Devisen Johnsons Drohgebärden verschrecken Pfund-Anleger

Die britische Währung verbilligte sich am Montag gegenüber dem US-Dollar. Grund dafür ist die wieder aufkommende Angst vor einem harten Brexit.

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Zum 31. Januar ist Großbritannien offiziell aus der EU ausgeschieden. Quelle: dpa

Die wieder aufgeflammte Furcht vor einem harten Brexit brockt dem Pfund Sterling den größten Kursrutsch des Jahres ein. Die britische Währung verbilligte sich am Montag um 1,1 Prozent auf 1,3058 Dollar.

Auslöser des Ausverkaufs waren am Wochenende bekanntgewordene Teile einer für Montag geplanten Rede von Premierminister Boris Johnson. Darin betont er, Großbritannien wolle sich nicht an die EU-Regeln halten. Sollte die Staatengemeinschaft einem Freihandelsabkommen nach dem Vorbild der Einigung mit Kanada nicht zustimmen, werde er eine lockerere Bindung anstreben, wie sie beispielsweise Australien habe.

EU-Chefunterhändler Michel Barnier entgegnete, dass die Qualität des britischen Zugangs zum Binnenmarkt vom Umfang gemeinsamer Standards abhänge. Die Entscheidung des Vereinigten Königreichs sei der Schlüssel für die künftigen Beziehungen. In der EU wird befürchtet, dass Großbritannien künftig Unternehmen mit niedrigeren Steuern und laxeren Vorschriften anlocken wird.

„Das sind von beiden Seiten nicht sehr ermutigende Signale vor Beginn der Verhandlungen“, sagte Adam Cole, Chef-Anlagestratege für Devisen bei der Investmentbank RBC Capital Markets. „Sie positionieren sich bei zwei Extremen.“

Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann warnte, dass Großbritanniens Verhandlungsposition nicht so stark sei, wie die Regierung in London unter Hinweis auf die Bedeutung des Landes als Absatzmarkt für EU-Güter glauben machen wolle.

„Das Problem an Importen ist: Man muss sie bezahlen. Irgendwann.“ Er halte die aktuelle Pfund-Abwertung für gerechtfertigt. „Dass es nicht noch vielmehr leidet, ist allein der Tatsache geschuldet, dass kaum noch jemand die Drohungen des britischen Premiers ernst nimmt, nachdem er schon 2019 einen 'No-Deal'-Brexit angekündigt hatte, letztendlich aber gekniffen hat.“

Zum 31. Januar ist Großbritannien offiziell aus der EU ausgeschieden. Bis zum Jahresende gilt eine Übergangsfrist, bis zu deren Ablauf ein Freihandelsabkommen geschlossen werden muss. Ansonsten droht die Einführung von Zöllen mit entsprechenden Belastungen für die Wirtschaft beiderseits des Ärmelkanals.

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