Devisen Ökonomen fürchten weiteren Yuan-Verfall

Die chinesische Währung hat zuletzt deutlich abgewertet. Das hat mehrere Gründe.

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Yuan-Verfall ruft Chinas Notenbank auf den Plan Quelle: Reuters

Frankfurt Wenn eine Notenbank besonders betonen muss, dass alles stabil sei, dann ist das nicht unbedingt ein gutes Zeichen. Angesichts der jüngsten Schwäche der chinesischen Währung Yuan und der Kursverluste an der Börse dort sah sich der chinesische Notenbank-Gouverneur Yi Gang jedoch genau zu diesem Schritt veranlasst.

Die jüngsten Schwankungen am Devisenmarkt seien größtenteils die Folge eines stärkeren Dollars und der Unsicherheiten im Ausland, erklärte er. Die Notenbank werde weiterhin dafür sorgen, dass der Yuan stabil bleibe.

Der Dollar verteuerte sich am Dienstag auf bis zu 6,7204 Yuan und kostete so viel wie seit einem Jahr nicht mehr. Seit Mitte Juni hat die auch als Renmimbi bekannte Währung rund vier Prozent abgewertet.

Ökonomen halten eine weitere Abwertung der chinesischen Währung für möglich. „Das Wirtschaftswachstum Chinas und der Yuan werden weiter zu Schwäche neigen“, sagt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Er führt dies auf den Handelskonflikt mit den USA und die schwächeren Aussichten für die chinesische Wirtschaft zurück. Ein weitere Faktor sind die steigenden Zinsen in den USA.

„Die USA könnten am Ende fast ihre gesamten Importe aus China mit Strafzöllen belegen“, fürchtet Krämer. An diesem Freitag sollen Sonderzölle der USA von 25 Prozent auf chinesische Importe im Wert von 34 Milliarden US-Dollar in Kraft treten.

Abgaben auf weitere chinesische Waren im Wert von 16 Milliarden sollen am 13. Juli erwogen werden und könnten Anfang August in Kraft treten.

Im Gegenzug hat China umgehende Strafzölle auf Importe aus den USA in ähnlicher Höhe angekündigt. Kommt es zu Vergeltungsmaßnahmen, hat US-Präsident Donald Trump weitere Sonderabgaben auf Importe aus China im Wert von 200 Milliarden US-Dollar angedroht. Damit wäre die Hälfte aller Ausfuhren aus China in die USA betroffen.

Der US-Regierung gehe es nicht nur um eine Reduzierung ihres Handelsbilanzdefizits mit China, sondern auch darum, den wirtschaftlichen und militärischen Aufstieg eines geopolitischen Konkurrenten zu dämpfen, so Krämer. „All das untergräbt das exportgetriebene Wachstumsmodell Chinas.“

Die USA sind der wichtigste Handelspartner Chinas und nehmen etwa ein Fünftel der chinesischen Exporte ab. Krämer hält das Land auch deshalb für anfällig, weil es angesichts hochverschuldeter Unternehmen und einem auslaufenden Immobilienboom ohnehin Probleme habe.

Auch Rolf Langhammer, China-Experte am Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW), fürchtet gravierende Folgen. Die protektionistischen Maßnahmen der USA würden vor allem bei Zukunftsindustrien ansetzen. Hier sei China sehr abhängig von Vorprodukten.

China strebt ein jährliches Wirtschaftswachstum von mindestens sechs Prozent an. Langhammer hält es daher für möglich, dass die chinesische Notenbank die Zinsen senkt, um dieses Ziel zu erreichen. Das Problem dabei: Niedrigere Zinsen würden die chinesische Währung weiter schwächen.

Weltweit gibt es derzeit in den Schwellenländern eher die umgekehrte Tendenz: Viele dieser Staaten, wie zuletzt etwa Indien, Indonesien oder die Türkei sahen sich zuletzt eher zu Zinserhöhungen gezwungen. Sie stehen unter Druck, weil die US-Notenbank Federal Reserve signalisiert hat, dass sie die Zinsen in diesem Jahr stärker anheben könnte.

Bis vor kurzem waren die Führungsmitglieder der Fed mehrheitlich davon ausgegangen, dass sie in diesem Jahr dreimal die Zinsen anheben – inzwischen rechnen sie mit vier Erhöhungen. Durch das höhere Zinsniveau wird es für Investoren attraktiver, Kapital in den USA anzulegen. Für Schwellenländer bedeutet das: Um zu verhindern, dass zu viel Kapital abfließt, müssen sie ebenfalls tendenziell die Zinsen anheben.

Verzichtet China darauf und senkt eventuell sogar die Zinsen, könnte noch mehr Kapital aus dem Land fließen. Langhammer glaubt allerdings nicht, dass es zu dramatischen Abflüssen käme, da die chinesische Währung nicht frei handelbar ist und Kapitalverkehrskontrollen bestehen.

„Die Notenbank wird eine dramatische Abwertung verhindern“, sagt er. Dennoch glaubt auch er, dass es mit dem Yuan weiter abwärts gehen könnte.

Schon die Gefahr eines Handelskrieges kann sich bisweilen stark auf den Wechselkurs auswirken. Als US-Präsident Trump mit Zöllen auf mexikanische Waren drohte, führte das beispielsweise zu einer Abwertung des mexikanischen Peso. Natürlich ist China längst nicht so abhängig von den USA wie Mexiko, doch ein offener Handelskrieg wäre auch für die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt sehr schmerzhaft.

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