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Devisen Italien lässt Euro absacken

Für Italien wird es immer teurer, sich frisches Geld vom Kapitalmarkt zu besorgen. Das belastet auch den Euro - die europäische Währung verliert deutlich.

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Frisch geprägte Ein-Euro-Münzen. Quelle: dpa

Frankfurt Auch nach dem Regierungswechsel in Rom haben die Anleger am Anleihemarkt einen großen Bogen um Italien gemacht. Die Renditen der zehnjährigen italienischen Staatspapiere zogen bis auf fast 6,8 Prozent an. Für frisches Geld der Anleger muss die römische Regierung damit ungeachtet des Rücktritts von Ministerpräsident Silvio Berlusconi immer tiefer in die Tasche greifen. „Mittelfristig ist keine der politischen Veränderungen ausreichend, um die tiefgreifende Schulden- und Finanzkrise der Euro-Zone zu überwinden“, fassten die Analysten der Lloyds Bank zusammen. Auch der Euro konnte nicht profitieren, sondern notierte mit 1,3653 Dollar rund einen US-Cent niedriger als am Freitagabend.

In Athen hat der frühere EZB-Vize Lukas Papademos die Regierungsgeschäfte übernommen. In Rom will der frühere EU-Kommissar Mario Monti nach dem Rücktritt von Silvio Berlusconi die von der EU geforderten Reformen durchsetzen. „Damit haben nun zwei starke Persönlichkeiten übernommen, die bereit sind, das öffentliche Interesse über ihr persönliches zu stellen“, erklärte Mike Lenhoff, Chefstratege bei Brewin Dolphin. Die Umsetzung des Sparprogramms und der Reformen sei aber schwierig. „Die Zweifel an der Zukunft der Euro-Zone sind einfach nicht auszuräumen“, erklärte ein Rentenhändler in Frankfurt. „Fundamentaldaten gelten nicht viel, der Markt spielt die Angst“, fügte er hinzu.

Dies lies sich am neuerlichen Run auf die deutschen Staatsanleihen ablesen. „Die Anleger kaufen nur noch Bunds“, sagte ein Börsianer. Der Bund-Future stieg bis zum Nachmittag um 1,08 Punkte auf 138,34 Zähler. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen fiel auf 1,787 von 1,883 Prozent am Freitag. Im Gegenzug brach das italienische Pendant um bis zu 1,68 Zähler auf 86,44 Punkte ein. Dies trieb die Rendite auf 6,766 von 6,502 Prozent hoch. Damit näherte sich der Zins wieder dem Rekordniveau vom vergangenen Donnerstag, als Italiens Anleihen zeitweise bei 7,5 Prozent rentierten - so viel wie noch nie seit der Einführung des Euro zum 1. Januar 1999. Die Auktion neuer Staatanleihen mit einer Laufzeit von fünf Jahren wurde vom Markt nur kurz positiv aufgenommen. Die Erleichterung darüber, dass Italien noch Geld bekommt, wich rasch der Erkenntnis, dass es sich um ein kleines Volumen mit einer ungewöhnlich hohen Rendite drehte. Das Land platzierte Anleihen für drei Milliarden Euro für 6,29 Prozent - das höchste Niveau in der Euro-Geschichte.

Die fünfjährigen Papiere verharrten denn auch am Nachmittag mit rund 6,7 Prozent auf ungewöhnlich hohem Niveau. Laut Händlern kaufte die EZB nach der Versteigerung am Sekundärmarkt wieder italienische Anleihen. Ein Händler vermutete, die EZB kaufe Papiere mit Laufzeiten bis 2018, andere sahen sie im vier- bis fünfjährigen Bereich.

Die Angst vor einer Ausbreitung der Krise ließ auch die Renditen der spanischen Staatsanleihen wieder erstmals seit dem Sommer über sechs Prozent steigen. Am Sonntag wird in Spanien gewählt. Umfragen zufolge liegen die oppositionellen Konservativen, die Reformen auf dem Arbeitsmarkt und in der Bankenbranche versprochen haben, vorne.

Auch die Renditen der belgischen Papiere zogen spürbar auf 4,6 Prozent an. Die französischen Renditen verharrten bei etwa 3,4 Prozent.

Am Devisenmarkt zogen die meisten Anleger den Dollar dem Euro vor. „Die Entwicklung in Italien und Griechenland ist nicht so ganz nachhaltig“, erklärte MM-Warburg-Händler Klaus Gölitz. „Die Unsicherheit bleibt“, fügte er hinzu.

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