: Tatsächlich liegen die Herausforderungen eher außerhalb Deutschlands. Die US-Konjunktur könnte sich abflachen, die Schwellenmärkte haben ihre langsamere Gangart noch nicht abgeschlossen. Doch diese Außenfaktoren sind für die von mir gewählten Unternehmen nicht so entscheidend, die eher etwas auf den Heimatmarkt konzentriert sind. Hierzulande wird das Wirtschaftswachstum mit etwa einem Prozent niedrig sein, aber robust. Und im Euroland scheint die Binnenkonjunktur gefestigt zu sein.

Was ist bei deutschen Aktien noch zu holen?

Eichler: Es ist die logische Konsequenz der negativen Realzinsen, dass es am Aktienmarkt noch für zwei bis drei Jahre steigende Kurse geben wird und Aktien noch um 20 bis 30 Prozent steigen können – mit Unterbrechungen allerdings. Und in einer späteren Baisse könnte es durchaus kräftiger abwärts gehen. EZB-Präsident Mario Draghi dürfte in seiner Amtszeit, die noch vier Jahre dauert, die Zinsen nicht mehr erhöhen. Derzeit ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei europäischen Aktien im Schnitt bei 16.Es könnte auf 20 steigen. Die Konstellation ist allerdings ungewöhnlich, denn zu zwei Dritteln werden die Kurse steigen, weil sich Aktien einfach verteuern, nur ein Drittel stammt aus einer Gewinnsteigerung der Unternehmen.

Wie wollen Sie von dem erwarteten Kursanstieg profitieren?

Eichler: Wir halten derzeit doch etwas mehr zyklische Aktien, die von dem Inlandskonsum profitieren können und von dem Trend zur Digitalisierung in Unternehmen. Leifheit ist ein Konsumwert, aber nicht für extreme Kursveränderungen bekannt. Der Autobeleuchtungsspezialist Hella ist konjunkturabhängiger, als familiengeführtes Unternehmen sehr solide finanziert und geführt.

Welche Aktien alle Rekorde brechen

In die digitale Richtung gehen Unternehmen wie All In One Steeb, ein SAP-Consultant, das auch Rechenzentren betreibt und da die Datenmenge steigt, profitieren sie, sind aber nicht weltmarktabhängig. Ähnlich ist es mit dem Beratungsunternehmen Atoss, das ausschließlich mit deutschen Kunden seinen Umsatz seit 2005 jährlich steigern konnte.

Autoverleiher Sixt ist Ihre größte Aktienposition. Beim US-Geschäft sind die Münchner nach vier Jahren noch nicht in der Gewinnzone trotz der guten Konjunktur und 60 Standorten. Bleiben Sie geduldig?

Eichler: Natürlich, die Aussichten sind langfristig gut. Bis zu zehn Prozent Marktanteil sind dort durchaus vorstellbar. In Europa haben sie sich immerhin schon fast 20 Prozent im Laufe der Zeit erarbeitet. In den USA geht es um einen fast 30 Milliarden Dollar großen Markt. Sixt besetzt dort nicht den Massenmarkt, sondern eine Nische, weil es vor allem BMW, Mercedes und Audi verleiht. Der Standortausbau hat dem Konzerngewinn nicht geschadet, dafür steigt das Umsatzpotenzial. Riskant ist daran, dass es mit Herrn Sixt eine prägende Figur gibt, die ein gewisses Personenrisiko birgt. Preiskämpfe in den USA sind nicht ausgeschlossen und die Autovermietung an Geschäftskunden ist konjunkturabhängiger als das Touristengeschäft.

Sie waren beim Börsengang von Hapag Lloyd derjenige, der sich früh zum Kauf eines großen Anteils entschlossen hatte, dafür aber den Preis weit unter der damals genannten Spanne angesetzt hatte. Die Emission kam auch nur zu ihrem niedrigen Kurs zustande.

Eichler: Schaut man sich ein Unternehmen richtig an, bekommt man auch eine klare Preisvorstellung. Und da haben wir gleich gesagt, wir machen mit, aber nur bis zu einem bestimmten Preis, der uns noch Chancen bietet. Aber viele Fondsmanager schauen sich diese Titel gar nicht mehr an, mit der Begründung, sie seien nicht benchmarkrelevant. Das halte ich für falsch.

Mancher Fondsmanager mag Börsengänge gar nicht, weil die Unternehmen für die Börse aufgehübscht würden. Bei Ihnen ist das anders, sie haben auch beim Autoentwickler Edag ordentlich beim IPO gekauft.

Eichler: Ein Börsengang ist etwas ganz Besonderes. Es ist die Geburtsstunde auf dem Kurszettel. Ich fühle mich da nicht benachteiligt, denn alle Marktteilnehmer haben zu diesem Zeitpunkt die gleichen Informationen. Keiner kennt Edag jetzt viel besser als ich. Ich habe mich mit dem Unternehmen auseinandergesetzt und den fairen Wert errechnet. Häufig sind die Börsenneulinge sehr ambitioniert, weil sie zu den Etablierten aufschließen wollen und deren Bewertung anstreben. Ich bin aber durchaus auf der Hut, wenn die Private-Equity-Unternehmen Aktien abgeben.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%