Devisen „Frankenschock“ ist abgehakt – Schweizer Währung durchbricht magische Marke von 1,20 Euro

Zum ersten Mal seit drei Jahren kostet der Euro wieder 1,20 Franken. Die Schweiz kann den „Frankenschock“ endlich abhaken. Doch das freut nicht jeden.

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Der starke Schweizer Franken ist für die schweizerische Wirtschaft zur Belastung geworden. Jetzt kann aufgeatmet werden. Quelle: dpa

Zürich Auch wenn die Devisenexperten der DZ Bank vermuten, dass man in der Schweiz „das Knallen von Sektkorken“ gehört hat: Ob die schweizerische Notenbank den besonderen Moment begossen hat, ist nicht überliefert. Es gibt etwas zu feiern: Drei Jahre nach dem „Frankenschock“ kostet der Euro wieder 1,20 Franken. Die Notenbanker haben damit eine Sorge weniger, denn der starke Franken war für die Wirtschaft in der Schweiz zur Belastung geworden.

Der schwächere Frankenkurs hilft eidgenössischen Unternehmen, die ihre Produkte im Ausland verkaufen – und ärgert Schweizer, die zum Shoppen über die Grenze fahren. An der Geldpolitik der Schweiz ändert sich aber erst einmal nichts, erklärte Notenbankchef Thomas Jordan. „Im Moment gibt es keinen Grund, mit Blick auf die Geldpolitik irgendetwas zu tun“, sagte er am Donnerstag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Bloomberg.

Vor drei Jahren hatte der SNB-Chef die weiße Fahne geschwenkt: Damals gaben die Notenbanker die Kursgrenze von 1,20 Franken je Euro auf, die sie vorher mit milliardenschweren Devisenkäufen verteidigt hatten. Der überraschende Schritt sorgte an den Märkten für Verwerfungen.

Der Franken wertete schnell auf – zum Leidwesen der Exportindustrie. So litten etwa die Schweizer Uhrmacher, die ihre Produkte in aller Welt verkaufen, unter der stärkeren Währung: Verglichen mit Produkten aus anderen Ländern wurden ihre Uhren teurer.

Der Spuk ist nun vorbei: Am Donnerstagnachmittag erreichte der Euro erstmals wieder die 1,20-Franken-Marke. „Damit dürfte die Zentralbank das Kapitel ‚Wechselkursuntergrenze‘ endgültig als abgehakt einstufen“, schreiben die Devisenanalysten der DZ-Bank. Die mögliche Hoffnung auf eine baldige restriktivere Geldpolitik in der Schweiz sei aber dennoch übertrieben.

Das sieht Notenbankchef Jordan ähnlich: Der Frankenkurs gehe zwar in die richtige Richtung, die Situation sei aber noch immer „fragil“ und könne sich täglich ändern, sagte Jordan. „Deshalb bleiben wir sehr wachsam“.

Die Notenbank hatte die Kursgrenze eingeführt, weil ausländische Investoren die Eidgenossen mit ihrem Geld regelrecht überhäuften. Wegen der Unsicherheit um die Staatsschuldenkrise in der Eurozone brachten Großinvestoren ihr Kapital lieber in die Schweiz.

Zudem weitete die Europäische Zentralbank ihre Geldpolitik aus. Das führte dazu, dass der Franken zum Euro an Wert gewann. Zunächst versuchte die SNB, die Kursgrenze zu verteidigen, im Januar 2015 gab sie das Vorhaben jedoch überraschend auf.

Die Notenbanker intervenierten jedoch weiter am Devisenmarkt. Zudem beließen sie die Leitzinsen bei -0,75 Prozent, also noch tiefer als in der Eurozone. Mit der Zeit hat sich das Blatt gewendet. Die Wirtschaft im Euroraum erholte sich. Zugleich wächst die Hoffnung auf eine Abkehr von der expansiven EZB-Politik. Dann bekäme auch die Schweiz mehr Spielraum bei ihrer Geldpolitik.

Zum guten Ton in der Welt der Notenbanken gehört, dass man den Kollegen nicht ins Handwerk pfuscht. So wollte Notenbankchef Jordan die EZB-Politik nicht direkt kommentieren. Doch dass große Zentralbanken rund um die Welt ihre Geldpolitik normalisierten, sei ein gutes Zeichen, sagte Jordan am Donnerstag. Das würde „kleinen Wirtschaftsräumen helfen und ihnen in Zukunft mehr Spielraum geben“.

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