Hochfrequenzhändler wie er stellen ihre Computer direkt neben dem Hauptrechner der Börse auf. Aber nicht immer, um schneller zu handeln -, sondern um Aufträge schneller stornieren zu können als andere. Das Platzieren von Handelscomputern in Börsen-Rechenzentren, im Fachjargon Co-Location genannt, hebelt das Prinzip Börse, das auf Gleichberechtigung der Handelsteilnehmer zielt, aus.
In den USA etwa schoss ein Händler binnen Sekunden mehr als 47 000 Kaufaufträge für die US-Aktie PSS World Medical in die Börsensysteme. Ziel des Traders könnte Folgendes gewesen sein: Da sich Kurse nach Angebot und Nachfrage richten, könnte der Preis der Aktie steigen. Und zwar dann, wenn andere Hochleistungsrechner, deren Algorithmen darauf programmiert sind, hohe Nachfrage zu identifizieren, tatsächlich kaufen. Der Algo-Trader aber, der den ersten Massenauftrag ins System geschossen hat, storniert dann seinen Spam-Auftrag blitzschnell wieder, nachdem er den Kurs in die gewünschte Richtung getrieben hat. Weil seine Computer nah genug am Börsenrechner stehen, bekommt er das hin - und kann eigene Aktien zu höheren Kursen verkaufen.
Im März 2012 führte die Börse zwar eine Strafgebühr für Trader ein, die viele Aufträge in die Börsen-Systeme schießen, aber letztlich kaum handeln (Excessive Usage Fee). Diese Stornogebühr wird bei Dax-Werten aber erst fällig, wenn auch nach 2500 Aufträgen nicht einmal gehandelt wurde – gemessen am Schaden, den Stornos an der Börse hinterlassen, ist 2500 ein viel zu hoher Wert.
Manipulative Techniken sind von der Deutschen Börse verboten. Verboten wurden Handelsstrategien, bei denen ein Algorithmus Aufträge in das Handelssystem einstellt, die gar nicht ausgeführt werden sollen. Die Handelsüberwachungsstelle der Börse sucht nach verbotenen Handelsstrategien. Manchmal werden sie eben fündig. Manchmal muss aber auch jemand auf die Sprünge helfen: Laut dem Beschluss des Sanktionsausschusses fiel der Handelsüberwachung das Fehlverhalten des Landesbankers erst bei einer Untersuchung „aufgrund von Hinweisen aus dem Kreis der Handelsteilnehmer“ auf.