So simpel wie die Dax-Rochade klingt, ist sie längst nicht. Um in den nächsthöheren Index aufgenommen zu werden – also etwa vom MDax in den Dax aufzusteigen –, müssen verschiedene Kriterien erfüllt sein. Zunächst müssen die in Frage kommenden Unternehmen ihren Hauptsitz oder den Schwerpunkt ihrer Geschäftstätigkeit in Deutschland haben.
Zudem ist ein gewisser Mindeststreubesitz notwendig, damit ausreichend Aktien frei handelbar sind, sich also nicht in festen Händen befinden. So musste etwa die VW-Stammaktie den Dax vor einigen Jahren verlassen, weil ihr Streubesitz unter zehn Prozent gesunken war. Letzten Endes betrachtet der Arbeitskreis Aktienindizes – ein Gremium aus Vertretern der Deutschen Börse und großer Banken – den Handelsumsatz einer Aktie, den sogenannten Orderbuchumsatz, während der vorangegangenen zwölf Monate. Gehört sie zu den 30 nach Volumen am stärksten gehandelten Aktien mit Handelsschwerpunkt an der Frankfurter Börse, spricht das für einen Aufstieg in den Dax. Der Arbeitskreis berücksichtigt aber zum Beispiel auch den Branchenmix im Dax.
Hinzu kommt als Kriterium die Marktkapitalisierung der frei handelbaren Aktien am Stichtag, zuletzt war es der 31. August. Dazu multipliziert man den Kurs einer Aktie an diesem Stichtag mit der Zahl der in Streubesitz befindlichen Aktien. Zählt die so errechnete Börsenbewertung im Durchschnitt der vergangenen 20 Handelstage zu den 30 höchsten im elektronischen Xetra-Handel der Frankfurter Börse, spricht auch das klar für einen Aufstieg in den Dax.
Der Leitindex muss stabil sein
Um aufzusteigen, müssen aber bisherige Dax-Mitglieder weichen. Oftmals ist ein Austausch einfach durch den Verkauf oder die Fusion eines Unternehmens aus dem Index notwendig. Rutschen Aktien ansonsten aus den Top-40 bei Handelsvolumen und Marktkapitalisierung, ist ein Tausch wahrscheinlich. Dax-Werte, die nur kurzfristig einen Einbruch bei Handelsumsatz oder Marktkapitalisierung erleiden, müssen ihren sofortigen Rauswurf aber in der Regel noch nicht fürchten, erst wenn Bewertung und Handel auf Dauer niedrig bleiben, steht das an. Allerdings kennt die Börse auch Kriterien für einen schnellen Auf- und Abstieg bei ihren Auswahlindizes. Schnell aufsteigen kann, wer nach Handelsumsatz und Marktkapitalisierung zu den 25 Top-Werten gehört. Vom schnellen Abstieg ist bedroht, wer aus den Top-45 fällt. Die Überprüfung für den „Fast Entry“ und „Fast Exit“ findet alle drei Monate statt. Regulär wird die Indexzusammensetzung nur einmal jährlich am letzten Handelstag im August vorgenommen.
Letzten Endes empfiehlt der Arbeitskreis Aktienindizes einen Wechsel aber nicht nur aufgrund der Zahlen und schon gar nicht ohne Einbeziehung der langfristigen Perspektiven einer Aktie. Schließlich geht es auch um die Stabilität eines Auswahlindex, der ein häufiger Austausch der Dax-Werte eher zuwider läuft. Darin liegt auch einer der Gründe, warum etwa Lanxess oder die zeitweise arg gebeutelte Aktie von K+S nicht schon früher aus dem Dax geflogen sind. Die endgültige Entscheidung behält sich überdies immer die Deutsche Börse vor.